Umstrittener Videobeweis in Dortmund Kölner Protest ist trotz Klatsche legitim

Meinung | Düsseldorf · Der 1. FC Köln wird nach dem 0:5 bei Borussia Dortmund Protest gegen die Spielwertung einlegen. Einen Fairplay-Preis wird das den Rheinländern nicht einbringen, dennoch ist der Protest legitim.

Borussia Dortmund - 1. FC Köln: Sokratis-Treffer wird nach Videobeweis anerkannt
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Sokratis-Treffer wird nach Videobeweis anerkannt

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Foto: ap, mm

Denn dass die desolaten Kölner in Dortmund gnadenlos unterlegen waren, tut dabei nichts zur Sache. Der Kölner Sportdirektor Jörg Schmadtke berief sich bei seiner Ankündigung des Protests darauf, dass der Schiedsrichter einen Regelverstoß begangen habe. Referee Patrick Ittrich, der zunächst auf Stürmerfoul entschieden hatte, nahm seinen Pfiff vor dem vermeintlichen 2:0 des BVB auf Hinweis des Videoassistenten Felix Brych zurück: Das Problem: Der Pfiff war schon erfolgt, bevor der Ball die Torlinie überquert hatte. Das nachträglich gegebene Tor hätte nicht zählen dürfen.

Laut Regelwerk ist eine Spielwiederholung bei einem Regelverstoß des Schiedsrichters möglich, wenn der Regelverstoß die "Spielwertung als verloren oder unentschieden mit hoher Wahrscheinlichkeit beeinflusst hat." Die Kölner Argumentation: Wenn es mit einem 0:1 in die Pause geht, kann das Spiel im zweiten Durchgang ganz anders laufen. Die Dortmunder Argumentation, vorgetragen durch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: Wer zweimal aufs Tor schießt und fünf Tore kassiert, hat zurecht verloren und muss sich das "klipp und klar" eingestehen.

Die Kölner stehen nach vier verlorenen Spielen und 1:12 Toren mit dem Rücken zur Wand. Natürlich mutet es merkwürdig an, wenn ein Verein nach einer derart schwachen Vorstellung seiner Profi-Mannschaft nach so einem Strohhalm greift. Fakt ist aber auch, dass sich das Regelwerk nicht nach den Spielanteilen einer Mannschaft richten darf. Und dass die Szene erneut eine Schwäche des Videobeweises aufzeigt. Bedeutet das neue technische Hilfsmittel für die Schiedsrichter in Zukunft: Lieber warten statt pfeifen?

"Wir müssen die Situation aufklären, um zu wissen, was in den nächsten Wochen auch auf anderen Plätzen passieren kann. Wir sind in einer Testphase. Wenn man will, dass der Videobeweis funktioniert, sollte man ein paar Dinge klar festlegen", sagte der Kölner Trainer Peter Stöger. Schwer, dem zu widersprechen.

Aus Kölner Sicht ist der Protest also legitim. Und er erfolgt mit Kalkül. Schmadtke, nach dem schwächsten Saisonstart der Kölner in der Klubhistorie ob seiner Transfers im Sommer selbst in die Kritik geraten, rückt den Videobeweis durch den Protest bewusst in den Fokus der Aufmerksamkeit. Das lenkt vom Sportlichen ab.

Schmadtke wird wissen, wie unwahrscheinlich eine Neuansatzung ist. Erst einmal wurde in der Bundesliga ein Spiel wegen einer Schiedsrichterentscheidung wiederholt. Um den Protest dennoch zu rechtfertigen, muss er es so darlegen, dass das 0:2 kurz vor der Pause die desolate Vorstellung in der zweiten Halbzeit bedingt habe. Intern müssen die Kölner Verantwortlichen das Spiel aber ganz anders aufarbeiten. Denn als Alibi für den desolaten Auftritt des Tabellenletzten darf die Thematik nicht dienen.

(areh)
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