Borussia Mönchengladbach Wie Polizisten das Spiel sichern

Mönchengladbach · Bei der Partie zwischen Borussia und Eintracht Frankfurt waren rund 350 Polizisten im Einsatz. Zu Zusammenstößen rivalisierender Fans kam es nicht.

Polizisten sichern Borussia-Heimspiel
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Foto: Detlef Ilgner

Um kurz vor 14 Uhr steigt am Gleis 4 des Rheydter Hauptbahnhofs die Anspannung. Gleich wird die S-Bahn aus Düsseldorf eintreffen. Mit 350 Fans von Eintracht Frankfurt. Auf der anderen Seite des Bahnsteiges stehen sieben Shuttle-Busse für die Fahrt zum Stadion bereit. Die Partie zwischen Borussia Mönchengladbach und Frankfurt gilt zwar nicht als Risiko-Spiel wie die Partie gegen Köln, aber als problematisch. Denn die Fans der Mannschaften sind teils verfeindet. Oberstes Ziel: verhindern, dass sich Problem-Fan gruppen begegnen.

Rund 350 Bereitschaftspolizisten, zwei Drittel "Fremdkräfte" aus Düsseldorf, Gelsenkirchen, Köln, Aachen und Wuppertal, sind rund um das Spiel im Einsatz, doppelt so viele wie an normalen Spieltagen, bis zu 1000 sind es bei Spielen gegen Köln. Mit einer Lagebesprechung hat der Einsatztag um 11 Uhr begonnen, in der Halbzeit folgt eine Fanbesprechung. Einschlägige Fankneipen werden ebenso beobachtet wie die Wege zum Stadion. Sonderzüge gibt es heute nicht, die Gästefans reisen individuell an. Die Polizei in Gladbach ist deshalb im ständigen Kontakt mit den "szenekundigen Beamten" von Frankfurt und der Bundespolizei, die im Blick hat, über welche Strecke und mit welcher Bahn die Fans kommen.

Heute ist Mönchengladbachs Polizeipräsident Mathis Wiesselmann dabei. Er ist Kölner und FC-Fan. Aber Borussia sei sein zweitliebster Verein. Im Vergleich der Städte ist Mönchengladbach aus Polizeisicht klar im Vorteil: "Durch die zwei Hauptbahnhöfe in Gladbach und Rheydt lassen sich die Fan-Ströme optimal trennen." Was Wiesselmann nicht sagt: Das könnte sich auch bei der EM-Bewerbung als Vorteil erweisen. Der Zug mit den Fans kommt verspätet, in eineinhalb Stunden ist Anpfiff. Bis dahin gilt es, mit dem Bus durch den stockenden Verkehr zum Stadion und dort durch die Vereinzelungsanlage zu kommen. Diese Gitter an den Zugängen stehen noch vom Köln-Spiel vor drei Wochen und erlauben es, die Gäste einzeln und gut beobachtbar ins Stadion zu schleusen. Die Polizei unterscheidet zwischen normalen A-Fans sowie B-Fans, die gewaltbereit und provozierbar sind, und C-Fans, die Gewalt suchen. Im Zug sollen C-Fans aus Frankfurt, aber auch 150 A-Fans der Borussia sein.

"Der Bahnsteig ist recht überschaubar", sagt Uwe Pang, Zugführer der 11. Hundertschaft Aachen, und weist seine Einsatzkräfte an: Die Frankfurter in die ersten, die Gladbacher in die hinteren Busse. Auch Eddy Faber, Abschnittsleiter Aufklärung, ist mit einem Kollegen und in Zivil dabei. Beim Umstieg in Koblenz habe es eine "Überschneidung" mit Fans aus Leverkusen gegeben, sagt er. In Rheydt geht der Umstieg schnell, geräusch- und vor allem konfliktlos über die Bühne. Die fortgeschrittene Zeit spielt der Sicherheit in die Hände. Auch am Stadion läuft alles glatt.

Detlev Peuyn ist der Polizeiführer in der Befehlstelle im dritten Stock des Stadions. Auf sechs Bildschirmen sind Aufnahmen der 50, meist digitalen Kameras zu sehen, die der Verein im und am Stadion hat installieren lassen. Zugänge, Fan-Blöcke, Biergarten - alles ist im Fokus und wird aufgezeichnet. "Vorbildlich", sagt Wiesselmann zu Borussia-Geschäftsführer Stephan Schippers. "Wir sind immer mit den Fans im Gespräch, das ist deeskalierend", betont Schippers das Miteinander.

Während des Spiels, das Frankfurt am Ende 1:0 gewinnt, macht sich zwar auf den Rängen wegen des für Borussia unbefriedigenden Verlaufs Frust breit, im Gästeblock wird heute aber nicht einmal Pyrotechnik gezündet. Die Kameras erlauben es der Polizei, im Ernstfall Täter zu identifizieren, die Strafverfolgung aufzunehmen - und sie gegebenenfalls in einer der Zellen im Untergeschoss des Stadions in Gewahrsam zu nehmen. Das muss deren Leiter Stefan Enzenmüller heute aber nicht. Nur zwei Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz werden protokolliert. Auch nach dem Spiel bleiben Zusammenstöße rivalisierender Fans aus. Um 18.44 Uhr fahren die Frankfurter mit dem Zug ab.

(dr)
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