Borussia Mönchengladbach Xhaka und Daems — Gladbachs tragische Figuren

Mönchengladbach · Ausgerechnet die beiden Startelf-Rückkehrer waren die tragischen Figuren bei Borussias 2:4-Niederlage in Freiburg. Sie gingen die Verarbeitung der Ereignisse im Breisgau auf unterschiedliche Weise an. Linksverteidiger Filip Daems war traurig, Sechser Granit Xhaka ging ungestüm in die verbale Offensive.

Borussia Mönchengladbach beim SC Freiburg: Einzelkritik
15 Bilder

Freiburg - Gladbach: Einzelkritik

15 Bilder

Mit dem verschossenen Elfmeter des Belgiers (64.) und der Gelb-Roten Karte, die sich der Schweizer (69.) einhandelte, kippte das Spiel binnen weniger Minuten zugunsten des SC Freiburg. Statt 2:1 zu führen und damit den Mut des Gegners zu kühlen, waren die Borussen plötzlich nur noch zu zehnt — und hatten dann dem immer euphorischer werdenden Gegner nichts mehr entgegenzusetzen. So gingen drei wichtige Punkte verloren, der Abstand zum vierten Platz, der zur Teilnahme an den lukrativen Champions-League-Playoffs berechtigt, ist drei Spiele vor Schluss arg groß geworden.

Borussia Mönchengladbach: Granit Xhaka sieht beim SC Freiburg Rot
8 Bilder

Xhaka fliegt in Freiburg vom Platz

8 Bilder

Daems hatte sich "gut gefühlt" und dies auch dem schussbereiten Max Kruse mitgeteilt, als Schiedsrichter Peter Gagelmann nach Oliver Sorgs Foul an Raffael Elfmeter gab. "Wir hatten vorher besprochen, das situativ zu entscheiden, wer schießt", berichtete Max Kruse. "Ich habe mich auch gut gefühlt, aber Filip ist Kapitän, darum hat er geschossen", sagte Kruse. Daems, der wettbewerbsübergreifend 18 Elfmeter am Stück verwandelt hatte, zuletzt aber gegen den HSV erst im Nachschuss getroffen hatte, schoss schwach, Oliver Baumann hielt (64.). "Wenn der Ball nicht drin ist, ist der Elfmeter auch schlecht geschossen. Es tut weh, weil es in der Situation wichtig gewesen wäre, das Team in Führung zu bringen", sagte Daems.

Fünf Minuten später wäre es wichtig gewesen, dass Granit Xhaka seine Hände bei sich lässt. Doch er riss Felix Klaus im Mittelfeld um. Es war ein taktisches Foul, die Gelbe Karte, die Gagelmann zückte "war okay", fand Trainer Lucien Favre. Das Problem: In der 53. Minute hatte Xhaka nach einer Attacke gegen Julian Schuster erstmals Gelb gesehen — "das war zu hart", das waren sich die Borussen einig. Zweimal Gelb jedoch ergibt Gelb-Rot, das ist die bekannte Regel. "Die Ampelkarte war unnötig", fand nicht nur Tony Jantschke. Favre war nicht angetan von der Aktion seines Sechsers. "Als Trainer muss man viel akzeptieren. Ich habe ihm schon oft gesagt, er soll aufpassen — und dann so was", sagte der Trainer bei "Sky".

Ab der 69. Minute spielten also zehn Gladbacher gegen elf beflügelte Freiburger und ein euphorisches Publikum, da ging der Spielfaden und letztlich das Spiel total verloren. Xhaka verfolgte den Gladbacher Untergang von draußen, in Badeschlappen und dicker Jacke. Er hatte sich seine Startelf-Rückkehr anders vorgestellt. Zumal er mit einem herrlichen Diagonalpass das 1:0 durch Patrick Herrmann eingeleitet hatte (9.). Und dann diese Untat im Mittelfeld. Mit der Hinausstellung erwies Xhaka seinem Team einen Bärendienst. Und sich selbst auch. Denn gerade war er wieder dabei, schon ist er wieder draußen. Es ist die insgesamt dritte Sperre des Schweizers in dieser Saison.

Möglich, dass diese sogar länger ausfällt als nur ein Spiel. Denn Xhakas Einlassungen in Richtung des Schiedsrichters waren nicht eben diplomatisch. "Wenn man diese Gelb-Rote Karte gibt, hat der Schiedsrichter in der Bundesliga nichts zu suchen und sollte da nicht mehr pfeifen. Ich fühle mich verschaukelt", sagte Xhaka. Aussagen, die an der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt, dort, wo der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und seine Rechtsvertreter sitzen, wohl nicht gut ankommen werden. "Es kann nicht sein, dass man nach zwei Fouls vom Platz fliegt. Man kennt die Bundesliga, dort wird körperbetont gespielt, und man kennt mich, ich spiele auch körperbetont", sagte Xhaka.

Dass sein Fehlen dem Team nicht unbedingt half, wusste er. "Die Gelb-Rote Karte war der Knackpunkt. Wir waren 60 Minuten die bessere Mannschaft", sagte Xhaka. Zwei Minuten nach seinem Abgang jedenfalls schoss Oliver Sorg ein Traumtor aus 28 Metern — doch dieser Schuss hätte bei voller Besetzung im defensiven Mittelfeld vielleicht verhindert werden können. "Ein Supertor, aber es war auch keiner da, der sich in den Weg gestellt hat", merkte Favre an. Der Schweizer muss nun am Sonntag auf Schalke erneut seine Doppelsechs neu formieren. Das ist ärgerlich, denn bis Xhakas Platzverweis lief die Zusammenarbeit zwischen ihm und Nordtveit richtig gut, beide machten hinten dicht und brachten sich mit langen Aufbaupässen ins Offenivspiel ein. Zweimal visierte Xhaka zudem das Freiburger Tor an, verfehlte es jedoch.

Christoph Kramer, der für Xhaka weichen musste, wird in Gelsenkirchen wohl wieder mit Nordtveit spielen. Ob Xhaka in dieser Saison nochmal in der Startelf steht, bleibt abzuwarten. Er will sich zurückkämpfen, wenn die Sperre vorbei ist. Und er glaubt weiter an die Champions League. "Schalke hat eine gute Mannschaft, aber wir können sie besiegen. Auch Mainz. Dann gibt es vielleicht in Wolfsburg ein Endspiel um den vierten Platz", sagte er.

(can)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort