HSV trifft im Spitzenspiel auf Bayer Bruno Labbadia glaubt an die alten Werte

Hamburg (RPO). Der Mann brennt, ist ehrgeizig, will immer etwas erreichen. Seine dunklen Augen funkeln voller Freude. Er gibt sich nie mit dem Erreichten zufrieden und so hat Bruno Labbadia auch in Hamburg noch ein großes sportliches Ziel: "Mein großer Wunsch ist es, mit meinem Sohn auf der Alster einen Segelschein zu machen."

Labbadias erstes Training beim Hamburger SV
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Der Hesse ist in Hamburg angekommen, "der schönsten Stadt Deutschlands". Da gehört das Leben auf und an der Alster dazu. Wenn es denn die Zeit als Trainer des Bundesligisten Hamburger SV zulässt, den er im Sommer von Martin Jol übernommen hat und mit dem er in der Bundesliga noch ungeschlagen ist.

Der akribisch arbeitende Trainer ist der Hoffnungsträger, dass es endlich mal klappt mit einem Titel, auf den die Fans seit 1987 warten. "Wir wollen den Weg, den der Verein in den letzten Jahren gegangen ist, fortsetzen", sagt Labbadia, "aber der schwerste und größte Schritt ist der in die sportliche Spitze."

Das dürfte sich bereits am Samstag (18.30 Uhr/Live-Ticker) im absoluten Topspiel zeigen, wenn sein Team als Zweiter der Tabelle den punktgleichen Spitzenreiten Bayer Leverkusen empfängt - ausgerechnet. Die Westdeutschen hatte er schließlich erst im Sommer nach nur einem Jahr verlassen. Auch dort arbeitete er zunächst sehr erfolgreich. "Die jungen Spieler dort haben sich noch weiterentwickelt und die Mannschaft wurde gut verstärkt", sagt Labbadia, "Bayer hat das Zeug, bis zum Schluss oben dran zu bleiben."

Das war ihm mit Leverkusen nicht gelungen. Die Rückrunde lief schlecht, das Verhältnis zu einigen Spielern stimmte nicht mehr. Labbadia folgte schließlich dem Lockruf aus Hamburg und trug seinen Teil mit einem Interview vor dem Pokalfinale dazu bei, ihm keine Steine in den Weg zu legen. Das jüngste von neun Kindern einer italienischen Gastarbeiterfamilie verfolgte immer zielstrebig seinen sportlichen und beruflichen Weg.

Labbadia mag ein moderner Fußballlehrer sein, aber er glaubt an die ihm vermittelten Werte von Verantwortung und sozialem Verhalten. Fast rund um die Uhr arbeitet er für den Verein, muss zur Zeit auch noch teilweise die vakante Stelle des Sportchefs ausfüllen. Er respektiert seine Spieler und erwartet Respekt.

"Eltern sind verantwortlich dafür, wie sich Kinder entwickeln", meint der HSV-Trainer, "wir haben eine hohe Verpflichtung auch als Verein und müssen auf Werte achten. Ich empfinde es als ungerecht, wenn Menschen, die nicht mit dem goldenen Löffel geboren wurden, nicht die gleichen Chancen im Leben haben."

Er hat seine Chancen jedenfalls konsequent genutzt. Acht Stationen als Spieler in einer fast 20-jährigen Laufbahn und bereits vier Trainerstellen in sechs Jahren als Fußballlehrer zeugen von örtlicher Ungebundenheit. "Heimat ist da, wo die Familie ist", sagt er. Das sind vor allem Ehefrau Sylvia, mit der er seit über 25 Jahren zusammen ist, Tochter Jessica (22) und Sohn Luca, der die fünfte Klasse besucht. "Die Familie ist die Insel, auf die man sich immer zurückziehen kann", sagt er.

(SID/chk)
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