Borussia "Wir zeigen es den Ochsen"

Borussias Vize-Präsident Rainer Bonhof und Ex-Meister-Trainer Udo Lattek plauderten über das Derby beim 1. FC Köln. Beide arbeiteten für beide Klubs. Lattek tippt auf ein Unentschieden, damit könnte auch Bonhof leben.

Rainer Bonhof kennt beide Seiten. Und Udo Lattek auch. Bonhof, Borussias Vize-Präsident, hat in Gladbach gespielt und, nach seiner Zeit in Valencia, auch beim 1. FC Köln. Lattek holte mit Borussia zwei Meistertitel und den Uefa-Cup, später war er Sportdirektor in Köln. Beim von Borussias Hauptsponsor Postbank inszenierten Talk plauderten Bonhof und Lattek nun über alte Zeiten und das aktuelle Treffen der rheinischen Erzrivalen am Freitag in der Domstadt.

"Ich tippe auf ein gutes Unentschieden", gab Lattek bekannt. Damit könnte auch Bonhof leben. "Ein Punkt wäre okay. Für uns geht es vor allem darum, nach den Niederlagen gegen Dortmund und Wolfsburg wieder einen Schritt nach vorn zu machen", sagte Bonhof.

Nach dem 0:4 gegen die "Wölfe" am Samstag sei die Stimmung in der Kabine deprimierend gewesen. "Wenn wir in Köln einen Punkt holen, dann haben wir 31 Punkte, und das Knöpfchen wäre rumgedreht", weiß Bonhof, dass der Vergleich mit Köln "eine gute Chance ist, eine Reaktion zu zeigen" — und damit sehr wichtig.

"Wir haben den FC geschlagen"

Einer, für den das Derby immer ein besonders wichtiges Spiel war, war Hennes Weisweiler. Er, der Kölner, machte Mönchengladbach in den frühen 70ern zu einer der ersten Adressen im europäischen Fußball. Und beim Nachbarschaftsduell, da war Weisweiler überehrgeizig. "Drei Wochen vor dem Spiel wurden wir beim Training wieder gewogen, die Trainingsintensität wurde erhöht", erinnerte sich Bonhof. Weisweiler wollte erhobenen Hauptes durch Köln marschieren, wollte in der Sporthochschule ganz in der Nähe des Kölner Stadions prahlen: "Wir haben den FC geschlagen." Meist gelang das den Borussen in jenen Jahren, vor allem auswärts.

Wie 1975, als Borussia im Halbfinale des Uefa-Pokals 3:1 beim Effzee siegte und durch ein 2:1 in der Bundesliga am 30. Spieltag einen wichtigen Schritt hin zum dritten Meistertitel machte. Zuvor jedoch, da gab es im Pokal ein 3:5. Doch ausgerechnet jenes verlorene Derby brachte Borussia auf den Weg des Erfolgs. "Diese fünf Gegentore haben uns zu einer Änderung veranlasst. Wir sind seither in der Abwehr konsequenter und vorsichtiger geworden", sagte Weisweiler später.

Damit perfektionierte er das wunderbare Konterspiel, das im Uefa-Cup-Rückspiel bei Twente Enschede (5:1) in Reinkultur vorgeführt wurde. Schade findet Bonhof, dass die sportliche Rivalität bei den Fans inzwischen in Hass und Gewaltbereitschaft ausgeartet ist. "Das gab es früher in dieser Form nicht", sagte Bonhof.

Lattek erinnert sich an seltsame Wettkämpfe um die Vormachtsstellung am Rhein. "1976 spielten wir in Köln, der FC war besser, aber wir siegten 3:0. Nachher sagte Hennes Weisweiler, der damals Trainer in Köln war, live im Fernsehen, er hätte mich umbringen können", so Lattek, den zunächst eine "Hass-Liebe", später aber eine respektvolle Freundschaft mit seinem Vorgänger bei Borussia verband. Ein anderes Mal kamen die Kölner müde von einer Europapokalreise nach Porto nach Gladbach und "haben uns fünf Dinger reingetan". Das, sagte Lattek, "war meine einzige Niederlage gegen den 1. FC".

Gladbach kassierte bisher in 37 Spielen nur zwölf Niederlagen in Köln. Es wäre gut, wenn Freitag nicht die dreizehnte dazu kommt. "Die Borussen haben nichts zu verlieren, nach den Pleiten traut ihnen keiner was zu. Darum müssen sie rausgehen und sagen: Wir zeigen den Ochsen, dass wir gewinnen können. Dann ist alles machbar", weiß Udo Lattek, wie Gladbach die Geißböcke tierisch ärgern könnte.

(RP)
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