Borussia Mönchengladbach Stindl dreht bei Borussia mächtig auf

Hamburg · Der Mittelfeldspieler ist der entscheidende Mann beim 4:1 im Pokal auf St. Pauli. Dabei nimmt Lars Stindl fast eine Doppelrolle ein.

Stindl trifft bei Pflichtspiel-Debüt doppelt
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Stindl trifft bei Pflichtspiel-Debüt doppelt

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Seinen Drang, ganz nach vorne vorzustoßen, gab Lars Stindl erst auf, als die Partie am Hamburger Millerntor vorüber war. Nein, er wollte sich nicht äußern, wollte nicht berichten, wie es denn so war für ihn, in seinem ersten Pflichtspiel für Borussia Mönchengladbach mit zwei Treffern und einer Vorlage ein drohendes Pokalaus in einen ansehnlichen Fußballabend aus Gladbacher Sicht umgemodelt zu haben. So mussten also andere reden, während der 26-Jährige in den Kabinentrakt entschwand. Max Eberl zum Beispiel, Borussias Sportdirektor: "So eine Effizienz zu haben und zwei Tore aus dem Mittelfeld heraus zu machen, das ist schon bemerkenswert. Das ist aber auch genau das, was wir uns vom Lars erhofft haben, also aus dem Mittelfeld heraus ein Stück weit mehr Torgefahr zu haben."

Diese Formulierung, "aus dem Mittelfeld heraus ein Stück weit mehr Torgefahr zu haben", legt dabei auch unvermeidlich den Fokus auf einen Vergleich zwischen Zugang Stindl und Abgang Christoph Kramer. Beide spielen oder spielten ja auch zumindest die Position neben Granit Xhaka auf der Sechs, sind also Teil von Borussias Schaltzentrale. Doch während der Wieder-Leverkusener Kramer seine Stärken in der Balleroberung und Omnipräsenz in elementaren Defensivräumen hat, aber selbst von sich sagt, "ich muss einfach öfter mal ein Tor machen", sind Stindls Impulse in die Offensive hinein vielleicht dessen größte Stärke. Als anderer Typus verändert er natürlich auch das Innenleben in Borussias Mittelfeld. "Das war die Idee, in Lars einen Spieler zu haben, der anders als vorher diesen Tiefgang hat und Torgefahr erzeugt. Natürlich muss das im Wechselspiel mit Granit passen, er darf nicht zu tief stehen und Räume schließen. Aber das muss sich ja alles erst einmal auf einander abstimmen", sagte Eberl auf St. Pauli.

Viel war in den vergangenen Wochen diskutiert und gerätselt worden, ob Trainer Lucien Favre Stindl eher auf der Sechs oder als Teil des Doppelsturms sieht. Wenn der Ex-Hannoveraner es so macht wie am Montagabend, defensiv aufmerksam Lücken schließt und vorne in aussichtsreiche Abschlusssituationen kommt, dann schafft er es im Optimalfall, nicht nur Abräumer Kramer, sondern auch den mitspielenden Torschützen Max Kruse zu ersetzen, den es nach Wolfsburg gezogen hat. Stindls Mitspieler sind jedenfalls schon nach wenigen Wochen angetan von dessen Spielintelligenz. "Ich versuche, immer wieder in diese Situationen zu kommen, vielleicht gibt es nur eine im Spiel. Aber mit intelligenten Spielern wie Lars Stindl ist es halt auch einfach, zusammenzuspielen", sagte Ibrahima Traoré, nachdem Stindl ihm den Ball zu seinem Schlenzer-Tor mustergültig serviert hatte.

Nun war Pauli natürlich weder ein Maßstab für die Liga noch für Champions League - nicht für Stindl und nicht für die Borussia. Aber weil der letzte Eindruck eben immer der prägnanteste ist, geht Gladbach nun mit dem Rückblick auf 45 starke Minuten mit vier Treffern und einem gedrehten Pokalspiel in den Ligaauftakt bei Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr). "Das wird ein ganz anderes Spiel gegen eine Klassemannschaft, die nicht noch einmal eine Saison wie im Vorjahr spielen wird. Aber auch wir sind gut", sagte Traoré. Gut - auch dank Stindl.

(RP)
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