Borussia Mönchengladbach Studie belegt: Borussia tut Gladbach gut

Mönchengladbach · 200 Millionen Euro: So hoch beziffert Prof. Rüdiger Hamm die Wertschöpfung, wenn sich Fans in der Stadt aufhalten und Unternehmen vom Bundesligisten profitieren. Damit lässt Borussia andere Großstadtklubs hinter sich.

Professor Rüdiger Hamm (l.) hat die Studie zu Borussia Mönchengladbach erstellt, die Präsident Rolf Königs (r.) mit Interesse gelesen hat. Christina Fischers Masterarbeit war die Grundlage. Sie wird sich jetzt in einer Doktorarbeit weiter mit dem Thema beschäftigen.

Professor Rüdiger Hamm (l.) hat die Studie zu Borussia Mönchengladbach erstellt, die Präsident Rolf Königs (r.) mit Interesse gelesen hat. Christina Fischers Masterarbeit war die Grundlage. Sie wird sich jetzt in einer Doktorarbeit weiter mit dem Thema beschäftigen.

Foto: Wiechmann

Wenn er noch empirische Belege seiner These gebraucht hätte, dann hätte die gestrige Pressekonferenz bei der Hochschule Niederrhein brauchbares Material geliefert. Der Raum 242 im Z-Gebäude war proppenvoll. "Es ist kuschelig", sagte Professor Rüdiger Hamm zur Begrüßung der Medienvertreter und grinste. Der Leiter des Forschungsinstitut NIERS hat mit seinem Team untersucht, welche Effekte der hiesige Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach für die Stadt und die Region hat. Das Ergebnis ist kaum überraschend: "Borussia nutzt Mönchengladbach und ist ein wichtiger Standortfaktor für die Region", gab Hamm bekannt.

Bei der Präsentation der Studie zeigte sich, dass Borussia einen hohen Werbewert hat - "so voll ist es selten, wenn wir zu Pressekonferenzen einladen", sagte Christian Sonntag, Pressereferent der Hochschule. So darf sich die Hochschule sicher sein, dass die Studie ein gern genommenes Thema sein wird, Hamm wird bald sogar im Ausland darüber berichten, unter anderem in St. Petersburg. Und er bekam die Zusage von Borussias Präsident Rolf Königs, dass der Fußballverein die Fachhochschule, die nun nach 1997 und 2005 schon die dritte Studie zum Lieblingsobjekt der Mönchengladbacher vorlegte, auch künftig unterstützen wird.

Fast 1800 Menschen hat Hamm während der Spielzeit 2012/2013 für seine Untersuchung befragt - und herausgefunden, dass der Klub sehr, sehr wertvoll für Mönchengladbach und seine Umgebung ist. Auf insgesamt 200 Millionen Euro taxiert Hamm den "Wertschöpfungseffekt". "Mit Aufträgen versorgte Unternehmen kurbeln ihre Produktion an, Stadionbesucher geben Geld für Essen, Trinken und Übernachtungen in der Stadt aus", sagte der Wissenschaftler , der Borussia mit einem "mittelständischen Unternehmen" vergleicht.

Der Borussia-Park als schöne WM-Kulisse
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Dass der Name Borussia zudem im hohen Maß zum Werbe- und Imagegewinn der Stadt beiträgt und sie, kurz gesagt, bekannt gemacht hat, bekommt Klub-Chef Rolf Königs immer wieder zu spüren, wenn er unterwegs im Lande oder in der Welt ist. "Wenn man Mönchengladbach sagt, gibt es manchmal Schulterzucken, wenn man Borussia sagt, ist die Stecknadel auf der Landkarte gesetzt". Die Ergebnisse der Studie stützen das: "80 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass Borussia die Bekanntheit der Stadt im Inland erhöht, einen solchen Effekt im Ausland sehen 41 Prozent der Befragten", sagte Hamm.

Zehn bis 20 Millionen Euro würde es die Stadt kosten, wenn sie die Medienpräsenz des Klubs in harter Werbewährung zahlen müsste, ergab die Studie. Ähnliche Effekte traut Professor Hamm Großstadtklubs wie dem Hamburger SV, Hertha BSC Berlin oder dem 1. FC Köln nicht zu. "Diese Städte werden auch mit anderen Faktoren verbunden", sagte er. Das ist am linken Niederrhein anders: "Die Stadt gehört zu Borussia, und Borussia zur Stadt", sagte Stephan Schippers, Geschäftsführer des Vereins. Auch das deckt sich mit den wissenschaftlichen Ergebnissen. "Borussia ist das wichtigste Wahrzeichen der Stadt", sagte Hamm.

Choreo beim Länderspiel der Nationalmannschaft in Mönchengladbach
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Foto: Christian Spolders

"Die Ergebnisse der Studie machen uns natürlich stolz", gestand Schippers. Künftig, kündigte Rolf Königs an, wolle Borussia auch im Ausland präsenter sein, zuletzt hatte er schon angemerkt, dass der asiatische Markt "sehr interessant" sei. Dass die Mannschaft in der kommenden Saison international spielt, ist da natürlich hilfreich. Wenn Borussia Erfolg hat, ist das auch gut für das Selbstbewusstsein der Stadt. Hamm vermutet auch, dass der Fußball-Klub Kern eines regionalen Netzwerks ist, denn 62 Prozent der Kooperationspartner Borussias sind aus der Region.

Dieser Aspekt wird bald genauer erforscht. Christina Fischer, deren Masterarbeit Grundlage der aktuellen Studie war, will sich in ihrer Doktorarbeit damit befassen. Die empirische Untersuchung führt sie bestenfalls im Logenbereich des Borussia-Parks durch. "Die große Terrasse in unserem Stadion ist ein idealer Ort für Netzwerker", sagte Königs.

(RP)
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