Borussia Mönchengladbach Stranzl: "Wir haben unser erstes Soll erfüllt"

Mönchengladbach · Borussias Abwehrchef zieht eine Bilanz der Hinrunde und spricht über das letzte Spiel des Jahres morgen gegen Wolfsburg, die Entwicklung in der Mannschaft, seine persönliche Situation, seine Autowerkstatt und seine Ziele für die Rückrunde.

Martin Stranzl: U19-Co-Trainer bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Martin Stranzl

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Foto: Dieter Wiechmann

Herr Stranzl, am Sonntag ist Borussias letztes Spiel des Jahres, es geht gegen den VfL Wolfsburg. Borussia ist Vierter und spielt guten Fußball. Alles gut also?

Stranzl Ja. Wir haben unser erstes Soll erfüllt. Wir haben immer wieder davon gesprochen, dass wir die 25 Punkte in jeder Halbserie bestätigen wollen. Und die haben wir, wir haben sogar mehr Punkte geholt. Wenn man über diese 25 Punkte drüber kommt, hat man immer eine gute Möglichkeit, international dabei zu sein. Mit 50 Punkten plus ist man immer auf einem guten Weg, das ist ein Richtwert. Wir müssen das in der Rückrunde natürlich bestätigen. Aktuell haben wir noch gar nichts erreicht außer einer schönen Momentaufnahme.

Sie haben immer wieder gesagt, dass man auf dem Platz eine Entwicklung sehen müsse, um voranzukommen. Sind Sie zufrieden?

Stranzl All das, was der Trainer vorgibt — viel Ballbesitz, Zirkulation, viel Kreativität in der Offensive, das Umkehrspiel in der Defensive — hat natürlich etwas gebraucht. In solchen Phasen ist es dann die Frage, ob man die Linie verändert oder sie durchzieht. Der Trainer ist bei seiner Linie geblieben, das hat den Spielern Sicherheit gegeben. Jetzt hat die Mannschaft das verinnerlicht. Dass noch nicht alles passt, ist auch klar. Aber ich glaube, speziell in den letzten Wochen haben wir es auch ergebnismäßig gut hingekriegt. Am Anfang der Saison haben wir durch Kleinigkeiten und vermeidbaren Fehlern einige Punkte abgegeben, obwohl wir unseren Ansatz eigentlich im Großen und Ganzen gut umgesetzt haben.

Vergleichen Sie den Zustand des Teams im Januar 2013 und im Dezember 2013. Wie sehr ist das Team gereift?

Stranzl Schwer zu sagen. Ich glaube aber, dass jeder einzelne Spieler einen sehr, sehr großen Schritt nach vorn gemacht hat in seiner Entwicklung. Wir haben sehr gute, kreative Spieler in der Offensive dazubekommen und können jetzt sehr flexibel spielen. Auch die Ergebnisse und, dass unsere Gegner inzwischen mit sehr großem Respekt gegen uns spielen, zeigt, dass wir uns gesteigert haben.

Die Mannschaft spielt zuweilen sehr abgeklärt. Ein Spiel wie in Mainz, das 0:0 endete, wäre vielleicht in der vergangenen Saison verloren worden.

Stranzl In solchen Spielen wollten wir manchmal zu viel. Es ist auch eine Entwicklung, bei allem Offensivdrang und Siegeswillen die Defensivarbeit nicht zu vernachlässigen und unnötig in Konter zu laufen. Wir haben gelernt, dass man in solchen Spielen, auch wenn es zäh ist, die Null halten und dann mal mit einem Punkt zufrieden sein muss.

Was überrascht Sie am meisten? Haben Sie damit gerechnet, dass die Entwicklung so gut funktioniert?

Stranzl Rechnen kann man mit gar nichts im Fußball. Wichtig ist die Art, wie der Trainer arbeitet: die Kontinuität, das kontinuierliche Arbeiten, das emsig sein, das besessen sein von Details. Wir haben das in der vorigen Saison genauso aufgenommen, aber es ist natürlich ein Prozess, und da hatten wir Phasen, in denen es nicht so gut gelaufen ist. Der eine oder andere ist etwas nervös geworden. Aber wenn ein Spieler daraus lernt, bringt ihn das enorm nach vorn. Da haben wir in der Mannschaft einige sehr gute Beispiele.

Wie gut ist die Mannschaft? Ist Borussia das viertbeste Team in Deutschland?

