Borussia Mönchengladbach Xhaka lässt seinen Worten Taten folgen

Mönchengladbach · Nach dem 0:1 auf Schalke hatte der Borusse seine Kollegen kritisiert, nun erzielte er im Derby das Sieg-Tor. Die Gladbacher sind Dritter und gehen mit Selbstvertrauen in das Europa-League-Spiel in Sevilla am Donnerstag.

Granit Xhaka: Jubellauf nach Siegtor im Derby gegen den 1. FC Köln
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Xhakas Jubellauf nach Siegtor im Derby

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Foto: dpa, fg nic

Nicht jede Statistik im Fußball hat Aussagekraft. Die von Granit Xhaka im rheinischen Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln schon. Der Gladbacher Mittelfeldspieler erzielte in der Nachspielzeit per Kopf das einzige Tor, hatte bemerkenswerte 160 Ballkontakte und schoss mehr als jeder andere Borusse auf das Tor des Gegners. Sein Treffer nach der Freistoßflanke des eingewechselten Thorgan Hazard war sein sechster Versuch an diesem Tag. "Die Flanke kam perfekt, und ich habe den Ball perfekt getroffen", fasste der Mann des Tages die Szene zusammen.

Borussia Mönchengladbach: Einzelkritik gegen den 1. FC Köln
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Gladbach - Köln: Einzelkritik

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Er wollte im Derby seinen Worten Taten folgen lassen. Das war von der ersten Minute an zu spüren. Nach dem 0:1 auf Schalke hatte er moniert, dass der eine oder andere im Team die Realität aus den Augen verloren habe. "Wir dürfen auf dem Niveau, von dem wir träumen, so ein Spiel nicht verlieren", hatte Xhaka gesagt. Er wollte seine Kollegen aufrütteln und stellte nun zufrieden fest, dass es offenbar gewirkt habe. Xhaka will Führungsspieler sein und etwas bewegen. In Gelsenkirchen nahm er sich das Recht heraus, mit Worten voranzugehen. Nun gegen Köln unterstrich er seinen Anspruch auf dem Rasen: Er zeigte den nötigen Willen und war im richtigen Augenblick konsequent.

Auf Schalke hatten Xhaka und die anderen Gladbacher wie jetzt gegen Köln exorbitant viel Ballbesitz, kamen aber kaum zum Abschluss. Nun gegen die Kölner gab es "viel Ballbesitz und enorm viele Chancen", wie Xhaka resümierte. Die letzte nutzte er. "Wir haben verdient gewonnen", befand Sportdirektor Max Eberl.

Es war kein Derby auf Augenhöhe. Borussias Spiel ist reifer, sie dominierte die Partie stets. Das Geduldsspiel war nicht immer schön anzusehen, auch weil Köln allein darauf aus war, das 0:0 mitzunehmen und bestenfalls einen Konter zu setzen. Die Mittel, Gladbach wirklich zu gefährden, fehlten allerdings. Fast jedoch hätte der Kölner Riegel gehalten - wären da nicht im Vorfeld des Tores viele richtige Entscheidungen gefallen bei den Borussen.

Trainer Lucien Favre hatte den agilen Ibrahima Traoré durch Thorgan Hazard ersetzt und auch Branimir Hrgota gebracht. Hrgota holte den Freistoß, der zum Siegtor führte, heraus - und dann beorderte Favre Max Kruse, der mit Hazard zur Ausführung bereitstand, in die Mitte. Kruse band dort Kölner Aufmerksamkeit und Hazard zirkelte den Ball auf die Stirn von Xhaka. Jedes Detail stimmte in dieser Situation. Bei der Niederlage auf Schalke hatten die Gladbacher allein spielerisch versucht, Lücken zu finden. Nun wurden auch robustere Mittel eingebaut: Granit Xhaka und Patrick Herrmann versuchten es mit Fernschüssen, die von Timo Horn, dem besten Kölner, abgewehrt wurden. Dann brachte eine Standard-Situation die Entscheidung. "Wir haben aus dem Schalke-Spiel gelernt", sagte Xhaka.

Er selbst hat auch dazugelernt. Wie im Heimspiel gegen Freiburg sah er früh Gelb und wandelte zuweilen nah an der Ampelkarte. Doch Xhaka blieb auf dem Rasen, das war in der Vergangenheit schon anders. Gleichwohl hat die Karte, die er sich einhandelte, Konsequenzen: Es war seine fünfte, er wird am Sonntag in Hamburg fehlen. Doch Borussias Kader ist breit aufgestellt, Favre kann reagieren. Angesichts des Europa-League-Spiels am Donnerstag in Sevilla "müssen wir sowieso rotieren", sagte der Trainer.

Die Borussen gehen durch den Derby-Sieg mit "einer Extramotivation" (Xhaka) in das Sevilla-Spiel. Auch die Gesamtsituation sollte Selbstvertrauen für das Treffen mit dem Titelverteidiger geben. Drei 1:0-Siege in vier Rückrundenspielen, Platz drei in der Tabelle, sogar mit einem Zwei-Punkte-Vorsprung auf die Verfolger - "wir spielen eine gute Runde. Wir haben jetzt noch drei Monate, in denen wir echt was Großes schaffen können", sagte Eberl. Das ist durchaus eine Ansage an die Konkurrenz - und dass sich die Gegner wie jetzt Köln und zuvor "sogar Schalke" (Favre) hinten reinstellen gegen Gladbach, ist für Granit Xhaka ein Beleg dafür, dass "der Respekt vor uns gestiegen ist". Vor vier Jahren, als Favre Trainer in Gladbach wurde, waren die Borussen ein Abstiegskandidat, nun spielen sie konkret um die Champions-League-Teilnahme mit. "Wir haben Träume und Ziele", sagte Granit Xhaka. Mit seinem Tor hat er diese untermauert. Nicht nur statistisch.

(RP)
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