Borussia Mönchengladbach Selbst Yann Sommer verliert da mal kurz die Ausgeglichenheit

Mönchengladbach · Borussias Torhüter Yann Sommer will nichts hören von alarmierenden Gegentor-Statistiken dieser Wochen.

 Yann Sommer kann die Statistiken nicht mehr hören.

Yann Sommer kann die Statistiken nicht mehr hören.

Foto: afp, dan

Für einen Moment war Yann Sommer nicht mehr da. Jedenfalls nicht der Yann Sommer, den man kennt. Der Yann Sommer, der nach einem Spiel, ganz gleich wie es ausgegangen ist, freundlich und unaufgeregt Auskunft gibt über das Geschehen auf dem Rasen. Jetzt, kurz nach dem Abpfiff der 0:1-Niederlage der Borussen in Mainz, da schaute Sommer plötzlich ein bisschen böse und erhob die Stimme merklich. Es ging um eine Statistik, die nämlich, die die Tore aufführt, die er zuletzt kassiert hat, und auf diese Statistik hat Sommer einfach keine Lust. 19 Tore in sechs Spielen - "das ist mir egal, hört auf, mir diese Fragen zu stellen. Die Statistiken stören mich null, ich kann es nicht mehr hören", stellte Sommer unmissverständlich klar, dass dieser Themenbereich hiermit abgeschlossen sei.

Als Torhüter geht es dem Schweizer natürlich darum, möglichst sein Tor sauber zu halten, doch stellt er stets heraus, dass er auch mit einem 4:3 leben kann, wenn seine Mannschaft denn mit diesem Ergebnis gewinnt. Womit er in diesem Punkt grundsätzlich mit seinem Trainer André Schubert einer Meinung ist. Und doch, das lässt seine Reaktion erahnen, so richtig glücklich ist auch Yann Sommer nicht, wenn es arg viele Gegentore gibt. Schließlich geht es auch um seine Reputation. Und um den Platz im Schweizer Tor, er will im Sommer als Nummer eins der Eidgenossen zur Europameisterschaft.

Nicht, dass es Debatten um ihn und sein Standing gibt, doch im Fußball weiß man nie. Die Konkurrenten arbeiten schließlich ebenfalls auf der Bühne Bundesliga: Roman Bürki bei Borussia Dortmund und Marwin Hitz beim FC Augsburg. Gute Torhüter sind ein Exportschlager der Schweiz geworden. Und Sommer gilt als der Prototyp des guten Torwarts, des modernen Torwarts. Kaum einer seiner Zunft kann es so gut mit dem Fuß. "Das Spiel mit dem Fuß ist wichtig, aber mein Hauptberuf ist immer noch das Bällehalten", sagte er zuletzt. In der vergangenen Saison, seiner ersten in der Bundesliga, machte er das besser als alle anderen Torleute der Bundesliga. Über 80 Prozent der Torschüsse wehrte er ab, derzeit sind es knapp über 60 Prozent. 34 Tore kassierte Sommer in 18 Ligaspielen, zuletzt blieb er im beim 0:0 gegen Ingolstadt am 7. November ohne Gegentor, überhaupt schaffte er das sonst nur noch im Pokal (2:0 bei Schalke 04) und in der Champions League (0:0 in Turin). Beim 2:0 gegen Wolfsburg stand Tobias Sippel im Tor.

In Mainz gab es diesmal nicht sonderlich viel zu tun für Sommer, indes über das entscheidende 0:1, das Christian Clemens mit einem flattrigen Fernschuss erzielte, durfte zumindest diskutiert werden. Vermutlich hätte Sommer den Ball an richtig guten Tagen abgewehrt. "Wenn Clemens den Ball da trifft, wo er ihn treffen will, geht der überall hin, aber nicht ins Tor. Aber das passt eben im Moment bei uns alles ein bisschen zusammen", sagte er. Später wies Borussias Nummer eins seine herausragenden Reflexe nach: Als Yunus Malli verdeckt abzog, war Sommer wie der Blitz unten und lenkte den Ball mit einer Hand um den Pfosten.

Solcherlei Glanztaten zeigte Sommers Gegenüber Loris Karius - aus Borussen-Sicht leider - zu Hauf. Vor allem, als Raffael nach einem Abpraller freie Schussbahn hatte, und Karius von irgendwo heranflog und den Ball zur Ecke boxte. "Da wusste ich, dass wir gewinnen, wenn der Ball nicht reingeht, geht keiner rein", sagte der Mainzer Trainer Martin Schmidt. "Loris Karius hat uns geschlagen", fand auch Yann Sommer, um seine Analyse dann aber zu erweitern: "Wir haben uns selbst geschlagen." Eben weil seine Kollegen aus der Abteilung Attacke es nicht schafften, den Ball an seinem Pendant vorbeizubringen. Sommer weiß, dass es nun vor allem auf ihn und die anderen erfahrenen Spieler im jungen Team ankommt. "Gerade wir müssen den Kopf oben behalten", sagte er. Darum will er sich von diversen Statistiken auch nicht beirren lassen.

(RP)
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