Die zehn Hingucker des Bundesliga-Spieltags Wenn's zweimal 13 schlägt

Düsseldorf · Ein rekordverdächtiger Jubiläumssieg, zwei Torjäger, die Gerd Müller langsam, aber sicher auf die Pelle rücken, ein furchtbares Foul und verkehrte Welt beim Elfmeter-Fluch. Das sind die zehn Hingucker des 10. Bundesliga-Spieltags.

Pierre-Emerick Aubameyang erzielt schon wieder einen Dreierpack
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Aubameyang erzielt schon wieder einen Dreierpack

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Foto: afp, oa/dg

Nach zehn Elfmetern, die Borussia Mönchengladbach in dieser Saison wettbewerbsübergreifend gegen sich gepfiffen bekommen hat, drehten die Borussen den Spieß diesmal um. Gegen Schalke 04 ging Gladbach durch einen Strafstoß 1:0 in Führung — und gewann am Ende mit 3:1. Es war erst der zweite Elfer FÜR die Borussen in dieser Spielzeit. Aber es würde nicht zur Saison der Borussen passen, wenn es nicht ein wenig kurios zugehen würde. Lars Stindl scheiterte vom Punkt, war dann beim "Rebound" aber zur Stelle und verwandelte im Nachfassen — per Kopf.

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10. Spieltag: Pressestimmen

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13 Tore nach zehn Spielen, das ist eine beachtliche Ausbeute. Bei Pierre-Emerick Aubayemang läuft es in dieser Saison richtig rund. Nachdem der Gabuner am 9. Spieltag erstmals in dieser Spielzeit leer ausging, steuerte er zum 5:1 der Dortmunder über den kriselnden FC Augsburg drei Treffer bei. Aubameyang übertraf damit die vereinsinterne Bestmarke: Lothar Emmerich gelangen in der Saison 1965/66 elf Tore nach zehn Spielen. Am Ende hatte "Emma" 31 Saisontore auf dem Konto und wurde damit Torschützenkönig. Aubayemang, der gemeinsam mit dem Ex-Dortmunder Robert Lewandowski vom FC Bayern die Torjägerliste anführt, trifft aber nicht nur in der Bundesliga wie er will: Im DFB-Pokal erzielte er in der ersten Runde einen Treffer, in der Europa League war er schon drei Mal erfolgreich, genauso oft traf er in der Qualifikation für diesen Wettbewerb. Der Uralt-Rekord von Gerd Müller, der 1971/72 40 Treffer ind er Bundesliga erzielte, wackelt bedrohlich.

Sieben Tore in einer Halbzeit hatte es in dieser Saison noch nicht gegeben. Im Duell zwischen Bayer Leverkusen und dem VfB Stuttgart fielen alle sieben Treffer in der zweiten Spielhälfte. Leverkusen lag dabei bis 20 Minuten vor Spielende 1:3 zurück, drehte die Partie aber noch durch eine spektakuläre Schlussphase. Die Werkself ist ein echter Spezialist dieser Tage für Tor-Spektakel. Drei Tage zuvor hatte sich Bayer 4:4 vom AS Rom in der Champions League getrennt. In diesem Match hatten sie früh 2:0 geführt, lagen dann 2:4 zurück, ehe noch die Wende gelang. Doch das gefällt nicht jedem im Klub: "Zweimal pro Woche braucht man das wirklich nicht", sagte Geschäftsführer Michael Schade. Trainer Roger Schmidt sieht das anders: Hinten reinstellen und mit einem Konter 1:0 gewinnen, ist nichts für Bayer Leverkusens Coach. Deshalb nimmt er den Stress der beiden torreichen Aufholjagden gerne in Kauf: "Es ist mir nicht egal, wie wir gewinnen. Ich liebe solche Spiele, insbesondere wenn wir sie gewinnen", schwärmte der Chefcoach.