Stranzl Das müssen andere beurteilen. Unser Job ist es, das, was wir uns Woche für Woche im Training erarbeiten, im Spiel umzusetzen und in Punkte umzuwandeln. Dass der Borussia-Park immer voll ist und der Klub den höchsten Zuschauerschnitt der letzten Jahre hat, zeigt ja auch, dass die Fans sehr zufrieden sind mit der Art und Weise, wie wir spielen. Das ist für uns ein Maßstab. Ansonsten schauen wir von Woche zu Woche.

Für Sie steht nun die Entscheidung an, ob es nächste Saison weitergeht.

Stranzl Ich bin ständig im Gespräch mit Sportdirektor Max Eberl und Geschäftsführer Stephan Schippers. Da ist aber keine Eile. Wenn es etwas zu vermelden gibt, werden wir das tun. Es ist aber alles ganz easy.

Sie haben aber weiterhin Bock auf Borussia, auf die Bundesliga und auf Fußball?

Stranzl Ich glaube, die Halbserie, die jetzt zu Ende geht, zeigt das. Ich habe 16 von 17 Pflichtspielen gemacht, und ich denke, ich habe gut gespielt. Es gab keine Verletzungen. Das zeigt, dass ich es nach wie vor kann und mein Körper mitspielt.

Sie sind als Führungsspieler wichtig für das Team.

Stranzl Es ist ja bekannt, dass ich das Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainerstab bin. Wenn ich Sachen sehe, spreche ich sie an, auch, wenn es unangenehm ist. Es ist auch mal förderlich, miteinander heftig zu diskutieren. Wir wollen alle gemeinsam den Erfolg für Borussia. Dazu gehört auch, dass die weniger erfahrenen Spieler auch mal auf die arrivierten Spieler hören. Aber das klappt ganz gut.

Sie fahren seit September zweigleisig mit der Firma "Automotive 2.0". Wie läuft es?

Stranzl Ich bin sehr zufrieden, die Zahlen sind gut, die Auslastung ist gut, es wird gut angenommen.

Ist es wichtig, als Profi einen Gegenpol zum Fußball zu haben?

Stranzl Es ist halt ganz etwas anders. Man kommt auf andere Gedanken. Und solang es nicht in Stress ausartet, tut das gut. Ich habe mit Sebastian Küppers einen sehr guten Partner und Geschäftsführer, der es hervorragend macht. Ich kümmere mich um PR-Termine und Marketingsachen. Und wenn es zeitlich passt, schauen wir auch mal nach dem einen oder anderen Fahrzeug, da kann ich dazulernen. Aber der Kopf ist frei für den Fußball.

Ist es für Fußballer wichtig, sich zeitig mit der Zukunft nach dem Fußball zu beschäftigen? Geben sie den Kollegen Tipps.

Stranzl Für so etwas hat jeder Spieler seine Berater, die den Jungs sagen müssen, was sie machen können. Wenn die Berater gut sind, tun sie das. Aber wenn mal ein Spieler zu mir kommt und fragt, setzen wir uns natürlich zusammen.

Mussten Sie schon einen Maserati in Camouflage farblich verändern?

Stranzl Nein. Aber das ist ja auch eine Frage des Geschmacks.

Bei Borussia läuft es gut. Kommt die Winterpause ungelegen?

Stranzl Nein. Man merkt schon, dass die Belastung durch die intensive Trainingsarbeit groß ist, auch, wenn wir keine englischen Wochen haben. Aber gerade das ist uns vielleicht entgegen gekommen, weil wir vieles besser erarbeiten konnten, da wir mehr Zeit im Training hatten. Wichtig ist, dass wir dranbleiben. Wir dürfen nicht ansatzweise glauben, es geht von alleine. Bisher gibt es aber keine Anzeichen, dass es in eine andere Richtung ausschlägt, im Gegenteil. Wir arbeiten gut und haben Spaß in der Kabine.

Was können Sie dazu beitragen, dass es so bleibt? Würde Ihre Vertragsverlängerung ein Zeichen setzen?

Stranzl Ich werde alles so machen wir bisher, ich glaube, damit bin ich gut gefahren. Der Spaß am Fußball ist nach wie vor groß, und ich würde natürlich nächste Saison wieder international spielen, das will jeder Fußballer. Und dafür werde ich, werden wir alle, alles tun.

Was darf man gegen Wolfsburg erwarten?

Stranzl Wolfsburg ist eine Mannschaft, die sich wie wir gut entwickelt hat. Es ist wieder ein Duell mit einem direkten Konkurrenten. Wir wollen natürlich unsere Serie ausbauen. Wenn wir gewinnen, können wir uns wieder ein bisschen Luft verschaffen.

(RP)
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