Borussia Mönchengladbach Vom letzten Derby ist kaum einer dabei

Mönchengladbach · Das Duell zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 17.30 Uhr/Live-Ticker) elektrisiert seit Jahrzehnten das Rheinland. Allein: das Gros der Profis beider Klubs hat das Derby noch nie erlebt. Sie lassen sich die Bedeutung erzählen.

Gladbach gegen Köln: die Bilanzen im Vergleich
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Foto: dpa, Bernd Thissen

Das Duell zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 17.30 Uhr/Live-Ticker) elektrisiert seit Jahrzehnten das Rheinland. Allein: das Gros der Profis beider Klubs hat das Derby noch nie erlebt. Sie lassen sich die Bedeutung erzählen.

Borussia Mönchengladbach und der Derby-Faktor
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Patrick Herrmann nutzte das gemeinsame Ausradeln der Gladbacher Profis am Morgen nach dem 1:1 in der Europa League gegen Villarreal für eine Schulung der Kollegen. "Beim Fahrradfahren haben ich den anderen vom Derby erzählt. Ich haben ihnen gesagt: ,Ihr kennt das ja gar nicht. Da schlottern einem beim Einlaufen schon die Knie. Die Stimmung auf den Rängen ist eine ganz besondere, und das kommt auch auf dem Platz an'", erzählte Borussias Torschütze gegen Villarreal.

Herrmann ist einer von nur drei Profis im aktuellen Fohlen-Kader, die auch beim bis dato letzten rheinischen Derby am 15. April 2012 (3:0 im Borussia-Park) in der Startelf standen. Die anderen beiden sind Martin Stranzl und Havard Nordtveit. Andere sind längst weg: ein Marco Reus, ein Mike Hanke, ein Juan Arango, ein Marc-André ter Stegen. Auf der Gegenseite sind gar nur zwei übriggeblieben: Miso Brecko und Slawomir Peszko. Ein Lukas Podolski, ein Milivoje Novakovic, ein Michael Rensing, sie alle haben den FC inzwischen verlassen. Zwei Kölner Zweitligajahre und eine Gladbacher Anpassung des Personals an höhere Aufgaben haben dafür gesorgt, dass für das Gros derer, die sich am Sonntag im seit langem ausverkauften Kölner Stadion gegenüberstehen, das Derby ein Hören-Sagen-Derby ist.

"Ich freue mich sehr darauf"

"Ein schönes Derby. Ich habe viel gehört über dieses Spiel. Ich freue mich sehr darauf", sagte Gladbachs neuer Torhüter Yann Sommer. Er kennt zwar aus der Schweiz die Rivalität zwischen seinem Ex-Klub Basel und Zürich, allein zur Vorstellung, was sich in Köln abspielen wird, taugt das wohl kaum. Bei Max Kruse gestaltet sich die Situation ähnlich. "Ich habe so ein Derby noch nie erlebt, nur in Hamburg mal, deswegen weiß ich ungefähr, wie es ablaufen wird. Das wird kein normales Bundesligaspiel. Es ist schon sehr wichtig für uns und für die Fans, dass wir das Spiel gewinnen", sagte Borussias Stürmer. Weil jedoch noch das besagte Europa-League-Spiel unter der Woche anstand, widmen sie sich in Gladbach offiziell erst seit gestern der unmittelbaren Derby-Vorbereitung und - Vorfreude. Dass es im Umfeld beider Klubs anders aussieht, weiß Sportdirektor Max Eberl indes nur zu gut. "Hinter den Kulissen wird seit Bekanntgabe des Spielplans darauf hingefiebert", sagt er, der am Sonntag 41 wird und sich auch deswegen drei Punkte in der Domstadt wünscht. Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke konterte den Wunsch prompt: "Den Wunsch können wir leider nicht erfüllen. Aber ein Apfel ist drin, vielleicht noch ein Stückchen Kuchen", sagte er.

Bundesliga 11/12: Gladbach - Köln
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Beide Seiten verzichteten in den vergangenen Tagen weitgehend darauf, mit Sticheleien und Frotzeleien die Stimmung anzuheizen, um so die Hoffnung auf einen Sonntag ohne Krawalle zu nähren. Im Gegenteil: Aussagen von Verantwortlichen bei Borussia und FC zeugen von einer Wertschätzung für die Arbeit der Gegenseite. In Köln sehen sie die kontinuierliche Entwicklung der Borussen vom Kellerkind zum Europacup-Rückkehrer zuweilen gar als Vorbild für den eigenen, noch zu gehenden Weg an, bei Borussia zollen sie derweil Kölns souveräner Rückkehr aus dem Unterhaus Respekt. Beide Seiten sind schlichtweg froh, dass es das Derby wieder gibt. "Das wahre Derby ist eben das gegen den FC", sagt Eberl.

Sportlich wähnen sich die Kölner in der Rolle des Außenseiters, der sich strecken muss, will er der Gladbacher Qualität in der Offensive etwas entgegensetzen. Dort wiederum ist man sich bewusst, dass es Geduld und eines harten Stück Arbeits bedarf, um den einzigen Erstligisten, der nach drei Partien noch gänzlich ohne Gegentor dasteht, zu bezwingen.

Die Historie spricht dabei klar für die Gäste: 22 Mal schon konnte Borussia in Köln gewinnen. Gegen keinen anderen Klub siegen die Mönchengladbacher zudem so oft wie gegen den FC Köln . Am Sonntag soll der 45. Sieg folgen. Mit neuen Helden, die dann eigene Geschichten vom Derby erzählen können.

(RP)
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