Bundesliga: Die Elf des 10. Spieltages
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10. Spieltag: Elf des Tages

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Die Bayern eilen in der Bundesliga von Rekord zu Rekord. Das 4:0 über den 1. FC Köln markierte den zehnten Sieg in Folge, schon der neunte Erfolg in Serie war ein Bundesliga-Rekord. 33 Tore haben die Bayern in diesen ersten zehn Partien erzielt: Nicht überraschend, auch das ist ein Rekord. Der bisherige Bestwert resultierte aus der Saison 1976/77, damals hatten die Bayern nach zehn Spielen 32 Treffer erzielt, lagen damit jedoch gerade mal auf dem fünften Platz der Tabelle, da sie auch schon bereits 27 Tore kassiert hatten. 23 Treffer erzielten Robert Lewandowski (13) und Thomas Müller (10) an den ersten zehn Spieltagen zusammen. Damit sind sie zu diesem Zeitpunkt das torgefährlichste Duo der Bundesliga-Geschichte. Der Erfolg über die Kölner war zudem der 1000. Sieg in der Bundesliga-Geschichte des FC Bayern. Kein anderer Bundesligist errreichte bislang diese Marke. Das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben, denn Werder Bremen liegt in diesem Ranking auf Platz zwei, mit gerade einmal 741 Siegen.

Mit gestrecktem Bein traf der Schalker Johannes Geis den eingewechselten André Hahn am Knie, der Gladbacher wurde sofort ins Krankenhaus gebracht. Torhüter Ralf Fährmann verteidigte seinen Teamkollegen: "Er geht zum Ball, er sieht den Gegenspieler vielleicht gar nicht. Er ist einer der liebsten Spieler überhaupt." Geis entschuldigte sich nach dem Spiel in der Gladbacher Kabine. "Es tut ihm sehr leid", sagte Manager Horst Heldt: "Er ist ziemlich fertig." Für Hahn dürfte das ein schwacher Trost sein. Er fällt mit einer Fraktur des Schienbeinkopfes und einem Meniskusriss mindestens bis zum Ende der Rückrunde aus.

Für Admir Mehmedi gab es kein Halten mehr. Nachdem der Schweizer Nationalspieler den 4:3-Siegtreffer für Bayer Leverkusen im Krimi gegen den VfB Stuttgart in der 89. Minute erzielt hatte, zog er ganz schnell das Trikot aus und lief mit blanker Brust freudestrahlend zu den Fans, um sich feiern zu lassen. Der 24-Jährige war der Matchwinner für den Werksklub in einem verrückten Bundesliga-Spiel, denn Bayer hatte 0:2 und 1:3 gegen den VfB zurückgelegen. Wie schon vier Tage zuvor gegen den AS Rom in der Champions League (4:4) wurde ein klarer Rückstand wettgemacht. Und wie gegen die Roma war Mehmedi erneut der Schütze des letzten Bayer-Tores. "Ich hatte schon ein gutes Gefühl, dass der Ball reingeht", berichtete der Ex-Freiburger über seinen Siegtreffer gegen die Schwaben. Trotz des klaren Rückstandes "haben wir immer an uns geglaubt", betonte Mehmedi, der diesmal in der Anfangsformation von Bayer gestanden hatte. Auch beim letzten Bundesligasieg (3:0 in Bremen) war dies der Fall gewesen. Mehmedi sammelte somit weitere Argumente, damit Trainer Roger Schmidt auch künftig auf den vielseitigen Offensivmann von Beginn an setzen wird.

Arjen Robben trifft beim Comeback nach sieben Wochen Pause
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Robben kann es noch nach sieben Wochen Pause

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Die Fans erhoben sich von ihren Sitzen. Arjen Robben winkte strahlend ins Publikum, er genoss den frenetischen Applaus sichtlich, als er in der 65. Minute ausgewechselt wurde. Nach siebenwöchiger Pause wegen einer Muskelverletzung am Oberschenkel hatte der 31 Jahre alte Niederländer beim 4:0 von Bayern München gegen den 1. FC Köln ein gelungenes Comeback gefeiert. Robben wirbelte, als wäre er nie weg gewesen. Das er auch noch die wichtige Führung in der 36. Minute erzielte, mit der die Bayern das Bollwerk der Kölner knackten, rundete die starke Leistung des Offensivspielers ab. Robben hätte danach gar nicht sagen müssen, dass er "sehr, sehr glücklich" ist - man sah es ihm an. "Das ist die Belohnung für harte Arbeit. Das hat Spaß gemacht", sagte Robben strahlend. Auch Trainer Pep Guardiola war sichtlich erleichtert, dass Robben wieder zur Verfügung steht. "Du brauchst Spieler mit seiner Qualität. Arjen hat Charisma. Keiner hat diese Nase für Torsituationen. Wir haben ihn vermisst", meinte der Trainer. Torwart Manuel Neuer schloss deshalb mit Blick auf Robbens Verletzungshistorie einen frommen Wunsch an: "Ich hoffe, dass Arjen lange fit ist."

