Roel Brouwers Teamplayer, Sportsmann, guter Typ

Mönchengladbach · Für Überraschungen war Roel Brouwers selten zu haben. Bei dem langen Niederländer wusste man immer, was man bekam: Die Zuverlässigkeit war stets sein Markenzeichen. Am Ende seiner Fußball-Laufbahn indes, da hat er die Öffentlichkeit dann doch überrascht: Er hörte gefühlt von jetzt auf nun auf mit dem Fußball.

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Foto: Dirk Päffgen

Zuletzt hatte er noch 90 Minuten gespielt für Rode Kerkrade, den Klub bei dem er seine Fußballerlaufbahn ausklingen lassen wollte, und nun teilte er mit: Es ist vorbei mit dem Fußball. Rums. Doch wie immer bei Brouwers ist es keine Einfach-so-Geschichte. "Die Entscheidung ist nicht über Nacht gefallen. Ich habe viele kleine Wehwehchen und kann nicht die gewünschte Leistung abrufen", sagte er "Voetbal International". 34 Jahre ist er alt, und der Körper macht nicht mehr so mit, wie gewünscht. Darum ist Brouwers konsequent. Er muss sich nichts mehr beweisen, er will Spaß am Spiel haben und sich nicht quälen, zumal auf dem Kerkrader Kunstrasen, der doch mächtig "auf die Knochen" geht.

Nun geht Brouwers also die Zukunft ohne das Spiel an. Vielleicht macht er weiter in einer Funktion bei Roda, indes nicht als Trainer, das stellte er gleich klar. Aber es ist alles offen und vieles möglich. Demnach eventuell auch eine Rückkehr nach Gladbach, als was auch immer. Vielleicht gab es ja am vergangenen Mittwoch lockere Gespräche, denn da war Brouwers im Borussia-Park und schaute sich das große Spiel seiner Ex-Kollegen gegen den FC Barcelona an. Es darf zumindest spekuliert werden.

Ganz sicher kann man sich Roel Brouwers auch wieder im Gladbach-Trikot vorstellen — bei der Weisweiler Elf. Das Traditionsteam kann einen wie ihn gebrauchen, ganz sicher. Denn Brouwers gehört zu den beliebtesten Spieler der jüngeren Vereinsgeschichte. 2007 kam er, und in den neun Jahren seiner Zeit in Gladbach wurde er Kult. "Roooooooel" hallte es immer wieder in der Kurve, wenn er spielte, ja er hatte sogar als einziger Spieler sein ganz persönliches Fan-Trikot.

Er kam aus Paderborn, als Borussia Zweitligist war und war gleich der Liebling der Fans, im Dezember 2007, nach seinem ersten halben Jahr in Gladbach, wurde er zum Abwehrspieler der Hinrunde gewählt. Hernach machte Brouwers den gesamten Aufschwung aus Liga zwei bis hoch in die Champions League mit. Brouwers war auch Borussias (Ersatz-)Kapitän, war immer da, wenn er gebraucht wurde und war immer geduldig, wenn es nicht so war. Ein Teamplayer, ein Sportsmann, ein guter Typ.

Das Phänomen Brouwers zeigt, dass es im Fußball nicht nur um Talent und Handwerk geht, sondern auch ums Herz. Brouwers lieferte stets ehrliche Arbeit ab, er konzentrierte sich auf das, was er konnte, ohne Fisimatenten. Er ist ganz einfach authentisch. 2008, als die EM in Österreich und der Schweiz war, gehörte er nicht zum Holland-Kader — und fuhr kurzerhand mit seinen Kumpels nach Bern und zeltete ganz in der Nähe des Oranje-Quartiers. Typisch Brouwers. Bodenständig, cool.

Am 14. Mai machte er sein 210. Pflichtspiel für Gladbach (16 Tore), es war zugleich sein letztes. 2:0 gewann Borussia mit Brouwers, der die letzten 14 Minuten mitmachte, bei Darmstadt 98. Eine Woche zuvor, beim 2:1 gegen Leverkusen hatte er, indes ohne Einsatz, seinen emotionalen Abschied im Borussia-Park erlebt, das volle Programm mit Humba, "Roooooooel"- Rufen und Abschiedstränen. Er wechselte zu Roda, dem Verein, bei dem seine Profikarriere begonnen hatte, weil er noch spielen wollte und diesbezüglich in Gladbach keine Perspektive mehr sah. Das ging nicht so wie erhofft. Darum hat Roel Brouwers nun Schluss gemacht mit dem Fußball. Tot ziens, Roooooooel!

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