Köln - Hertha 4:2 Dreifacher Modeste besiegt den Angstgegner

Köln · Der 1. FC Köln zieht Hertha bereits in der ersten Hälfte den Zahn und gewinnt am Ende mit 4:2 (3:0). Matchwinner ist wieder einmal Anthony Modeste. Das Rennen um Europa wird damit enger.

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Foto: afp, PST

In den vergangenen Tagen wurde viel über das Spiel der beiden direkten Konkurrenten um Europa gesprochen. Hertha war vor der Partie auf Rang fünf, die Kölner immerhin siebter. Besonders zwei Namen fielen bei Betrachtung des Spiels immer wieder — Anthony Modeste und Vedad Ibisevic. Die gefährlichen Offensivwaffen der beiden Teams. Modeste vor der Partie bereits mit 19 Treffern sogar in Schlagdistanz zur Torjägerkanone. Ibisevic kam bisher nur auf zehn Tore, aber der Bosnier machte besonders gegen die Kölner zuletzt auf sich Aufmerksam. In den vergangenen drei Partien gegen den FC traf er vier Mal und erzielte dabei jedes Mal die 1:0-Führung — Berlin gewann anschließend alle Spiele.

Dass das heute so nicht funktionieren würde, war im Kölner Stadion relativ schnell klar. Köln war von Beginn an dominant und hatte durch Modeste nach fünf Minuten die erste große Chance. Keine 60 Sekunden später war Torwart Rune Jarstein dann auch schon überwunden. Yuya Osako bekam vor dem 16-Meter-Raum den Ball und traf in den Winkel zum 1:0 (6.). Jarstein kratzte zwar noch am Ball, konnte ihn aber nicht mehr umlenken.

Die Hertha versuchte anschließend Sicherheit ins eigene Spiel zu bekommen. Das gelang allerdings erst nach einer Viertelstunde. Viele Fehlpässe, eine schwache Defensive und ein mangelnder Spielaufbau machten es den Berlinern schwer. Ganz anders auf Seiten des FC. Einen Traumpass von Osako schiebt Christian Clemens in die Strafraummitte zu Modeste, der um Haaresbreite vorbei rutscht (16.). Es schien nur eine Frage der Zeit bis Köln den Deckel drauf machte. Das geschah dann auch nach einer guten halben Stunde innerhalb von 120 Sekunden. Und natürlich war es die derzeitige Lebensversicherung der Kölner — Anthony Modeste. Nach Vorlage von Osako machte der Franzose aus knapp 16 Metern das 2:0 (35.).

Das reichte Modeste aber noch nicht. Komplett alleine gelassen bekam er in der Hälfte der Berline eine lange Flanke, nahm diese per Hacke zauberhaft an und überwand Jarstein im eins gegen eins ohne Probleme zum 3:0 (37.). Seine Saisontore 20 und 21. Die 49.500 Zuschauer kannten kein Halten mehr. Bei den Berlinern, den in der ersten Halbzeit bis auf ein Kopfball von Ibisevic gar nichts gelang, setzte der Frust ein. Die Vorentscheidung war bereits gefallen. "Wir gehen nicht jede Woche mit 3:0 in die Halbzeit. Ich war heute sehr zufrieden mit der Mannschaft und auch ein kleines bisschen Stolz. So nach den vergangenen Spielen zurückzukommen. Heute können wir wirklich zufrieden sein", sagte Kölns Trainer Peter Stöger.

Nach dem Seitenwechsel wollte dann auch Ibisevic ein Wort mitreden — und tat das postwendend. Einen vom Köln Torhüter Timo Horn verschuldeten Elfmeter, verwandelte der Bosnier sicher in der Mitte (50.). Die Hoffnung bei den mitgereisten Hertha-Fans war plötzlich wieder da — und bei den Spielern auf dem Feld auch. Die Berliner plötzlich deutlich aktiver, mit besserem Spielaufbau und endlich auch richtigen Torschüssen. Köln durfte in dieser Phase nur noch selten Nadelstiche setzten. Doch der FC hat nun einmal einen der besten Stürmer der Liga. In die Drangphase der Hauptstädter war es zum dritten Mal der Franzose Anthony Modeste, der den Ball im Netz zum 4:1 unterbrachte (63.). Die Partie war damit endgültig entschieden auch das 4:2 durch einen starken Kopfball von John Brooks brachte keine Wende mehr (69.).

Die Begeisterung Modeste kannte auch bei den Kölner Mitspielern nach der Partie keine Grenzen mehr. "Wir haben ihn heute zwar auch mit guten Bällen gefüttert, aber er hat einfach diese gefährlichen Laufwege. Er ist ein absoluter Top-Stürmer in der Liga", sagt Torhüter Timo Horn. Auch Matthias Lehmann fiel die Leistung seines Mitspielers auf. "Er hat heute nicht gut gespielt, nur drei Tore gemacht", sagt er und lacht dabei: "Toni ist halt eiskalt vor dem Tor, wenn er den Ball bekommt, macht er ihn auch rein. In Kombination mit Yuya ist das einfach stark." FC-Boss Jörg Schmadke weiß ebenfalls, was er am Stürmer aus Frankreich hat. "Er braucht wenige Möglichkeiten um Tore zu schießen. Er hat eine gute Quote vorm Tor." Auch der Gäste-Trainer Pal Dardai adelte Modeste. "Wir haben ihn einfach nicht in den Griff bekommen. Das ist nicht unsere Dimension."

Der 1. FC Köln gewinnt somit zum ersten Mal seit fünf Spielen und kann damit wieder aktiv in das Geschehen um die Europa-League-Plätze eingreifen. Über das internationale Geschäft möchte man in Köln trotzdem keine Worte verlieren. "Wir haben fünf Spiele nicht gewonnen, da war solange Ruhe und jetzt gewinnen wir einmal, da kommt das Thema wieder auf. Wir wollten in erster Linie mit einem Sieg in die Länderspielpause gehen", erklärt Lehmann. Auch der FC-Boss Schmadtke ist vom Thema Europa angenervt. "Mich ermüdet das Thema langsam, darüber sollte man erst im Mai reden. Wir können auch gerne über Weltpolitik sprechen", sagt Schmadtke. Den Fans ist das Bremsen des Vereins egal, sie sangen auch nach dem Spiel noch lange weiter vom Europapokal.

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