Südkoreas Nationalcoach Stielike wird 60: Für immer das "Sakko des Grauens"

Köln/Seoul · Europameister Ulli Stielike feiert am Samstag seinen 60. Geburtstag. Nach großen Profi-Erfolgen mit Borussia Mönchengladbach und Real Madrid verbringt der Jubilar seinen Ehrentag als Südkoreas Nationaltrainer im Orient auf dem Trainingsplatz.

Das ist Uli Stielike
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Foto: Andreas Endermann

Ulli Stielike ist Kult. Sein legendäres "Sakko des Grauens" bleibt dem Europameister von 1980 wohl für alle Zeiten in den Kleidern stecken. Dabei wird der Spott über den schwarzkarierten Fauxpas bei seiner Vorstellung als DFB-Trainer unter dem damals neu installierten Teamchef Erich Ribbeck vor 16 Jahren nicht gerecht: Wenn Südkoreas Nationalcoach am Samstag im Kreis seiner Mannschaft seinen 60. Geburtstag begeht, kann der einstige Star von Borussia Mönchengladbach und Real Madrid auf große Erfolge zurückblicken.

Die geballte Aufmerksamkeit für seinen Modestil passte auch so gar nicht zu Stielike, der kaum einmal ins Rampenlicht drängte: Bereits zu Beginn seiner Karriere lehnte der Junioren-Nationalspieler zunächst einige Angebote von Bundesliga-Klubs ab und blieb seinem Stammverein SpVgg Ketsch bis zur A-Jugend treu, ehe das damalige Mittelfeld-Talent 1973 dem Lockruf von Hennes Weisweiler an den Gladbacher Bökelberg folgte. Auch in seiner zweiten Fußball-Karriere als Trainer nach überwiegend glanzvollen Zeiten bei Real Madrid arbeitete Stielike zumeist eher in Nischen im Ausland als im Blickpunkt des Interesses.

Sein derzeitiges Engagement in Südkorea passt denn auch beinahe maßgeschneidert zum Jubilar: ansprechendes Niveau mit Entwicklungsmöglichkeiten und außerhalb medialer Brenngläser wie in Deutschland. "Das langfristige Ziel ist die WM 2018 in Russland. Kurzfristig wollen wir im Januar in Australien eine ordentliche Asien-Meisterschaft spielen", sagte Stielike im vergangenen September nach seiner überraschenden Ernennung der zuletzt in Brasilien schon in der WM-Vorrunde gescheiterten Asiaten.

Bei seiner Aufgabe kann der Coach durchaus auf Erfahrungen mit Strukturen bei Nationalteams und der Optimierung von Rahmenbedingungen zurückgreifen. Schon vor seinem Engagement beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), wo der 42-malige Nationalspieler nach dem Co-Trainer-Intermezzo noch bis 2006 als Junioren-Coach arbeitete, hatte Stielike den Chefposten bei der Schweizer Nationalmannschaft übernommen. Nach dem Aus beim DFB folgte ein Engagement bei der Elfenbeinküste, das jedoch 2008 kurz nach dem tragischen Tod von Stielikes Sohn Michael endete.

Die Co-Trainer der Nationalmannschaft
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Foto: dpa, nic

Südkoreas Länderspiele am Freitag in Jordanien und am Dienstag im Iran führen Stielike, der für Deutschland an der WM-Endrunde 1982 in Spanien und den EM-Turnieren 1980 in Italien und 1984 in Frankreich teilnahm, rund um seinen Ehrentag in gleichfalls bekannte Gefilde zurück: Vor dem Amtsantritt beim WM-Vierten von 2002 arbeitete der Badener in Katars Hauptstadt Doha bei den Klubs Al-Arabi und Al-Sailiya. Als einzigen Verein in Deutschland betreute Stielike Mitte der 90er Jahre den damaligen Zweitligisten Waldhof Mannheim.

Keine seiner Trainer-Stationen indes hatte eine vergleichbare Strahlkraft wie seine Klubs als Spieler. Gladbach stieg auch dank Stielike in den 70ern durch drei Meisterschaften, einen Pokalerfolg und einen Triumph im früheren UEFA-Cup in die europäische Elite auf, ehe der Mittelfeldmotor 1977 zu Real wechselte und bei den Königlichen in acht Jahren zwei Europacup-Triumphe, drei Titel und zwei Pokalsiege feierte. In Spanien, wo die Fans Stielike wegen seiner Laufstärke "die Lunge" nannten und dreimal zum besten Ausländer der Primera Division wählten, ist der Süddeutsche nach seiner Profi-Laufbahn auch sesshaft geworden.

(sid)
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