Borussia Mönchengladbach Sommer ist der heimliche Held

Mönchengladbach · Borussias Torhüter bekommt gegen Hannover mehr zu tun als sonst – und Yann Sommer hält mit seinen Paraden den Sieg fest.

 Yann Sommer spielte zum ersten Mal seit fats zwei Monaten ohne Maske.

Yann Sommer spielte zum ersten Mal seit fats zwei Monaten ohne Maske.

Foto: dpa, mb jai

Borussias Torhüter bekommt gegen Hannover mehr zu tun als sonst — und Yann Sommer hält mit seinen Paraden den Sieg fest.

Yann Sommer war froh. Froh, "mal ein paar Bälle halten zu können, mehr als sonst". Nun muss man wissen, dass Borussias Torhüter Schweizer ist, und diese gerade für ihre Zurückhaltung bekannt sind. Es gibt auch andere, wie Granit Xhaka, der sein Herz auf der Zunge trägt, doch Sommer ist ein typischer Eidgenosse. Weswegen seine Einlassungen zu seiner ganz persönlichen Leistung beim 2:1 gegen Hannover 96 durchaus als Understatement gewertet werden dürfen. Sommer war schlichtweg der heimliche Held dieses Spiels, ohne ihn wäre es wohl nichts geworden mit dem Sieg.

Es ist nun mal so im Fußball: Die, die vorne die Tore machen, in diesem Fall waren es Ibo Traoré und Raffael, bekommen vor allem den Ruhm als Mitarbeiter des Tages. Des Torhüters Arbeit, zumal bei einem offensivfreudigen Team wie dem der Gladbacher, steht etwas im Schatten. Das war schon bei Sommers namhaften Vorgängern so, Wolfgang Kleff und Wolfgang Kneib, die Männer, die in den 70ern hinter der legendären Gladbacher Torfabrik standen. Wenn sie hielten, wurde es zur Kenntnis genommen, nur wenn sie es nicht taten, dann gab es Kritik.

Yann Sommer gehört derweil zur modernen Torwartgeneration, die auch für ihre Fußfertigkeit angesehen wird. Das ist es auch, womit Sommer meist verblüfft - auch, weil er das übliche Torwartkönnen gar nicht so oft zeigen darf, muss, kann, weil die Defensivarbeit der Borussen derart griffig ist, dass die Gegner meist gar nicht in den Genuss kommen, den Herrn Sommer zu prüfen. Gegen den Gegner aus den unteren Etagen der Tabelle war das anders. Unverhältnismäßig viele Chancen gönnten die Borussen Hannover, insgesamt 14 Torschüsse verzeichnet die Statistik.

Trainer André Schubert, der bei seinem Torhüter einen recht hohen Maßstab ansetzt und daher davon ausgeht, dass Sommer gewisse Bälle einfach halten muss, war an diesem Tag begeistert von der Darbietung seiner Nummer eins. "Yann hat ein klasse Spiel gemacht, er war unser großer Rückhalt", sagte Schubert. Dreimal hatte der Gelobte Glück: Zunächst, als ihm Artur Sobiech den Ball durch die Beine spitzelte, dann aber Tony Jantschke auf der Linie klärte, später, als Uffe Bech zweimal allein auf ihn zu rannte und das Ziel jeweils knapp verfehlte (Außenpfosten, Außennetz). "Seine Idee war gut, da hatten wir das Quäntchen Glück, das man auch mal braucht", sagte Sommer.

Ibrahima Traoré trifft per Außenrist gegen Hannover
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Traoré trifft per Außenrist gegen Hannover

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Bei den Kopfstößen von Ceyhan Gülselam (64.) und Sobiech (77.) reagierte er indes überragend. Sogar vor Sobiechs Stochertor zum 1:1 wehrte er zunächst ab, war dann aber machtlos. Zweimal eilte er, als sich Gefahr zusammenbraute, auch rechtzeitig aus dem Strafraum heraus und entsorgte den Ball ganz freudlos mit weiten Schlägen. "Wir haben ausnahmsweise mehr zugelassen. Aber das macht einem Torwart auch mal Spaß", gestand Sommer. "Es ist immer schwierig, nach einer Länderspielpause wieder reinzukommen, darum ist es gut für das Selbstvertrauen, dass wir die drei Punkte geholt haben. Hannover hat es uns aber nicht leicht gemacht, sie haben gut zugestellt und ein paar gute Kontermöglichkeiten gehabt", resümierte Sommer.

Es sei ein optimaler Start in die anstehenden englischen Wochen, vor allem mit Blick auf "den nächsten Brocken", den FC Sevilla, der am Mittwoch kommt. Vermutlich wird es auch in diesem Champions-League-Spiel wieder einen Sommer in Hannover-Form brauchen. "Wir wollen unbedingt den dritten Platz, dazu müssen wir gewinnen", weiß Sommer. Die Tore kann er (unter normalen Umständen) nicht machen, trotz aller Qualität am Ball. Aber er kann einen Sieg festhalten. Wie am Samstag.

(RP)
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