Torwart-Diskussion entfacht Adler patzt — Beckenbauer poltert los

München (RPO). Bayer Leverkusens Schlussmann Rene Adler hat sich beim 4:2 über den Hamburger SV einen Torwartfehler geleistet. Für Bayer hat der Treffer keine Auswirkungen, doch die Diskussion um Adlers Stammplatz in der Nationalmannschaft wird lauter.

Adlers Patzer gegen Hamburg
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Franz Beckenbauer kritisiert Adler am Sonntag scharf. "Wenn einer in der Schülermannschaft so einen Fehler macht, sagt man ihm: 'Suche dir eine andere Sportart'", sagte Beckenbauer in der für ihn typischen Art und Weise.

Kaiserliche Kritik

"Adler ist ein klasse Torhüter, aber seitdem er weiß, dass er die Nummer eins ist, macht er einen Fehler nach dem anderen. Für einen Nationaltorwart war es in der Häufigkeit zuletzt schon sehr viel", sagte Beckenbauer bei einer Veranstaltung des Pay-TV-Senders Sky und entfachte damit die Torhüter-Diskussion in der Nationalmannschaft neu.

Nach einem langen Ball von Joris Mathijsen behinderten sich Adler und Bayers Abwehrchef Sami Hyypiä gegenseitig. Adler verließ seinen Kasten und wollte den harmlosen Ball wegfausten, doch der Finne überhörte das Kommando seines Keepers und so wehrte Adler in seinem 100. Bundesligaspiel das Spielgerät direkt vor die Füße von Hamburgs Ze Roberto. Der Brasilianer war Nutznießer des Missgeschicks und erzielte in der 33. Minute mit einem Heber den zwischenzeitlichen Ausgleich der Hanseaten.

Adler lobt seine Vorderleute

"Das sieht natürlich blöd aus. Ich rufe noch, aber Hyypiä hört mich nicht. Großes Lob an die geile Truppe, die mich momentan — ich will nicht sagen: mitdurchschleppt — aber mit diesen Jungs macht es einfach Spaß. Ich hoffe, es kommen wieder die Tage, an denen ich das der Mannschaft mit Leistung zurückzahlen kann", sagte Adler nach dem Spiel. Auf die Frage eines Reporters, ob es denn ein Fehler von ihm gewesen sei, antwortete der Nationaltorhüter erst ausweichend, sagte dann: "Ok, dann war es halt ein Fehler von mir".

Bayers Sportchef Rudi Völler spielte die Aktion runter: "Ein klassisches Missverständnis. Das wichtigste ist aber doch, dass Rene etwas riskiert. Adler riskiert immer was und ist deshalb auch die Nummer eins in Deutschland. Da kann dann auch mal was schiefgehen." Stuttgarts Manager Horst Heldt analysierte beim Pay-TV-Sender "Sky" sachlich: "Wenn er rauskommt, muss er den Ball haben."

"Besser jetzt als bei der WM"

Unterstützung erhielt Adler dagegen von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer. "Bei jungen Menschen spielt die Psyche immer eine große Rolle. Im Moment zeigt er Nerven, aber besser jetzt als bei der WM", sagte Sammer: "Ich habe bei ihm keine Bauchschmerzen."

Es war nicht Adlers erster Patzer in den vergangenen Wochen. In der Bundesliga unterlief ihm zuletzt gegen Bremen ein folgenschwerer Fehler, im Nationalteam machte er beim 0:1 gegen Argentinien beim Gegentreffer durch Gonzalo Higuain keine gute Figur. Schon nach dem Fehler im Länderspiel wurde Adler von Experten wie Oliver Kahn kritisiert, auch gegen Higuain hatte der Leverkusener Probleme beim Herauslaufen offenbart.

Rückenwind für Neuer

Der Druck auf Adler, der von Bundestrainer Joachim Löw vor der Niederlage gegen Argentinien offiziell zur Nummer eins befördert wurde, nimmt auch deshalb zu, weil sich Konkurrent Manuel Neuer von Schalke 04 derzeit in Top-Form befindet. "Er hat uns wieder das Spiel gewonnen", sagte Trainer Felix Magath zu seinem Schlussmann, der mit mehreren Glanzparaden den Schalker Sieg festhielt. Auch Beckenbauer findet lobende Worte für den Schalker Keeper. "Er wird dagegen immer stabiler und scheint von der Situation zu profitieren", so Beckenbauer.

Und Neuer hat sich mit der Reservistenrolle bei der WM in Südafrika noch längst nicht abgefunden. "Nach wie vor will ich spielen, das ist mein Ziel", sagte der Torwart des Bundesligisten Schalke 04 nach dem 2:1-Sieg gegen Stuttgart: "Ich werde in der Bundesliga und im Pokal Vollgas geben und meine Bewerbung abgeben."

Der Schalke-Keeper wittert seine Chance. Viele Patzer darf sich Adler in den kommenden Wochen nicht erlauben, sonst ist sein Stammplatz in Südafrika in Gefahr.

(MIt sid-Material)
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