Modeste-Doppelpack Köln feiert Platz zwei mit Pappschalen — Ingolstadt ist sauer

Köln · Durch einen 2:1-Sieg gegen den FC Ingolstadt erklimmt der 1. FC Köln Platz zwei der Bundesliga-Tabelle und bleibt die Überraschungsmannschaft. Jörg Schmadtke findet danach lobende Worte für Torjäger Anthony Modeste, die Ingolstädter hadern nicht zu unrecht mit dem Schiedsrichter.

Anthony Modeste vor dem Führungstor gegen Ingolstadt knapp im Abseits
8 Bilder

Modeste vor dem 1:0 knapp im Abseits

8 Bilder
Foto: Screenshot Sky

Jörg Schmadtke hatte die Lacher wieder einmal auf seiner Seite. "Der Mensch will immer mehr. Er will auch ein halbes Schwein für 50 Euro und dass es dabei artgerecht gehalten wird", sagte der Geschäftsführer des 1. FC Köln in der ihm eigenen humorvollen Tonlage. Der Vergleich war auf Anthony Modeste gemünzt. Mit zwei Toren hatte der 28-Jährige großen Anteil am 2:1-Sieg der Kölner gegen den FC Ingolstadt. Aber Modeste war eben auch Hauptgrund dafür, dass es am Ende noch einmal spannend wurde. Der Franzose ließ im zweiten Durchgang zwei hochkarätige Chancen auf das vorentscheidende 3:0 liegen. "Wenn ein Stürmer zweimal trifft, gehe ich nach Hause und sage, er hat ein gutes Spiel gemacht", befand Schmadtke und überließ das Meckern anderen.

Um 14.30 Uhr waren die letzten Zweifel ausgeräumt. Der Name Anthony Modeste stand auf dem offiziellen Spielberichtsbogen. Die am Dienstag erlittene Verletzung am linken Sprunggelenk konnte den Kölner Stürmer genauso wenig stoppen wie der FC Ingolstadt. Modestes Doppelpack (28. und 39. Foulelfmeter) war Wegweiser für den Sprung auf Platz zwei in der Tabelle der Bundesliga. Mit sieben Treffern führt Modeste nun die Torjägerliste der Bundesliga an. Der dritte Jubel im ersten Durchgang brandete in der 45.Minute auf. Auf der Anzeigetafel blinkte der 1:1-Ausgleich der Frankfurter Eintracht gegen Spitzenreiter Bayern München auf. Wie es sich für den leicht zum Überschwang tendierenden Kölner Anhang gehört, ertönten sofort "Deutscher Meister wird nur der FC Köln"-Gesänge. Bei aller Euphorie war im Subtext aber das Augenzwinkern mitzuhören.

"Wir sind halt im Kölner Stadion"

Auch der erneute Ausgleich der Frankfurter zum 2:2-Endstand sorgte beim Anhang wieder für freiherzig ausgelebte Träume von der vierten Meisterschaft. "Wir wissen ja, wie das in Köln ist und können das einordnen", sagte Torhüter Timo Horn später. Auch Trainer Peter Stöger kennt sein begeisterungsfähiges Publikum bestens. Auf die mitgebrachten Meisterschalen aus Pappe angesprochen, sagte er nur: "Wir sind halt im Kölner Stadion."

Horn glaubt derweil nicht an eine selbstironische Aktion. "Die Fans glauben schon wirklich an uns", sagte der 23-Jährige: "Sie wissen, dass in diesem Jahr ein Tick mehr möglich ist als im letzten." Die Bayern würden "sicher auch diesmal souverän Meister werden", meinte Horn: "Aber wir versuchen, so lange wie möglich oben dranzubleiben."

Vereins-Idol Lukas Podolski schrieb bei Twitter stolz vom "Bayern-Jäger Nummer eins".

Zum Zeitpunkt des Frankfurter Ausgleichs führte Köln noch 2:0. Doch ein unnötiges Foul von Kapitän Matthias Lehmann an Dario Lezcano brachte Lukas Hinterseer in die Position vom Elfmeterpunkt auf 1:2 (90.) zu verkürzen. Es wurde ruhig im Kölner Stadion, die Euphorie war für drei Minuten Nachspielzeit verflogen. Erst nach dem Zittern setzte wieder ausgelassene Feierstimmung ein. "Daran hatten wir selbst Schuld. Wir hatten die Chancen, das Spiel früher zu entscheiden", sagte Verteidiger Frederik Sörensen. Ein Wink mit dem Zaunpfahl Richtung Modeste, der aber auch von Sörensen und Kollegen unisono in höchsten Tönen gelobt wurde.

Ingolstadt hatte Probleme damit, die Niederlage zu akzeptieren. "Es tut bitter weh, dass du von der Seite einen in die Fresse kriegst", sagte Ingolstadt-Coach Markus Kauzcinksi. Der Kommentar ging in Richtung Schiedsrichter Tobias Welz (Wiesbaden). Modeste hatte das 1:0 aus knapper Abseitsposition erzielt. Zudem hätten die Ingolstädter einen Elfmeter zugesprochen bekommen können. "Es war eine der schlechteren Schiedsrichterleistungen", pflichtete Schmadtke bei.

Mit dem 2:1 blieben die Kölner auch im siebten Spiel der Saison ungeschlagen und weisen mit nur vier Gegentreffern einen Bundesliga-Höchstwert auf. Nur die Bayern haben genauswenig Tore kassiert. "Wir haben eine reife Leistung gezeigt für unseren Anspruch", sagte FC-Trainer Peter Stöger, der sich nun auf das Spitzenspiel beim Tabellendritten Hertha BSC am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) freut.

"Wir versuchen, unseren Lauf mitzunehmen und ungeschlagen zu bleiben", verkündete Horn.

(erer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort