Borussia Mönchengladbach Ter Stegen: "Weiß nicht, ob sich Messi an mich erinnert"

Mönchengladbach · Der Traum vom FC Barcelona geht für Marc-Andre ter Stegen in Erfüllung. Dass er bei den Katalanen Stammtorhüter wird, ist aber nicht sicher.

Länderspiel 2012: Ter Stegen hält Messi-Elfmeter
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Bei Lionel Messi hat sich Marc-Andre ter Stegen bereits vor fast zwei Jahren angemeldet. Am 15. August 2012 stand der deutsche Nationaltorhüter dem Weltfußballer im Länderspiel in Frankfurt/Main Auge in Auge gegenüber, ter Stegen ging wie in Zeitlupe rückwärts in sein Tor — und hielt den Ball nach einem ziemlich schwach geschossenen Elfmeter des Argentiniers sogar fest. Wenn Lionel Messi demnächst antritt, will Marc-Andre ter Stegen allerdings nicht elf, sondern etwa 90 Meter entfernt stehen — im Tor des FC Barcelona.

"Ich glaube, der gehaltene Elfmeter wird weniger Gesprächsthema im ersten Training sein. Ich weiß nicht, ob er sich noch an mich erinnert, aber ich glaube schon", sagte ter Stegen im Interview bei Fohlen.tv.

Eine gewisse Ehrfurcht vor den Superstars der Katalanen war ter Stegen allerdings nach der Bekanntgabe seines Wechsels anzumerken. "Ich möchte etwas Neues kennenlernen", schrieb er am Montagabend auf seiner Facebookseite recht schüchtern, "und ich freue mich auf die Herausforderung." Dabei dokumentierte er, dass er bereits die ersten Spanisch-Vokabeln gelernt hat — er beendete seinen Eintrag mit: "Hasta luego. Saludos."

Wahrscheinlich könnte er auch mit dem besten Fußballer der vergangenen zehn Jahre zumindest Höflichkeiten austauschen; schließlich hatte er genug Zeit, schon mal ins Wörterbuch zu schauen. Fast ein halbes Jahr lang zog sich der Transfer, bis ter Stegen am Montag endlich verkünden durfte, was ohnehin jeder längst zu wissen glaubte. "Das ist ein guter Zeitpunkt. Ich freue mich, dass jeder es jetzt weiß. Es war nicht immer einfach, es für mich zu behalten. Aber so war es wohl für alle Beteiligten am besten", betonte der Keeper.

"Vor dem Winter kam die Anfrage"

Der Wechsel war lange beschlossene Sache. Ter Stegen: "Für mich stand es schon lange fest. Vor dem Winter kam die Anfrage, wir haben viele Gespräche geführt, und dann habe ich mich dazu entschlossen, die Herausforderung anzunehmen."

Das "komische Gefühl", das ihn beim Verlassen seiner Jugendliebe Borussia Mönchengladbach nach 18 Jahren beschlichen hat, könnte auch der Ungewissheit geschuldet sein. Seit er mit Barca, einem "ganz besonderen" Verein (ter Stegen), wohl bereits im Januar grundsätzliche Einigung erzielte, hat sich einiges verändert.

Auf der USA-Reise der Nationalmannschaft leistete sich der 22-Jährige ein Slapstick-Gegentor und wurde zum Gespött der Leute, bei Bundestrainer Joachim Löw ist er seitdem allenfalls als Notnagel gefragt — wie zuletzt beim fragwürdigen 0:0 gegen Polen.

Zudem verlässt Trainer Gerardo Martino den FC Barcelona, über die Einstellung des seit Montag feststehenden Nachfolgers Luis Enrique (44) zu einem hochveranlagten deutschen Torhüter ohne große internationale Erfahrung kann nur gerätselt werden.

Immerhin: Sportdirektor Andoni Zubizarreta (52), einst spanischer Nationaltorhüter, gilt als starker Fürsprecher. Victor Valdes und Jose Manuel Pinto verlassen Barcelona ebenfalls, ter Stegen bekommt zunächst also nur Konkurrenz aus der zweiten Mannschaft oder der Jugend-Akademie — wenn Enrique ihm vertraut.

Bei Barca, das vor einem Umbruch steht, ist ter Stegen der zweite deutsche Torhüter nach dem 2009 verstorbenen Robert Enke. Dessen sportliches Beispiel könnte dem dritten deutschen Spieler im Verein nach dem Zweiten Weltkrieg (zudem: Bernd Schuster) eine Warnung sein. Enke kam ebenfalls von Gladbach über den Umweg Benfica Lissabon zu den Katalanen, für die er ein einziges Spiel absolvierte — dann wurde er in die Türkei und anschließend an CD Teneriffa verliehen.

Ter Stegen bringt die nötige Klasse und Konstanz mit, sich durchzusetzen: Seit seinem Bundesliga-Debüt im April 2011, gleich einem 5:1 gegen den Erzrivalen 1. FC Köln, hat er 108 Bundesliga-Spiele in Serie absolviert.

(sid)
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