Borussia Mönchengladbach Sechs Thesen zu Borussias neuer Saison

Mönchengladbach · Spieler, Verantwortliche, Fans – für alle bietet die kommende Serie Chancen und Herausforderungen.

Raffael stolpert Borussia Mönchengladbach in die Champions League
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Raffael stolpert Borussia in die Champions League

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Spieler, Verantwortliche, Fans — für alle bietet die kommende Serie Chancen und Herausforderungen.

Realismus wird sich verkaufen lassen, Understatement nicht. Niemand erwartet von Borussia, dass sie 2016 die Meisterschaft und/oder die Champions League gewinnt. Insofern werden die Ankündigungen der Verantwortlichen, auch als Königsklassen-Teilnehmer zu versuchen "weiter die Realität im Auge zu behalten" (Sportdirektor Max Eberl) auf offene Ohren stoßen. Der Hinweis, nicht zu vergessen, wo man seit 2011 hergekommen ist, wird indes immer weniger dazu taugen, erwartbare Rückschläge zu begründen. Realitätsbewusstsein hat Borussia in den vergangenen Jahren gut getan, ein "Kleiner Machen als man ist" wird nach dieser Saison allerdings nicht mehr funktionieren.

Die positiv besetzte Nische zwischen den Branchengrößen bleibt auf Jahres Borussias Chance. Der Platz unter den Top drei in dieser Saison bedeute, so Eberl, nicht, "dass wir generell die Phalanx der Top fünf durchbrochen haben". Indes, sich dem Kampf gegen die echten und verkappten Werksklubs der Bundesligaspitze weiterhin als solide wirtschaftender, bodenständiger Pfleger eigener Historie zu stellen, muss Borussias Nische bleiben. Es ist ein Weg, der Öffentlichkeit Gladbachs Möglichkeiten und Grenzen im Wettstreit um die vorderen Plätze aufzeigt und zudem noch positiv besetzt ist.

Die kommende Saison unter den Top sechs abzuschließen, wäre ein größerer Erfolg als die Champions-League-Teilnahme in dieser. In der aktuellen Europa-League-Saison die Champions-League-Qualifikation zu bewerkstelligen, ist ein großer Erfolg. In der kommenden Saison mit der Königsklasse erneut das Ticket für einen Europapokal zu lösen, wäre ein noch größerer Erfolg. Denn die Belastung der Champions League wird eine neue, ganz andere Erfahrung für das Team.

Favre muss die Rotation 2.0 gelingen. In dieser Spielzeit führte Favre überzeugend und erfolgreich die Rotation bei Borussia ein, um den vergrößerten Kader bei Laune zu halten und die Belastung dreier Wettbewerbe zu verteilen. In einer Champions-League-Saison wird Favre nun eine größere Belastung noch intelligenter verteilen müssen, weil es eben keine B-Gegner wie Limassoll mehr gibt.

Die Champions League wird auch eine Prüfung für die Köpfe der Profis. Das Denken von Spiel zu Spiel, das Wissen um schlechtere Zeiten, die nüchterne Einschätzung des Möglichen — diese mentalen Qualitäten haben Borussia stark gemacht. 2015/16 wird es wichtig, auch als "Team von Welt" nicht die Bodenhaftung zu verlieren, sondern auch einem Spiel in Ingolstadt nicht ansatzweise überheblich zu begegnen.

Nicht zuletzt für die Anhängerschaft wird die kommende Saison zur Prüfung. Der Erfolg, die Euphorie, sie werden neue Fans anlocken, Anhänger, die auf diejenigen treffen, die schon seit Jahren dabei sind. Verschiedene Erwartungshaltungen treffen auf den Rängen auf verschiedene Selbstverständnisse. Aus all dem eine konstruktives Fan-Gesamtbild zu kreieren, wird eine anspruchsvolle Aufgabe, vor allem bei zu erwartenden Phasen von Erfolglosigkeit.

(RP)
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