Wie geht die Karriere weiter? Außenseiter Ballack

Leverkusen (RP). Die Integration des Altstars ist eine der wichtigen Aufgaben für Bayers neuen Trainer Dutt. Im Kollegenkreis galt der 34-Jährige in der Vorsaison nicht unbedingt als heißester Anwärter auf den Titel "Mitarbeiter des Monats".

Das ist Michael Ballack
30 Bilder

Das ist Michael Ballack

30 Bilder

Robin Dutts Miene ließ keinerlei Rückschlüsse zu, wie er den gerade formulierten Satz von Rudi Völler gedanklich einordnete. "Ich weiß, wie stur Michael Ballack sein kann", hatte Bayer Leverkusens Sportdirektor mit einiger Ernüchterung in der Stimme gesagt. Wobei "stur" in der Bedeutung von beratungsresistent und unbelehrbar durch den Konferenzraum des Leverkusener Stadion-Hotels schwang. Dutt sagte wenig später, man habe in Ballack einen "außergewöhnlichen Spieler" in den Reihen. Aber ihm als vehementen Verfechter des Teamgedankens wird nicht erst seit seinem Dienstantritt am Sonntag bewusst sein, dass die Integration des Altstars eine der wichtigen Aufgaben darstellt.

Dutt wird es kaum dulden, dass eine von ihm trainierte Mannschaft intern und in der öffentlichen Außendarstellung als FC Ballack herüberkommt. Doch die Bilanz der zurückliegenden Saison zeigt, dass diese Gefahr droht. Sie zeigt auch, dass der 34-Jährige im Kollegenkreis zuletzt nicht unbedingt als heißester Anwärter auf den Titel "Mitarbeiter des Monats" galt. Innerhalb des Teams stieß vor allem sauer auf, dass sich Ballack Anfang März gegen Wolfsburg aus persönlichen Gründen selbst aus dem von Verletzung und Krankheit dezimierten Kader strich, dass er ausgerechnet nach dem 0:2 Ende April in Köln sein wochenlanges Schweigen brach und fehlende Siegermentalität im Verein monierte und dass er am Abend der vollzogenen Champions-Leauge-Qualifikation nicht mit den Kollegen in Köln, sondern lieber in Düsseldorf feierte.

Die Verantwortlichen bei Bayer, vor allem Völler, wussten im vergangenen Sommer, dass sie in Ballack keinen austauschbaren Fußsoldaten bekamen. Aber zwei schwere Verletzungen samt anschließender Reha in Einzelbetreuung sowie der seit der Weltmeisterschaft schwelende Konflikt mit dem DFB ließen seinen Sonderstatus in einem Maße wachsen, der für die Werkself als Gesamtgebilde nicht förderlich sein konnte. Ballacks Problem war und ist ferner, dass er außer der eigenen Vergangenheit aktuell kaum Pfunde hat, mit denen er wuchern kann. In der Vorsaison (17 Spiele) blieb er erstmals seit seiner Debütsaison 1997/98 ohne Liga-Tor. Standen Bayer-Profis für Marketing- oder Goodwill-Termine bereit, sah man meist Simon Rolfes, Stefan Kießling, Sami Hyypiä oder René Adler. Michael Ballack sah man nicht. Genauso wenig sah man ihn als eine für den internationalen Markt auserkorene Werbeikone der Bayer AG, die bekanntlich für seine sechs Millionen Euro Jahressalär aufkommt. Ob eine solche Kampagne ausgerechnet jetzt, nach Ballacks Ende als DFB-Kapitän, ansteht, darf bezweifelt werden.

Dutt sagt, das Positive an Ballacks Karriereende in der Nationalmannschaft sei, dass er sich ab sofort hundertprozentig auf Bayer 04 konzentrieren könne. Und wer nur ahnt, welchen Ehrgeiz die Ausbootung durch Joachim Löw im gebürtigen Görlitzer auslösen dürfte, der sieht hier ein großes Potenzial. Dutts Aufgabe wird sein, dieses Potenzial zu kanalisieren und es so einzusetzen, dass es der Mannschaft optimal nützt.

Respekt sei für ihn einer der wichtigsten Grundwerte, sagt Robin Dutt. Respekt zählt auch zu Michael Ballacks Lieblingswörtern. An dieser Stelle treffen sich die beiden. Eigentlich keine so schlechte Ausgangsposition für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort