Zukunft des Trainers ist offen Analyse: Was Jupp Heynckes noch reizen könnte

Düsseldorf · Es ist schwer vorstellbar, dass sich der bisherige Trainer des FC Bayern München komplett aus dem Profifußball zurückzieht. Gedankenspiele um seine Zukunft haben deshalb Konjunktur.

Jupp Heynckes (68) hat sich ein Hintertürchen offen gelassen. Vielleicht kehrt der Trainer nach dem Abschied vom FC Bayern München und einer Zeit der Ruhe und Regeneration doch noch einmal in den großen Fußball zurück. Doch in welcher Funktion?

Bundestrainer Der Vertrag von Joachim Löw läuft nach der WM im kommenden Jahr aus. Wenn er in Brasilien den Titel holt, könnte er versucht sein, auf dem Gipfel abzutreten. Falls Deutschland doch nicht Weltmeister wird, dürfte die Kritik an ihm sehr laut werden. Zwangsläufig entbrennt dann die Nachfolge-Diskussion. In den Mittelpunkt dürften der bis 2016 an Borussia Dortmund gebundene Jürgen Klopp und Heynckes geraten. Der Mönchengladbacher hat den Job bereits dreimal abgelehnt. Ob er auch ein viertes Mal nein sagen würde? Der nach seiner zweiten Münchner Zeit ausgebrannte Kollege Ottmar Hitzfeld zeigt Heynckes in der (freilich etwas ruhigeren) Schweiz, dass der Job beim Verband weniger strapaziös ist als der des Vereinstrainers.

Sportdirektor beim DFB Seit dem Wechsel von Robin Dutt zu Werder Bremen ist die Position unbesetzt. Doch Heynckes könnte dort seine Stärken — die Menschen- und Mannschaftsführung — wohl kaum zur Geltung bringen. Er ist ein Mann für den Rasen, nicht in erster Linie für den Schreibtisch.

Vereinsfunktionär Im Winter unternahmen die Bayern den Versuch, sich Heynckes' Dienste in einem ihrer Gremien zu sichern. Er lehnte dankend ab und verwies darauf, dass Mönchengladbach sein Verein sei. Doch auch ein Posten bei Borussia ist kaum nach seiner Façon. Er hat schon einmal das Angebot, ins Präsidium aufgenommen zu werden, abgelehnt.

Trainer in Spanien Heynckes braucht nur die spanische Sprache zu hören, schon blüht er auf. Vor allem die Jahre in Bilbao haben ihn nachhaltig geprägt. Ein Szenario: Heynckes hat sich in ein paar Monaten erholt, Real Madrid kommt mit dem neuen Trainer (wahrscheinlich Carlo Ancelotti) nicht zurecht und wendet sich noch einmal an Heynckes. Vielleicht entschließt er sich dann zur Rückkehr nach Kastilien. Mit Real hat er seit der Entlassung 1998 nach dem Finalsieg in der Champions League ja noch eine Rechnung offen.

Trainer bei Bayern München Ein weiteres Szenario: Pep Guardiolas Engagement entpuppt sich als großes Missverständnis. Die Münchner verpassen alle Ziele, sie drohen sogar, die Champions League zu verpassen. Ein kurzzeitiges Heynckes-Engagement in München (so wie 2009 am Ende der Saison mit Jürgen Klinsmann) wäre denkbar.

Experte beim Fernsehen Diese Aufgabe hat Heynckes ausgeschlossen. Ihm fehlt dafür der Auftritt eines Jürgen Klopp, der Witz eines Mehmet Scholl oder die Aura eines Günter Netzers. Heynckes hat andere Qualitäten.

Und sonst? Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hält ihn "für jedes höhere Staatsamt geeignet".

(RP/gre/caf/can/jco)
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