Borussia Mönchengladbach Sechser mit Ladehemmung und das langsamste Tor der Saison

Mönchengladbach · Das Offensivquartett der Borussia hat so oft zugeschlagen, dass für den Rest des Teams scheinbar nicht viel übrig blieb. Die Sechser um Havard Nordtveit und Christoph Kramer zündeten erst spät – so wie Juan Arango gegen den VfB Stuttgart.

Das Zeugnis der Spieler von Borussia Mönchengladbach 13/14
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Das Zeugnis der Borussen

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Das Offensivquartett der Borussia hat so oft zugeschlagen, dass für den Rest des Teams scheinbar nicht viel übrig blieb. Die Sechser um Havard Nordtveit und Christoph Kramer zündeten erst spät — so wie Juan Arango gegen den VfB Stuttgart.

1.) Verschätzt Dass Verantwortliche eines Vereins Teile der eigenen Fans scharf kritisieren, ohne dass Krawalle der Auslöser sind, kommt in der Bundesliga selten vor. Nach dem 1:1 gegen den VfB Stuttgart, als Juan Arango in der 89. Minute den Ausgleich erzielte, versuchte es Max Eberl mit Zynismus. "Ich freue mich sehr, dass die 52.000 Zuschauer, die dann noch da waren, das miterlebt haben", sagte der Sportdirektor. Gut geschätzt war das jedoch nicht — denn deutlich mehr als 1560 Menschen hatten den Borussia-Park vorzeitig verlassen.

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Foto: RPO/Dieter Wiechmann

2.) Harter Tobak Am gleichen Tag war Trainer Lucien Favre drastischer unterwegs. "Die Leute, die pfeifen, sind dumm geboren und werden nicht intelligent sterben", sagte er im Interview mit WDR2, "das ist klar." Manch einer traute seinen Ohren nicht, aber diese Worte gingen über den Äther.

3.) Rarität So richtig erfreulich an jenem 12. April war nur Juan Arangos Kopfballtreffer kurz vor Schluss. Zuvor hatte der Venezolaner 24 Bundesliga-Tore mit dem linken Fuß erzielt. Fast schon absurd, dass ausgerechnet dieser Treffer gegen Stuttgart sein letzter für Gladbach war. Etwa 2000 Borussen waren zumindest in Kiew 2012 Zeuge dieses Ereignisses gewesen, als Arango das zwischenzeitliche 2:0 für den VfL in den Play-offs zur Champions League köpfte.

4.) Faktencheck "Wer weiß, wie wichtig dieser Punkt für uns noch sein wird", warf Max Kruse nach dem 1:1 gegen Stuttgart in die Mixed Zone. Der Faktencheck nach dem Saisonende ergibt: Völlig unwichtig war dieser Punkt. An den Positionen in der Tabelle hat er nichts geändert und die Borussia hätte Platz sechs auch ohne ihn am 33. Spieltag gegen den FSV Mainz klargemacht.

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5.) Wahre Weisheit In 29 von 34 Saisonspielen hat Gladbach mindestens ein Tor erzielt. Wolfsburg, Hoffenheim, Dortmund und Leverkusen schafften das ebenso, nur die Bayern waren mit der Quote 32 aus 34 besser. Die Tabelle lässt sich an dieser Statistik jedoch nicht zwangsläufig ablesen. Ihren schlechtesten Wert hatte die Borussia in der Überflieger-Saison 2011/12 mit 24 aus 34, sogar im Relegationsjahr war sie mit 27 aus 34 treffsicherer. Man bekommt eine leise Ahnung, was es auf sich hat mit folgender Fußball-Weisheit: "Offense wins games, but defense wins championships."

6.) Spätzünder auf der Doppelsechs Vom 2. bis zum 32. Spieltag erzielten Borussias Sechser kein einziges Tor. Dann brach Havard Nordtveit mit einem wertlosen Freistoßtreffer zum 2:4 beim SC Freiburg den Bann. Zum Saisonende legte auch Christoph Kramer seine Ladehemmung ad acta, traf gegen den FSV Mainz und beim VfL Wolfsburg. Kramers lebhafter Ärger über sich selbst nach vergebenen Großchancen ist irgendwie sympathisch, als Torschütze macht er sich jedoch noch beliebter.

7.) Krisen-Könige aus Köln Trotz zwischenzeitlich neun Spielen ohne Sieg hat es der VfL nach Europa geschafft. Mit einer längeren Krise gelang das in der Bundesliga nur vier Mannschaften. Den Rekord hält der 1. FC Köln, der in der Saison 1991/92 gar 13 Spiele in Folge nicht gewann und dennoch auf Platz vier landete.

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Foto: dpa/Guido Kirchner

8.) Gutes Ende Teil der von Ende Dezember bis Mitte März andauernden Krise waren vier Spiele hintereinander, in denen die Borussia in Führung ging und dennoch nicht gewann. Beim Gastspiel in Dortmund wäre es nach dem 2:0 zur Pause fast ähnlich ausgegangen. Havard Nordtveit flog mit Gelb-Rot vom Platz, Milos Jojic gelang der Anschlusstreffer. Doch die Abwehrschlacht in der Schlussphase inklusive Thorben Marx und Roel Brouwers hatte ein Happy End für den VfL.

9.) Unter dem Radar In Dortmund gelang Raffael das vielleicht langsamste Tor der Bundesliga-Saison. 27 Stundenkilometer entsprechen einem vorsichtigen Rentner mit seinem Auto in der 30er-Zone oder einem forschen Radfahrer. Raffael hauchte den Ball über eine Linie, einer von 15 Saisontreffern des Brasilianers — seit 1995 erzielte nur Marco Reus einmal mehr Tore (18, 2011/12).

10.) Gesetzt Unter anderem dank dieses Sieges in Dortmund muss Gladbach erst am 21. August in die Europa League einsteigen, wenn die Play-offs beginnen. Gelingt die Qualifikation für die Gruppenphase, landet die Borussia aller Voraussicht nach in Topf zwei. 2012 war es noch Topf drei. In der 20. internationalen Saison des VfL würde es eine halbwegs humane Gruppe geben, nachdem das C vor zwei Jahren gefühlt für "Champions League" stand.

(seeg)
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