Bundesliga Dortmund schon in Endspiel-Form

Dortmund · Der BVB ist endgültig wieder der große Herausforderer für Bayern München. Die Champions League ist wieder erreicht.

Marco Reus – Gladbach-Retter, BVB-Held, verhinderter Weltmeister
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Das ist Marco Reus

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Foto: AP/Martin Meissner

Es soll Zeiten gegeben haben, in denen das Wünschen noch geholfen hat. In Dortmund werden sie hoffen, dass diese märchenhaften Zeiten nicht so schnell wieder anbrechen. Schließlich haben auch die BVB-Fans vernommen, dass sich die Freunde des großen FC Barcelona bei einer Umfrage der Sportzeitung "Marca" in beeindruckender Zahl den Dortmunder Trainer Jürgen Klopp nach Katalonien wünschen. Auf der Liste der Fan-Kandidaten liegt Klopp deutlich vor Pep Guardiola und Luis Enrique von Celta Vigo.

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Vielleicht haben die spanischen Wunschzettel sogar die Vereinsführung der Borussia in der inneren Ruhe erschüttert. Deshalb beeilte sich der Klub, auf der eigenen Internetseite ein Treuebekenntnis des Trainers zu veröffentlichen. "Niemand muss sich Gedanken machen", sagte Klopp, "wir alle sind nach wie vor ein bisschen verliebt in diesen Verein und in die Art und Weise, wie die Dinge hier ablaufen." Mindestens bis 2018, dann endet sein Vertrag, werde er der großen Liebe treu bleiben.

Das Osterwochenende wird der Liebe keinen Abbruch getan haben. In einem überaus unterhaltsamen Spiel bezwang Klopps Volldampf-Express den FSV Mainz mit 4:2. Und damit war Klopps andere große Fußball-Liebe, für die 18 Jahre als Spieler und Trainer arbeitete, noch bestens bedient. Schließlich ließ der BVB in Erinnerung an seinen guten Ruf als Chancenverschwender Torgelegenheiten für zwei weitere Partien liegen.

Das machte niemanden traurig. Die Fans nicht, weil sie ihre Mannschaft so kennen. Den Gegner nicht, weil er nicht so geschoren wurde, wie es die Spielanteile hergegeben hätten. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nicht, weil er drei Spieltage vor Saisonende bereits die Qualifikation für die Champions League feiern darf. Und Klopp schon mal gar nicht, weil er mit großer Genugtuung feststellen kann, dass seine Mannschaft trotz ihrer Verletzungsserie in der entscheidenden Phase des Spieljahres zu ihrer Bestform zurückkehrt. Gerade im Blick auf das DFB-Pokalfinale gegen Bayern München am 17. Mai in Berlin gibt es bestimmt schlimmere Erkenntnisse.

Sogar der Bundestrainer darf sich über die Dortmunder Entwicklung freuen. Denn allen voran stürmt Marco Reus seit ein paar Wochen in WM-Form durch die Stadien der Republik. Gegen die Mainzer durfte er sich als zweite Spitze austoben, kam mit allen Freiheiten aus der Tiefe des Raumes, die früher mal allein Günter Netzer für sich beanspruchen konnte, flog manchmal regelrecht an den Mainzer Gegenspielern vorbei, verteilte im Vorübergehen Beinschüsse und gute Pässe. Und zum guten Schluss durfte er einen Handelfmeter zum Endstand verwandeln. Danach gönnte ihm Klopp einen vorgezogenen Feierabend auf der Ersatzbank und die Ovationen des Publikums, das sich geschlossen artig von den Sitzen erhob.

In dieser Verfassung wird Reus ein Trumpf der deutschen Mannschaft in Brasilien sein. Und in der Form der zurückliegenden Begegnungen geht sein Verein sicher nicht als der erklärte Außenseiter ins Pokalfinale, obwohl die Dortmunder sich nach Kräften bemühen, diese angenehme Rolle im Duell mit den Bayern einzunehmen. Sie erinnern sich sicher gern an das Champions-League-Endspiel im vergangenen Frühsommer. Als vermeintlich Kleiner forderte der BVB die Bayern im Londoner Wembleystadtion mehr als jeder andere Gegner zuvor in der Meisterklasse des europäischen Fußballs. Das wissen auch die Münchner noch.

Klopp wird es sich anrechnen lassen, dass er seine Mannschaft mit einem ziemlich hohen Ertrag durch ein sehr schwieriges Jahr gebracht hat. In der Champions League lieferte sie beim letzten Endes unglücklichen Ausscheiden gegen Real Madrid eine denkwürdige Heimpartie (2:0) ab. Das Pokalfinale erreichte sie mit einer Energieleistung gegen sehr gute Wolfsburger. Und in der Bundesliga überzeugte sie zuletzt, weil Klopp Spieler aus der zweiten Reihe so stark gemacht hat, dass sie hohen Ansprüchen genügen.

Erik Durm, den vor Jahresfrist nur Experten kannten, wird von ganz schwärmerischen Anhängern schon als Außenverteidiger für die Nationalmannschaft gehandelt. Oliver Kirch ist im zentralen Mittelfeld vielleicht die Entdeckung der Saison. Selbst der in größter Verteidigernot im Winter aus dem Ruhestand verpflichtete Manuel Friedrich kann bedenkenlos in der Ersten Liga aufgestellt werden. Allesamt Belege für ausgezeichnete Trainerarbeit - und auch für Klopps Talent, seine "Jungs" stark zu reden.

Damit erhöht er den Wert seines Teams. Und weil es in der nächsten Saison wieder in der Champions League dabei ist, sind schon mal wieder 25 Millionen Euro Einnahme sicher. Das gibt auf dem Transfermarkt die nötige Beweglichkeit. Auch das erhärtet Klopps Treuebekenntnis.

(RP)
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