Borussia Mönchengladbach Wieder eine Einheit sein

Mönchengladbach · Vor jedem Spiel bilden die Gladbacher Spieler einen Kreis, um Geschlossenheit zu demonstrieren. Und sie gehen zu ihren Fans, um sich mit der Tribüne zu verbinden. In Dortmund sprang der Funke nicht über. Das soll am Sonntag im ersten Heimspiel der Saison gegen Mainz anders sein.

 Geschlossene Gesellschaft: Die Borussen bilden ihren Kreis.

Geschlossene Gesellschaft: Die Borussen bilden ihren Kreis.

Foto: Wiechmann

Borussias Fußballprofis haben ein Ritual. Bevor ihre Spiele beginnen, bilden sie einen Kreis. Ein Spieler schwört alle noch mal ein auf die bevorstehende Aufgabe. Der Kreis ist das Symbol der Einheit, er hat keinen Anfang und kein Ende, er ist in sich geschlossen, lückenlos. Genau das wollen die Fußballer auch auf dem Platz sein: eine geschlossene Einheit. Ein Team, das zusammensteht, das dem Gegner keine Lücken bietet und in dem jeder für den anderen da ist. "Wir haben den Kreis in der Saison mit der Relegationsrettung eingeführt, als wir ganz eng zusammenstehen mussten", sagt Flügelstürmer Patrick Herrmann. Das klappte, und seither ist dieses Ritual Usus.

Es gibt noch ein zweites Ritual. Kapitän Martin Stranzl erzählt davon in dem neuen Borussia-Film "Die Elf vom Niederrhein. Auf, auf, auf in die Champions League", der seit Mittwoch in den Gladbacher Kinos läuft und im Film-Ranking von Amazon unter den besten zehn rangiert (noch vor Shades of Grey). "Wir gehen vor dem Anstoß noch mal in die Kurve zu unseren Fans. Das bringt uns mit den Fans zusammen, wir sind dann connected, verbunden", sagt Stranzl in dem Film.

Die Fans für die Mannschaft, die Mannschaft für die Fans - das Musketier-Prinzip ("Einer für alle, alle für einen") ist, was dahinter steht. Die Kraft der Kurve haben Stranzl und die anderen Gladbacher, die damals schon da waren, insbesondere im Relegationsspiel gegen Bochum im Mai 2011 erlebt. Als Igor de Camargo das 1:0 erzielte in der 93. Minute, "da haben wir das Beben auf der Tribüne auf dem Rasen gespürt", erinnert sich Stranzl. Auch Sportdirektor Max Eberl beschreibt die Wechselwirkung zwischen Tribüne und Rasen. Eben in diesem Spiel gegen Bochum, als es ab etwa der 60. Minute kompliziert wurde beim Stand von 0:0, da haben die Fans das Team angetrieben, ihm Mut gemacht, es regelrecht getragen und aufrecht gehalten. De Camargos Treffer war für Eberl eine fast logische Konsequenz. Die Fans haben diesen Treffer, der der Ursprung all dessen war, was danach kam, quasi heraufbeschworen.

Der Funke springt indes nicht immer über. In Dortmund zum Beispiel, beim Saisonauftakt. Auch da gab es vor dem Spiel den Kreis, auch da haben sich die Spieler mit den Fans "connected". Doch im Spiel war Gladbach weder geschlossen noch lückenlos. Und schon gar nicht mutig. Das waren am Donnerstagabend die wackeren Männer von Odds BK, die den BVB eine Halbzeit lang derart bespielten, dass den Dortmundern die Spucke wegblieb. Für die Gladbacher war es im Nachhinein ein Anschauungsunterricht dessen, was mit mehr Courage möglich gewesen wäre in Dortmund.

"Aber das Spiel in Dortmund ist vorbei. Wir müssen jetzt gegen Mainz alles anders machen. Wir wollen den Fehlstart korrigieren", stellt Außenstürmer Ibrahima Traoré klar. Er und die anderen Borussen werden morgen wieder den Kreis bilden und in die Kurve gehen, also formal die Einheit beschwören, die es nun wieder geben soll gegen die Mainzer. Alle Borussen wissen, dass es gerade das ist, was sie in der vergangenen Saison so stark gemacht hat. "Wir haben viel Leidenschaft, einen tollen Spirit, das müssen wir wieder auf den Platz bringen", sagt Torwart Yann Sommer. Der Draht zur Kurve soll das unterstützen, er soll vom ersten Moment an glühen. "Wir spielen zu Hause, wir wollen ein sehr gutes Spiel machen für unsere Fans und gewinnen", sagt Traoré. Borussia will morgen wieder eine Einheit sein - und zwar eine erfolgreiche. Gelingt das, gibt es nach dem Spiel das dritte, besonders gern zelebrierte Ritual: die Humba vor der Nordkurve.

(RP)
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