Trainerkandidat beim VfL Wolfsburg Bernd Schuster — der blonde Engel kehrt zurück

Wolfsburg/Düsseldorf · Noch fehlen die letzten Vertrags-Unterschriften. Aber schon jetzt ist sicher, dass Bernd Schuster der neue Trainer beim Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg wird. In Niedersachsen findet das Traumpaar der frühen 80er Jahre wieder zusammen. Klaus Allofs, damals Stürmer von Fortuna Düsseldorf, und Bernd Schuster, der Mittelfeldspieler des 1. FC Köln, waren wichtige Figuren beim Gewinn der Europameisterschaft 1980 in Italien.

Das ist Bernd Schuster
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Foto: AP

Allofs schoss die meisten Tore, der gerade 20-jährige Schuster war der Spielmacher der Elf. Heute ist Allofs Sportdirektor in Wolfsburg, während sein damaliger Mitspieler längst eine Größe im Trainerberuf darstellt — auch wenn er mehr als ein Jahr arbeitslos war.

Wer Schuster vor 22 Jahren eine Trainerkarriere vorausgesagt hätte, der wäre wahrscheinlich milde belächelt worden. Auch vom Spieler selbst. "Mein ganzes Profileben habe ich mich über Trainer geärgert. Noch mit 30 war ich davon überzeugt, dass ich das niemals machen würde", sagt der Mann, der heute 53 Jahre alt wird.

Schuster als Spieler nicht pflegeleicht

Schuster, den sie wegen seiner wallenden blonden Mähne und der wenigen Kanten im Gesicht "blonder Engel" nannten, war als Spieler nicht unbedingt pflegeleicht. In seinen frühen Tagen überwarf er sich in Köln mit Karl-Heinz Heddergott. Er schaffte es sogar, einen dauerhaften Streit mit dem als harmoniesüchtig geltenden Bundestrainer Jupp Derwall vom Zaun zu brechen. Und er beendete diesen Zwist nach vier Jahren mit dem Rücktritt aus der DFB-Auswahl. "Ich habe es genossen, als nicht angepasst zu gelten", sagt er heute.

Trotz seines frühen Abschieds aus der Nationalelf erlebte der Spieler Schuster eine Weltkarriere. Er spielte für die drei großen spanischen Klubs FC Barcelona, Real Madrid und Atletico Madrid, und er gewann mit Barca und Real die Meisterschaft. Die Fans verehrten ihn.

Karriereende bei Bayer Leverkuen

Ein wenig vom Glanz, der ihn in Spanien umgab, leuchtete auch in seinen späten Tagen in der Bundesliga. Drei Jahre spielte er noch für Bayer Leverkusen. Und sein letztes Engagement in Deutschland spiegelte noch mal alle Facetten seiner Laufbahn. Er konnte auf dem Platz zaubern, weil er Winkel, Wege und Räume für den Ball entdeckte, die niemand sah. Aber er konnte auch ein gnadenloser Egoist sein, den seine Mannschaft nicht im Mindesten interessiert. Er verließ Leverkusen wie viele seiner Klubs im Streit.

Obwohl er es sich nicht hatte vorstellen können, landete er doch im Trainerberuf. Zunächst mit allenfalls mäßiger Bilanz. Die Kölner Zweitligisten Fortuna und 1. FC brachte er nicht voran. Und er sieht das im Rückblick erstaunlich selbstkritisch. "Ich musste mühsam lernen, zu kommunizieren und mich intensiv mit Spielern zu beschäftigen", räumt er ein. Bei seinen acht folgenden Trainerstationen ist das dann wohl gelungen. Erfolgreich war er besonders in Madrid. Er führte den Vorortklub Getafe zu erstaunlichen Leistungen. Und er gewann mit Real die Meisterschaft. So etwas macht in Madrid zwar unsterblich, aber nicht unkündbar. Ein halbes Jahr nach den Titel-Feierlichkeiten 2008 wurde er entlassen. In Wolfsburg hat er sicher noch eine Schonfrist. Aber auch der VW-Konzern als VfL-Geldgeber verlangt Erfolge.

(RP/spol/csi)
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