DFB-Präsident sieht Kommerzialisierung kritisch Braun: "Fußball ist nicht nur Geldvermehrung"
Düsseldorf (rpo). DFB- Präsident Egidius sieht die zunehmenden Kommerzialisierung des Profi-Fußballs kritisch. "Fußball ist nicht nur Geldvermehrung", sagte der 76-Jährige in einem Interview mit der "Aachener Zeitung".
"Ich sehe die große Gefahr der totalen Kommerzialisierung des Volkssports Fußball. Die Fans in den Stadien, die Anhänger des Fußballs, sind genauso wichtig wie die hoch bezahlten Spieler", meinte Braun, der in einer Woche auf dem Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Magdeburg sein Amt aufgibt. "Wenn sie die Atmosphäre aus den Stadien nehmen, wenn keine Leidenschaft mehr vorhanden ist, wenn sie irgendwann ein fast leeres Stadion haben, weil wir so viel Geld vom Fernsehen bekommen, dann ist der Fußball tot", fürchtet er.
Die Profis fordert er zu mehr sozialem Engagement auf. "Popularität verpflichtet zur Verantwortung. Ich gönne jedem Spieler sein hohes, sein gigantisches Gehalt, und er soll damit alles machen, aber es gibt Grenzen", so der in Stolberg-Breinig bei Aachen geborene Braun. Deshalb sollten die hoch bezahlten Profis etwas abgeben, um anderen Menschen zu helfen.
Für den DFB-Präsidenten, der nach neun Jahren die Führung des Verbandes an Gerhard Mayer-Vorfelder abgeben wird, ist Hilfe für Bedürftige stets eine Verpflichtung gewesen. Deshalb will er sich, so lange es seine Gesundheit zulässt, in der nach ihm benannten Stiftung engagieren. "Ich hoffe, dass mir der liebe Gott noch ein paar Jahre die Kraft schenkt, Menschen zu helfen. Das ist mein Leben, nicht nur der Fußball, sondern die Menschen", sagte Braun.
Sein designierter Nachfolger Gerhard Mayer-Vorfelder hat in einem Interview mit dem "Handelsblatt" (Freitag-Ausgabe) auf andere Gefahren des zunehmenden Kommerzes hingewiesen. "Tore größer machen, vier Viertel spielen oder die Regel, dass die Torhüter nicht größer als 1,60 Meter sind, nur damit mehr Tore fallen - solche Dinge dürfen nicht kommen", sagte der Stuttgarter.
Mit Sorge sieht er die Situation der mit mehr als 700 Millionen Mark verschuldeten Bundesligavereine. "Alle rüsten auf, um an die internationalen Fleischtöpfe zu kommen. Ein gefährlicher Weg", warnt Mayer-Vorfelder, der aber auch keinen Ausweg für die Clubs weiß: "Wenn Vernunft einkehrt, hast du derzeit keine Chance mehr. Wer seinen Spielern nur noch 400 000 Mark Jahresgehalt bezahlen will, kann sich gleich in die Zweite Liga verabschieden."
Dass er nach seiner Wahl am 28. April in das DFB-Spitzenamt mit dem neugegründeten Ligaverband um die Macht kämpfen muss, glaubt Mayer-Vorfelder nicht. "Dass jetzt Kollege Hackmann aus Hamburg als Chef des Ligaverbandes als wichtigster Mann im deutschen Fußball gesehen wird, bitte schön", so der einstige Präsident des Ligaausschusses. "Fest steht, dass ich selbst für die Reform gekämpft habe."