Borussia Mönchengladbach Wieder verlässlich sein

Mönchengladbach · Borussia ist die Mannschaft, die Achter in der Heimtabelle ist, aber Vorletzter in der Auswärtstabelle. Achtmal ist sie in Führung gegangen, in jedem zweiten Spiel, hat aber noch dreimal verloren. Gleichzeitig bedeutete ein Rückstand in acht von neun Fällen eine Niederlage.

Dieter Hecking im Porträt: Trainerstationen, Erfolge
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Das ist Dieter Hecking

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Foto: dpa/Marius Becker

Borussia schafft es, in Marbella sechs gelungene Trainingslager-Tage hinzulegen und bei einem Testturnier in Düsseldorf — zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung — viel davon wieder einzureißen. Seit mehr als einem Jahr befindet sich der Klub nicht nur auf einer Achterbahnfahrt, sondern betreibt — um im Bild zu bleiben — einen ganzen Freizeitpark.

"Es war ein Wellental, klar", benutzte Sportdirektor Max Eberl im Interview mit unserer Redaktion ein anderes Bild. Und dann zählte er auf, in welchen Phasen die Unruhe im Jahr 2016 immer wieder hochschwappte — es waren einige. Gladbach hat unter André Schubert ein enormes Spektrum abgedeckt. Mal brachten selbst die Höhen wie im Spiel zu Hause gegen Barcelona keinen Ertrag, mal endeten 3:0-Spiele wie gegen Hertha im April 5:0. Oder es gab 3:0-Spiele wie gegen Hamburg, die 0:0 ausgingen, oder gar 0:0-Spiele wie gegen Schalke, die ein 0:4 brachten. Die "Stabilität", die Eberl und Trainer Dieter Hecking nun predigen, lässt sich auch mit "Normalität" übersetzen.

Aus einem erfolgreichen Jahr wurden zwei, wurden drei, wurden vier, weil in Gladbach die Verlässlichkeit regierte. Mitunter war der Vorwurf der Langeweile der einzige Faktor, der für Unruhe sorgte. Mit dem Luxusproblem kam Borussia klar. Im Rausch geht es dagegen nur phasenweise, so wie in den ersten Wochen unter Schubert.

Kontinuität beginnt in der kleinsten Einheit, in 90 Minuten auf dem Platz. Natürlich war der Telekom Cup "nur ein Fingerzeig", wie Hecking sagt. Aber bei Borussia haben in den vergangenen Monaten so viele Finger in so viele Richtungen gezeigt, dass keiner davon zu vernachlässigen war. Unterhaltsam und dramaturgisch wertvoll mag das oft gewesen sein, nur sportlich spätestens im Dezember nicht mehr zielführend.

Das führte dazu, dass eine "Woche der Wahrheit" auf die andere folgte. Borussias Wahrheiten waren so vielfältig, manchmal innerhalb eines Spiels, dass es immer unruhiger wurde. "Der Fußball hat so viel mit Psyche und Emotionalität zu tun. Wenn ich die im Umfeld nicht mehr im Griff haben kann, dann wird es problematisch", sagt Eberl. Auch den Fans kam es recht, dass in der Winterpause der Reset-Knopf gedrückt wurde. Das wird aus den Aussagen deutlich, die das Blog "Mitgedacht" in der Szene gesammelt hat. So ein 1:0-Spiel, das 1:0 für Borussia ausgeht — das hat es lange nicht gegeben.

(jaso)
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