Hamburg zu Gast in Darmstadt Labbadia kehrt ohne Gefühlsdusel zur "alten Liebe" zurück

Bruno Labbadia kehrt mit dem Hamburger SV in seine Heimat Darmstadt zurück. Der 49-Jährige startete beim Bundesliga-Aufsteiger seine Karriere als Spieler und Trainer.

Bruno Labbadia: Torjäger, Trainer und "Hochsterilisierer"
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Das ist Bruno Labbadia

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Foto: dpa, exa

Die Mathildenhöhe, das Residenzschloss - und, natürlich, das legendäre Böllenfalltor. Bruno Labbadia kennt jeden Winkel seiner Heimat Darmstadt. Doch vor der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte hat der hessische Bub keinen Kopf für all die Erinnerungen. "Natürlich ist das meine Geburtsstadt, es war mein erster Profiklub und meine erste Trainerstation", sagt der 49-Jährige im sid-Interview: "Ich bin aber so auf die Aufgabe beim Hamburger SV fokussiert, dass ich nur darüber nachdenke, wie wir drei Punkte einfahren."

Wenn sich Labbadia am Samstag bei Flutlicht (18.30 Uhr/Live-Ticker) im altehrwürdigen Stadion von Darmstadt 98 auf den Platz des Gästetrainers setzt, wird er jedoch zwangsläufig in alte Zeiten zurückversetzt. Nicht allein, weil die Spielstätte der "Lilien" noch deutlich rustikaler daherkommt als die modernen Fußballarenen der meisten Bundesligisten. Sondern auch, weil Labbadia vor rund 30 Jahren mit seinem Freund Rafael Sanchez und HSV-Co-Trainer Bernhard Trares die Klub-Hymne "Die Sonne scheint" aufnahm - das Kult-Lied schallt noch immer durch das Stadion des Aufsteigers.

"Es ist schon witzig, dass das immer noch gespielt wird", sagt der HSV-Trainer, der zwischen 1984 und 1987 als blutjunger Stürmer 43 Tore für Darmstadt schoss: "Als wir gesungen haben, wurde der Regler schon sehr weit runtergemacht. Wenn ich für eins kein Talent habe, dann ist es singen."

Deutlich mehr Talent als für die Musik beweist Labbadia seit Ende April in seinem Trainerjob. Aus nahezu aussichtsloser Situation rettete der frühere Stürmer den leblosen Bundesliga-Dino und verhinderte den fast schon besiegelten ersten Abstieg der Vereinsgeschichte. Keine sechs Monate später kommt der sonst so unruhige Klub merklich seriöser daher, woran der Chefcoach einen großen Anteil hat. Doch Labbadia betont nach wie vor den langen Weg des HSV zurück zu alter Stärke: "Wir sind noch nicht zufrieden mit der Punktausbeute, aber wir haben eine Grundbasis an Struktur und eine klare Arbeitsatmosphäre."

Dass die Hanseaten angesichts des deutlichen Aufwärtstrend (derzeit Platz zehn) eine langfristige Zusammenarbeit mit ihm anstreben, machte Dietmar Beiersdorfer bereits deutlich. "Unser Wunsch ist, dass Bruno noch sehr lange Trainer des HSV ist", sagte der Klub-Chef jüngst im Gespräch mit dem kicker. Und auch Labbadia, der seine ersten Schritte als Trainer 2003 in Darmstadt ging, fühlt sich an der Elbe grundsätzlich wohl.

"Natürlich" könne er sich vorstellen, seinen 2016 auslaufenden Vertrag langfristig zu verlängern, meint er: "Ich mag den Verein einfach, ich mag die Stadt und habe Lust, an dieser Entwicklung teilzunehmen. Da spricht nichts dagegen." Es gebe allerdings weiter keinen Druck, gemeinsam mit Beiersdorfer und Sportdirektor Peter Knäbel zum Abschluss zu kommen, "weil prinzipiell beide Seiten gerne zusammenarbeiten wollen. Wir werden es also ganz entspannt angehen."

Genauso entspannt, wie Labbadia die Reise in seine alte Heimat Darmstadt antritt.

(sid)
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