Borussia Mönchenglabdach Und wenn jetzt noch Kruse wieder trifft

Mönchenglabdach · Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre klagt nach 17 Spielen ohne Niederlage auf hohem Niveau. Der Schweizer meint, dass das Spiel durch die Mitte gefährlicher werden muss.

 Max Kruse bejubelt seinen Treffer in Hannover.

Max Kruse bejubelt seinen Treffer in Hannover.

Foto: dpa, pst jai

Lucien Favre freute sich. Nach dem Morgentraining gratulierten viele Fans dem Trainer von Borussia Mönchengladbach nachträglich zum 57. Geburtstag, einige hatten sogar Präsente mitgebracht. Favre sagte vielfach "Merci" und schrieb Autogramme. Der Schweizer ist für die Borussia-Fans der "beste Trainer, den wir haben können", wie jemand bei Facebook schrieb unter das Video vom Geburtstagsständchen, das ihm die Gladbacher Nordkurve nach dem 3:1 gegen Hoffenheim brachte. Als Favre im Februar 2011 kam, war Borussia fast schon Zweitligist, heute gehört sie zum Besten, was die Bundesliga zu bieten hat.

Favre wirkt immer etwas verlegen, wenn er beglückwünscht wird zu dem, was Sportdirektor Max Eberl und er aufgebaut haben. Natürlich freut er sich, dass sein Team den Uraltrekord von Hennes Weisweilers Fohlenelf eingestellt hat, weil sie 17 Spiele seit dem Saisonstart unbesiegt geblieben ist. "Aber", sagt Favre, "vor allem ist wichtig, dass wir 20 Punkte haben." Das ist für ihn ein messbarer Wert, die Geschichte ist schön, aber Vergangenheit. "Wir wollen die Serie fortsetzen", verspricht Favre und ist damit wieder mittendrin in der Gegenwart.

In dieser ist Borussia richtig gut. Vor allem defensiv. Fünf Gegentore gab es in zehn Bundesligaspielen - das ist Vereinsrekord. Dafür ist auch der neue Torwart Yann Sommer verantwortlich, der Schweizer macht einen prächtigen Job. Auch die Neulinge André Hahn (fünf Tore), Ibrahima Traoré (3) und Thorgan Hazard (3) sind voll eingeschlagen, einzig der bei der WM so starke US-Amerikaner Fabian Johnson hat noch deutliches Steigerungspotenzial. In 17 Spielen veränderte Favre 17-mal die Aufstellung - ohne Qualitätsverlust. Er hat einen hochwertig breit aufgestellten Kader. Vor allem die Flügel sind ausgezeichnet besetzt, "jeder, der spielt, kann ein Tor machen", sagt Patrick Herrmann, der gegen Hoffenheim Doppeltorschütze war. Taktisch ist Favres Team auf einem ganz hohen Niveau unterwegs, sein Verschiebesystem lässt den Gegnern wenig Raum für Möglichkeiten.

Daran sind auch die Eigengewächse Tony Jantschke und Julian Korb beteiligt. Die beiden Defensivspieler arbeiten seit Monaten konstant gut, kaum jemand würde sich wundern, wenn Bundestrainer Joachim Löw sie in den nächsten Tagen zum WM-Qualifikationsspiel in Gibraltar und dem Testvergleich mit Spanien einladen würde. Auch André Hahn, der gegen Hoffenheim zum fünften Mal in dieser Saison das 1:0 erzielte, darf auf einen Anruf Löws hoffen, Mittelfeldspieler Christoph Kramer und Stürmer Max Kruse werden wohl sowieso dabei sein. Gladbach hat viel zu bieten in diesen Tagen.

Lucien Favre genießt das Geburtstagsständchen im Borussia-Park
6 Bilder

Favre genießt das Geburtstagsständchen im Borussia-Park

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Doch Favre wäre nicht Favre, wenn er nicht weiter auf Unzulänglichkeiten hinweisen würde. "Wir hätten das 4:1 nachlegen müssen", moniert er. "Wir müssen weiter arbeiten, um unsere Chancen besser zu nutzen. Vor allem unser Zentrum muss mehr Tore erzielen." Im Zentrum tun vorzugsweise Raffael und Max Kruse Dienst, beide waren in der Vorsaison das überragende Sturmduo. Kruse hat in dieser Spielzeit fünfmal getroffen, seit drei Spielen aber nicht mehr. Raffael schoss gegen Hoffenheim aus 16 Metern freistehend an die Latte. Gleichwohl war er an der Vorbereitung zweier Tore beteiligt. Er ist Borussias Ideengeber, vor dem Tor aber zu wenig effektiv.

Das ist angesichts der Gladbacher Gesamtsituation Klagen auf hohem Niveau. Favre weiß indes, wie gefährlich Zufriedenheit sein kann. Borussia hat es weit gebracht, doch das Projekt vom Niederrhein ist noch lange nicht am Ziel. "Wir sind ehrgeizig, aber wir schauen weiter von Spiel zu Spiel. Jetzt wollen wir Donnerstag in der Europa League in Limassol gewinnen", sagte Favre.

(RP)
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