Borussia Mönchengladbach Vorerst kein Fan-Lied des Gegners im Borussia-Park

Mönchengladbach · Der FC St. Pauli machte es vor Jahren als erster, Bayer Leverkusen tat es ihm nach: Das Abspielen des Fan-Lieds des Gegners vor Heimspielen. Borussia sieht davon erst einmal weiter ab. Es ist ein Aspekt, der den Fokus auf den Komplex "Willkommenskultur im Fußball" richtet.

Borussia Mönchengladbach trainiert trotz Sturmtief "Niklas"
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Auf den Tag genau können sie beim FC St. Pauli auch nicht mehr eingrenzen, wann sie damit angefangen haben, vor einem Heimspiel das Fan-Lied des Gegners über die Stadionlautsprecher zu spielen. Dafür machen sie es einfach schon zu lange. "Das hat sich im Laufe der 90er Jahre entwickelt", sagt Hauke Brückner von der Medienabteilung der Hamburger - selbst früher Profi am Millerntor. Anfangs sei das oft ein Problem gewesen, der Stadionsprecher habe bei den gegnerischen Vereinen wegen des Liedes angefragt. "Aber zum Teil hatten die gar keins", sagt Brückner. In jedem Fall sind sie bei Pauli Vorreiter in dieser Hinsicht.

Auch Bayer Leverkusen kam so schon in den Genuss dieser Willkommensgeste. "Und dann haben wir gesagt, die Idee ist gut, das machen wir auch", sagt Mediendirektor Meinolf Sprink. So spielten sie bis zu dieser Saison auch in der BayArena das Fan-Lied der Gäste. Bei einem 15.30-Uhr-Spiel am Samstag gegen viertel nach zwei. Da war der Gästeblock schon ordentlich gefüllt, und es war zeitlich noch weit genug weg vom Brimborium, das man um das eigene Lied und die Aufstellung der Werkself herum veranstaltet. Seit Beginn dieser Saison verzichtet man allerdings wieder auf diese Aktion.

Markus Aretz ist Leiter Medien, Kommunikation und Marketing bei Borussia. Er sagt: "Wir haben vor einigen Jahren auch mal darüber diskutiert, ob wir das Fan-Lied der Gäste abspielen, haben aber letztlich darauf verzichtet." Man setze zwar bereits vieles aus dem Bereich "Willkommenskultur im Fußball" um, betont Aretz, aber mit Blick auf das gengerische Fan-Lied führte und führt das Abwägen in Gladbach eben zu dem Schluss, den wohl die meisten Vereine ziehen. "In der überwiegenden Zahl der Fälle würden es unsere Fans als Provokation empfinden", erläutert Aretz. Ein "Mer stonn zo dir FC Kölle" über Lautsprecher? Unvorstellbar. Die Fan-Hymne des BVB oder "Stern des Südens" für den FC Bayern? Auch schwer vorstellbar. Da liegt die Überzeugung nahe, dass aus der De- eine Eskalierung werden könnte. "Wenn, würden wir im Einzelfall entscheiden, ob wir so ein Lied spielen. Bei Paderborn wäre das sicherlich kein Problem", sagt Aretz.

DFL und DFB legen auf das Thema "Willkommenskultur" viel Wert. Es gibt ein internes, 32 Seiten umfassendes Arbeitspapier der DFL zu diesem Thema. "Freundschaft kann man nicht verordnen. Aber man kann durch freundliches Auftreten die Grundstimmung aller positiv beeinflussen. Mit Willkommenskultur im Fußball ist daher ein präventives Signal an die Gast- sowie Heimfans gemeint, dass sie erwünscht sind und dass es ganz besonders auf sie ankommt bei der Gestaltung einer positiven Fankultur", heißt es dort. In dem Papier, das von den Regionalkonferenzen im Vorjahr herrührt und unserer Zeitung vorliegt, sind konkrete Handlungsvorschläge festgehalten, wie Begrüßung und Empfang der gegnerischen Fans am Spieltag aussehen könnten. Es geht um Banner am Bahnhof, Grill-Möglichkeiten am Gästeparkplatz, zusätzliche Gepäckaufbewahrung oder mehr Toiletten. Es sind viele Denkanstöße und kreative Ideen, alleine keine befasst sich mit einer Willkommenskultur im Stadion selbst.

Dort hat der FSV Mainz 05 seinen ganz eigenen Weg gefunden. Stadionsprecher Klaus Hafner gibt den Gästefans die Möglichkeit, ihre eigene Aufstellung zu inszenieren, indem er sie so vorliest, dass die Gäste jeweils den Nachnamen rufen können. Die Konkurrenz erkennt das Mainzer Image des Karnevalsvereins der offenen Arme an, Aretz gibt aber auch zu bedenken, "dass es etwas anderes ist, wenn man seit den 60ern in der Bundesliga spielt und sich so ganz andere Rivalitäten etabliert haben".

(RP)
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