Nach dem Sieg gegen den Ex-Klub ist vor dem Sieg gegen den Ex-Klub — davon geht Anthony Ujah jedenfalls stark aus. "Ich hatte drei unglaubliche Jahre in Köln", sagte der Nigerianer in Diensten des Bundesligisten Werder Bremen mit Blick auf das anstehende Pokalspiel gegen den Ligarivalen 1. FC Köln: "Aber ich will am Mittwoch gewinnen." Als großer Sieger durfte sich Ujah schon am Samstag fühlen. Schließlich hatte der 25-Jährige mit seinen beiden Toren (39. und 45.) im Punktspiel gegen den FSV Mainz 05 (3:1) großen Anteil daran, dass die Bremer ihre Negativserie von fünf Pleiten in Folge beenden konnten - gerade noch rechtzeitig vor einem neuen Negativrekord in der Klubgeschichte. "Es tut mir leid für die Mainzer Fans. Mein Jubel sollte nicht respektlos sein - und ich war ja auch nur ein Jahr hier", kommentierte der Angreifer seinen Freudenlauf zu Trainer Viktor Skripnik nach dem ersten Treffer: "Aber für uns war der Sieg sehr wichtig. Wir wollen alle, dass es mit Viktor weitergeht."

Den Interview-Marathon meisterte Youngster Marc Stendera wie ein alter Hase. Mit beiden Händen in den Taschen seiner Daunenjacke stand das 19 Jahre alte Mittelfeld-Juwel von Eintracht Frankfurt in den Katakomben der HDI-Arena und erklärte seinen ersten Bundesliga-Doppelpack so abgezockt, als sei er schon ewig im Geschäft. "Ich habe zweimal den Ball bekommen, zweimal einen Haken geschlagen, zweimal nicht nachgedacht und dann waren die Bälle drin", sagte Stendera, nachdem er die Partie bei Hannover 96 mit seinen beiden Treffern innerhalb von acht Minuten (57. und 65.) quasi im Alleingang gedreht hatte. Der hart erkämpfte 2:1-Erfolg bedeutete für die Hessen das Ende der fünf Spiele andauernden Sieglos-Serie. "Meine zwei Tore waren wichtig, aber der Sieg war wichtiger", sagte Stendera bescheiden. Obwohl sich der U19-Europameister von 2014 im offensiven Mittelfeld eigentlich wohler fühlt, machte er in der niedersächsischen Landeshauptstadt auf der Sechser-Position eines seiner besten Bundesliga-Spiele (44 Einsätze). "Auch als Sechser muss er in den Strafraum gehen, das habe ich ihm immer gesagt", meinte Eintracht-Coach Armin Veh und lobte: "Er hat die Dinger reingemacht, weil er sich keinen Kopf macht." Zugute kommt Stendera offenbar auch seine verbesserte Fitness. Das Talent (mit 11,6 Kilometern beste Frankfurter Laufleistung) stellte zu Saisonbeginn auf Anraten von Veh seine Ernährung und verlor einige Kilos. "Jetzt bekommt Marc ein Extra-Schnitzel", sagte Veh mit einem breiten Grinsen.

Durch das 0:1 am Freitagabend gegen den HSV kassierte 1899 Hoffenheim seine 100. Niederlage in der Bundesliga. Die Kraichgauer blieben zudem in dieser Saison ohne Heimsieg (zwei Remis, drei Niederlagen). Direkte Auswirkungen für Trainer Markus Gisdol hat die Niederlage jedoch nicht. Sportchef Alexander Rosen und der mächtige Gesellschafter trafen sich am Samstag in Hopps Golfclub in St. Leon-Rot zu einem ergebnislosen Krisengespräch. Die Klubführung um Mehrheitseigner Dietmar Hopp will dem Retter von einst wohl noch eine Chance geben, sich selbst zu retten — obwohl die TSG erst einen Saisonsieg gefeiert hat und mit lediglich sechs Punkten so schlecht wie noch nie zu diesem Zeitpunkt einer Saison dasteht. Mit dieser Entwicklung hatte Gisdol, der direkt nach der Pleite Resignation erkennen ließ, wahrscheinlich selbst nicht gerechnet.

(can)
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