Strittige Szene Köln geht unter und kündigt Protest gegen Videobeweis an

Dortmund · Ein entfesseltes Borussia Dortmund hat die Krise des Schlusslichts 1. FC Köln dramatisch verschärft und selbst souverän die Liga-Spitze zurückerobert. Wegen eines strittigen Videobeweises könnte die Partie aber ein Nachspiel haben. Kölns Manager Jörg Schmadtke kündigte an, dass der FC Protest einlegen wird.

Borussia Dortmund - 1. FC Köln: die Bilder des Spiels
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Dortmund - Köln: die Bilder des Spiels

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Foto: afp

Als Trainer Peter Stöger und Geschäftsführer Jörg Schmadtke bei Schiedsrichter Patrick Ittrich vorstellig werden, um im Duett ihre Beschwerde vorzutragen, wird beiden klar gewesen sein, ihr 1. FC Köln wird heute keine Punkte aus Dortmund mitnehmen. Der Unparteiische hatte soeben mit dem Halbzeitpfiff das 2:0 für den BVB gegeben. Videoschiedsrichter Felix Brych hatte — aus dem Kölner Büro — einen Foulpfiff Ittrichs korrigiert. Es war die Vorentscheidung. Am Ende gewann die Borussia mit 5:0 und eroberte die Tabellenführung zurück, die ihr Hannover 96 am Freitag vorübergehend geklaut hatte. Die Kölner stehen hingegen am Tabellenende - sie sind das einzige Team ohne Punkt im deutschen Profifußball.

Wieder einmal stand gestern der Videobeweis mehr im Fokus als es dem Deutschen Fußball-Bund lieb sein kann. Als Dortmunds Verteidiger Sokratis nach einer Ecke zum Ball geht, rempelt er Kölns Dominique Heintz in Torhüter Timo Horn, der daraufhin den Ball fallen lässt. Sokratis schiebt ein. Patrick Ittrich verweigert dem Treffer wegen Torwartbehinderung die Anerkennung. Kurz darauf entscheidet Ittrich doch auf Tor. Brych hatte ihn überstimmt. Eine diskussionswürdige Entscheidung. Denn: Der Videoschiedsrichter soll laut Regelwerk nur eingreifen, wenn es sich um eine eindeutige Fehlentscheidung handelt. Selbst die Fans der bevorteilten Dortmunder solidarisierten sich mit dem Effzeh: "Ihr macht unseren Sport kaputt", hallte es von der Südtribüne.

Schmadtke kündigt Protest an

"Wir werden natürlich Protest gegen dieses Spiel einlegen", sagte FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke am Sonntag. Da Ittrichs Pfiff wohl erfolgte, als der Ball noch nicht die Torlinie überschritten hatte, sehen die Kölner das Regelwerk verletzt. In diesem Fall hätte nach Meinung von Schmadtke der Video-Assistent gar nicht eingreifen dürfen. "Das Protokoll wurde nicht befolgt", sagte Schmadtke.

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nannte das Tor indes regulär und attackierte Schmadtke heftig. "Klar wird nur, dass der 1. FC Köln nicht verlieren kann", sagte Watzke bei Sky: "Wenn man nicht verlieren kann, dann greift man eben zu schlechten Mitteln. Wenn man so auftritt nach einem 0:5, dann: Chapeau!"

Die Anhänger wiederum wiederholten ihren Gesang noch einmal lautstark in der 59. Minute. Wieder hatte der Videoschiedsrichter eingegriffen. Brych gab den Hinweis auf ein Handspiel im Strafraum von Kölns Lukas Klünter. Dieses Mal war der Eingriff von außen nachvollziehbar. Pierre-Emerick Aubameyang erhöhte vom Punkt auf 3:0. Nur zwei Minuten später traf der Gabuner mit seinem vierten Saisontor auf 4:0. Damit zeigte der BVB eine entsprechende Reaktion auf das 1:3 bei Tottenham Hotspur in der Champions League.

Köln konnte seine guten Ansätze aus dem Spiel in London hingegen nicht bestätigen. Der Effzeh hatte in der Europa League beim FC Arsenal bei seiner Rückkehr auf internationale Parkett nach 25 Jahren eine tolle erste Halbzeit gezeigt, lag sogar mit 1:0 zur Pause in Führung, verlor aber ebenfalls mit 1:3. Torschütze war der nach drei mäßigen Liga-Auftritten in der Kritik stehende Jhon Cordoba. Auch in der Partie beim BVB lief der Kolumbianer von Beginn auf. Er rieb sich in Zweikämpfen mit Sokratis und Ömer Toprak auf, bekam wenig brauchbare Zuspiele. Ein undankbares Spiel für die einzige Spitze. Nicht mit an Bord war hingegen Jonas Hector, der sich beim FC Arsenal einen Syndesmoseriss zuzog und langfristig - möglicherweise sogar die komplette Hinrunde - ausfällt. Bei den Dortmundern musste Trainer Peter Bosz kurzfristig doch noch auf Mario Götze verzichten. Die Nachwehen seiner Kieferverletzung aus dem Spiel in London waren zu groß.

Der Ausfall war aber nicht spürbar. Die Kölner Abwehr fand vor allem gegen die Außenspieler Maximilian Philipp und Andrej Yarmolenko keine Mittel. Die beiden Zugänge brauchten nicht lange, um sich in Szene zu setzen. Weniger als zwei Minuten waren gespielt, als Yarmolenko scharf nach innen flankte und der eingerückte Philipp per Kopf sein erstes Ligator für die Dortmunder erzielte. Dass er später auch noch seinen zweiten Treffer zum 5:0 folgen ließ, ging in der Videoschiedsrichter-Debatte leider etwas unter.

(erer)
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