Borussia Mönchengladbach Schluss mit dem Fußball: Marx macht's, Daems nicht

Mönchengladbach · Der Mittelfeldspieler beendet nach der Saison seine Karriere, der Linksverteidiger wechselt nach zehn Jahren bei Borussia zum belgischen Erstligisten Westerlo, schließt aber eine Rückkehr nicht aus.

 Thorben Marx (l.) hängt seine Schuhe an den Nagel, Filip Daems versucht sein Glück noch einmal in Belgien.

Thorben Marx (l.) hängt seine Schuhe an den Nagel, Filip Daems versucht sein Glück noch einmal in Belgien.

Foto: Imago

Natürlich hat sich Filip Daems die entscheidende Frage gestellt: "Wann ist der richtige Zeitpunkt aufzuhören?" Er ist 36 Jahre alt und seit 20 Jahren Fußballprofi, zehn davon bei Borussia. Thorben Marx ist 33 Jahre alt und seit 15 Jahren Berufsfußballer, von denen er sechs in Gladbach arbeitete. Beide kamen in dieser Saison, in der Gladbach bereits 44 Pflichtspiele absolviert hat, nicht zum Einsatz. Beide hören nach der Saison bei Borussia auf. Marx macht Schluss mit dem Fußball, Daems nicht, er hat noch keine Lust auf die Fußball-Rente.

Er wechselt in seine belgische Heimat zum Erstligisten Westerlo. "Ich habe überlegt, dann habe ich mich aber entschieden, dass ich noch weitermache. Ich fühle mich gut, die Motivation ist da, die Lust auch", sagt er. Sein Vertrag in Westerlo läuft über zwei Jahre. "Ich freue mich auf die neue Aufgabe", sagt Daems. Thorben Marx hatte längst angekündigt, dass es seine finale Spielzeit sei. Darum genießt er die Zeit der letzten Dinge. Das letzte Trainingslager, die letzte Dienstreise, irgendwann das letzte Mal in der Kabine - "es fühlt sich komisch an", gesteht er. Warum es keine leichte Entscheidung ist, mit dem Fußball aufzuhören, wird deutlich, wenn er sagt: "Ich habe das so lange gemacht, das ist mein Leben." Der Fußball strukturiert, es gibt immer neue Ziele, unter Lucien Favre ist es immer das nächste Spiel.

Bei Daems und Marx ist das letzte Spiel lange her. Marx kam zuletzt am 15. März 2014 zum Einsatz. Das war beim 2:1 in Dortmund. Marx half am Ende mit, den Sieg zu verteidigen. Filip Daems' letztes Spiel war eine Niederlage, am 19. April 2014 ein 2:4 in Freiburg. Am 30. März 2014 erzielte er sein letztes Tor. Beim 3:1 gegen Hamburg traf er per Elfmeternachschuss. Es war der erste Strafstoß, den er als Borusse nicht direkt verwandelte. Zwölfmal tat er das zuvor in Folge - damit ist er Rekordhalter des Klubs.

Nicht nur in dieser Disziplin ist Daems die Nummer eins. Sechs Jahre war er Kapitän - kein anderer ausländischer Spieler trug länger die Binde. Seine lange Gladbach-Zeit in Kürze: 183 Bundesligaspiele, 27 Zweitliga-Partien, 16 DFB-Pokalspiele, zwei in der Champions-League-Qualifikation, zwei in der Europa League, Abstiegskampf, Zweitklassigkeit, Aufstieg, Last-Minute-Rettung, Relegation, Rückkehr in den Europapokal 2012, Champions-League-Play-offs, Europa League. Daems schoss Elfmeter in drei Wettbewerben für Borussia: in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Europa League.

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Thorben Marx kam 2009, als Borussia dabei war, ihren Weg zu finden. Die großen Turbulenzen waren vorbei, und Marx, der zuvor sechs Jahre bei Hertha BSC und drei in Bielefeld gespielt hatte, sollte als Stabilisator im defensiven Mittelfeld für Ruhe sorgen. Er tat das in 99 Bundesligaspielen für Borussia, achtmal im DFB-Pokal und sechsmal in der Europa League.

In der schoss er auch sein letztes Tor für Gladbach: Am 14. Februar 2012 beim 3:3 gegen Lazio Rom, auch das war ein Elfmeter. "Natürlich würde ich gern die 100 Ligaspiele für Gladbach voll machen. Aber als Sportler will man auch nichts geschenkt haben. Ich will einfach die letzten Wochen genießen", sagt Marx.

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Beide Routiniers hätten gern noch mal gespielt in dieser Saison. Nur für hohe Trainingsqualität zu sorgen und ab und an in einem Testspiel mitmachen zu dürfen, das ist nicht wirklich befriedigend für einen Profi. "Es ist keine leichte Situation für mich. Aber man hat auch Woche für Woche gesehen, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben, da ist es schwer, reinzukommen", sagt Daems. Alvaro Dominguez und Oscar Wendt sind die Optionen, die Trainer Lucien Favre bevorzugt. Mittelfeldspieler Marx war das eine oder andere Mal im Kader, für einen Einsatz reichte es bislang nicht, auf seiner Position sind Granit Xhaka, Christoph Kramer und Havard Nordtveit die, die spielen. "Ich kann noch mithalten, aber es wird immer schwieriger. Darum ist es besser, jetzt aufzuhören", sagt er.

Für den Spieler Daems gibt es eine aktive Zeit nach Borussia, für Marx ist Borussia auch nach der Karriere das Thema. Er wird ein Praktikum in der Geschäftsstelle absolvieren, in verschiedene Abteilungen hineinschnuppern und ausloten, ob etwas für ihn dabei ist. "Danach werden wir uns zusammensetzen und überlegen, was mir liegt und wo ich helfen kann", sagt Marx. Er wird in Gladbach bleiben, gerade baut der gebürtige Berliner mit seiner Familie ein Haus. "Wir haben gemerkt, dass das Leben hier für uns das richtige ist", sagt Marx.

Filip Daems hat ebenfalls mit Borussia über die Zeit nach dem Fußball gesprochen. Er ist sich sicher, dass er "nicht für alle Zeiten geht". Wenn es soweit ist, Schluss zu machen, dann "kann ich mir vorstellen, zurückzukehren". Ein Rekordmann wie Daems geht nie so ganz. Und vielleicht, wenn es die Situation hergibt, bekommen er und Marx ja dann doch noch einen Abschiedseinsatz.

(RP)
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