Adidas-Strategie Ausrüster wechsle dich

Düsseldorf · Die neue Strategie von Adidas betrifft auch die Bundesliga. Leverkusen und Schalke suchen Alternativen.

Die drei Streifen dürften bei Schalke bald Geschichte sein.

Die drei Streifen dürften bei Schalke bald Geschichte sein.

Foto: dpa, gki lus pkw_A nic

140 Millionen Euro — diese Summe soll Sportartikelhersteller Adidas laut Medienberichten in Zukunft jährlich an den spanischen Rekordmeister Real Madrid überweisen. Ein weiterer Beleg für die neue Strategie des fränkischen Unternehmens im Profifußball: Adidas wird sich künftig stärker auf Kooperationen mit ausgewählten Top-Vereinen und -Verbänden sowie Partnerschaften mit jungen, aufstrebenden Spielern im internationalen Fußball konzentrieren. Das hat auch Auswirkungen auf die Bundesliga. Einige Vereine müssen sich neue Ausrüster suchen. Das sorgt mancherorts für Verstimmung, ist aber auch eine Chance.

Kommt der Real-Deal zustande, würde Madrid den Top-Kontrakt des englischen Rekordmeisters Manchester United (98 Millionen Euro im Jahr/Adidas) deutlich in den Schatten stellen. In der Bundesliga ist Bayern München mit geschätzt 60 Millionen Euro (ebenfalls von Adidas) Spitzenverdiener.

Die Zäsur bei Adidas betrifft in Deutschland vor allem drei Vereine. Zweitligist 1. FC Nürnberg hat in Umbro bereits einen neuen Ausrüster ab kommender Saison präsentiert. Schalke 04 hat noch einen Vertrag bis 2018. Eine Verlängerung scheint ausgeschlossen, auch, weil sich der Klub zurückgesetzt fühlt. "Bayern ist in der Wertigkeitsskala von Adidas klar die Nummer eins und wird in den Geschäften entsprechend präsentiert. Der BVB ist das parallel bei Puma. Das wünschen wir uns auch von einem Ausrüster für den FC Schalke 04", sagte Marketing-Vorstand Alexander Jobst der "WAZ".

In Leverkusen geht im Sommer nach 40 Jahren Geschäftsbeziehung mit den Herzogenaurachern eine Ära zu Ende. Als Nachfolger steht Jako bereit. Womöglich wird die Partnerschaft schon in der kommenden Woche bekanntgegeben. Es wäre ein krasser Umschwung von einer weltweit anerkannten Firma zu einem Unternehmen mit zuletzt rund 75 Millionen Euro Jahresumsatz. Deshalb regten sich in Fanforen bereits kritische Stimmen. Die Angst vor einem Qualitätsverlust und optisch weniger ansprechenden Trikots geht um. Die Verantwortlichen verweisen unterdessen naturgemäß auf die Vorteile einer neuen Partnerschaft. Ähnlich wie bei Schalke ist die Hoffnung groß, nun das Aushängeschild des neuen Ausrüsters zu werden und nicht mehr ein Verein unter vielen zu sein. Zuletzt soll Leverkusen unter anderem bei Trikotnachbestellungen Probleme mit langen Lieferzeiten gehabt haben.

Kurz vor der Verkündung der neuen Strategie hatte der Hamburger SV seinen Vertrag mit Adidas bis 2024 verlängert. Damit dürften die Hanseaten in Zukunft einer von nur drei Bundesligisten neben Bayern München und dem FC Ingolstadt sein, der die drei Streifen im Logo auf der Brust trägt. Zusätzlich rüstet Adidas auch die deutsche Nationalmannschaft aus. Es gab schon ganz andere Zeiten. In den 1990er und 2000er Jahren hatten mehrere Klubs wie Hertha BSC, Unterhaching, Kaiserslautern, Wolfsburg oder der 1.FC Köln eine Kooperation mit den Franken.

Adidas ist weltweit klarer Marktführer im Bereich Fußball. Mit einem Umsatz von mehr als 2,1 Milliarden Euro (fast 15 Prozent des Konzernumsatzes von zuletzt 14,5 Milliarden Euro) liegt man weit vor Nike im Verkauf von Trikots, Fußballschuhen und Bällen.

Kasper Rorsted, derzeit noch Vorstandschef beim Düsseldorfer Konzern Henkel, tritt am 1. August die Nachfolge von Herbert Hainer als Adidas-Chef an. Der 53-jährige Däne soll vor allem diesen Markt festigen. Erst in dieser Woche stieg Adidas nach den Doping-Skandalen in der Leichtathletik als Partner des Weltverbandes IAAF aus. Bei den Skandalen des Fußball-Pendants Fifa beweist das Unternehmen einen längeren Atem. Bereits im vergangenen Jahr verkündete Adidas seinen kompletten Ausstieg aus dem Segment Tischtennis.

Stattdessen werden Fußballstars zu Repräsentanten der Marke. Lionel Messi, Bastian Schweinsteiger oder Mesut Özil gehören dazu. Und Zinedine Zidane. Der profifiert von einer Adidas-Partnerschaft demnächst wohl auch als Trainer von Real Madrid.

(RP)
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