Fotos Bundesliga 12/13: Die Tops der Hinrunde
Wir zeigen Ihnen die Tops der Bundesliga-Hinrunde 2012/2013.
Thorben Marx (Borussia Mönchengladbach):
Auf einmal war er wieder da. Anfang Oktober machte Thorben Marx in der Europa League gegen Fenerbahce Istanbul sein erstes Pflichtspiel nach mehr als einem halben Jahr. Verletzt war der 31-Jährige nicht. Seine Fähigkeiten waren einfach nicht mehr gefragt bei Borussia. Alle Augen richteten sich auf Neustädter-Ersatz Granit Xhaka, der für acht Millionen Euro vom FC Basel kam. Nach der 0:5-Klatsche in Dortmund rückte Marx dann überraschend in die Startelf. Stabilität heißt das Zauberwort. Das Comeback ging mit dem 2:4 zwar in die Hose, am Abräumer vor der Abwehr lag es aber nicht. Anschließend gab es nur noch beim 0:4 in Bremen einen echten Rückschlag. Seitdem hat Gladbach in 13 Spielen nur 13 Gegentore kassiert. Marx war immer von Anfang an dabei, nur einmal nicht – als Lucien Favre seine Stammkräfte in Istanbul schonte. Und zu denen gehörte Marx inzwischen ohne jeden Zweifel.
Dante (Bayern München):
Es wäre unfair, von Glück als Grundlage für Dantes überragende Hinrunde beim FC Bayern zu sprechen. Im Sommer kam er als Vier-Millionen-Schnäppchen von Borussia Mönchengladbach. Nachdem sich David Alaba früh verletzt hatte, rückte Holger Badstuber in der Viererkette nach links, Dante spielte fortan innen. Immer. Trainer Jupp Heynckes stellte dem Brasilianer sogar einen Freifahrtsschein aus und gab bekannt: "Wenn Dante fit ist, spielt er immer." So kam es in 17 von 17 Bundesligaspielen, jeweils über die volle Distanz. Im letzten Champions-League-Spiel gegen Bate Borissow erhielt Dante die erste Verschnaufpause auf der großen Bühne. Doch die dauerte nur 54 Minuten, weil Jerome Boateng vom Platz flog. Dante war wieder gefragt – und wird es in der Rückrunde wohl bleiben. Sein Traum von der Nominierung für die brasilianische Nationalmannschaft ist längst kein Hirngespinst mehr.
Fortuna Düsseldorf:
Nach 463 Minuten kassierte Fortuna Düsseldorf das erste Gegentor nach der Bundesliga-Rückkehr. Am 6. Spieltag führte der FC Schalke zur Pause 2:0 in der Esprit-Arena. Doch wer meinte, dass es mit der Herrlichkeit beim Aufsteiger aus dem Rheinland fortan vorbei wäre, wurde eines Besseren belehrt. Auf das 2:2 folgten zwar weitere sechs Spiele ohne Sieg. Ein Hinrunden-Schlussspurt mit zehn Punkten aus fünf Partien hat Fortuna aber wieder in ruhigere Gefilde gespült. Mit 21 Punkten geht der Aufsteiger in die Winterpause. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt komfortable neun Punkte. Und wenn es mal eine Klatsche wie das 0:5 gegen Bayern München gab, feierten sich die Fans eben selbst. Düsseldorf genießt die Bundesliga Spiel für Spiel in vollen Zügen.
Rafael van der Vaart (Hamburger SV):
Es hatte etwas von Hollywood, als Rafael van der Vaart einschwebte. Jeder Fotograf, jeder Kameramann versuchte, "Rafa" am Flughafen einzufangen, nachdem sich der Hamburger SV mit Tottenham Hotspur endlich auf 13 Millionen Euro Ablöse geeinigt hatte. Knapp vier Monate später hat sich die Hoffnung der Fans bestätigt: Van der Vaart nimmt bei den Hanseaten wieder eine Ausnahmestellung ein. Ein Tor machte er selber, fünf legte er auf - der "Messias" zeigte im geliebten Hamburg auf Anhieb seine Qualitäten und führte den darbenden Klub schnell in ruhigeres Fahrwasser. "Van der Vaart ist ein fantastischer Spieler, der beste, mit dem ich je zusammen gespielt habe", sagt Milan Badelj, der dem Superstar im Mittelfeld den Rücken frei hält. Dem Höhenflug des "kleinen Engels" van der Vaart, der bereits von 2005 bis 2008 das HSV-Trikot getragen hatte, folgten auch schwächere Auftritte. Vier Spiele in Folge blieb "VdV" ohne Scorerpunkt, bis er mit einem Muskelfaserriss für den Rest der Hinrunde ausfiel. Dem Hamburger Aufwärtstrend tat dies keinen Abbruch. "Wichtig ist, dass die Mitspieler sehen, dass es auch mal ohne Rafael geht. Aber wir brauchen ihn dringend zurück", sagt HSV-Trainer Fink.
Stefan Kießling (Bayer Leverkusen):
Das Kalenderjahr ist im Fußball lediglich für Statistik-Fans relevant. Leverkusens Stefan Kießling hatte allen Grund, sich Ende 2012 als Zahlenfreund zu outen. 25 Bundesliga-Tore hat der Stürmer seit Jahresbeginn erzielt. Keiner war besser. Und trotzdem wartet der 28-Jährige seit dem Spiel um Platz drei bei der WM 2012 auf seinen siebten Länderspiel-Einsatz. Bundestrainer Joachim Löw lässt Kießling links liegen. Da das Thema Nationalmannschaft nicht in seiner Macht liegt, wird es Kießling irgendwie verkraften können – und sich für 2013 erst einmal sein 100. Bundesligator vornehmen. Nur noch zwei Treffer fehlen ihm
Bruno Labbadia (VfB Stuttgart):
Die Dimension der legendären "Flasche-leer-Ansprache" von Giovanni Trapattoni erreichte Bruno Labbadia zwar nicht, große Beachtung fand seine Wutrede dennoch. Nach dem 2:2 gegen Bayer Leverkusen und lautstarken Pfiffen der Fans war dem Trainer des VfB Stuttgart der Kragen geplatzt. "Die Trainer in der Bundesliga sind nicht die Mülleimer von allen", so redete sich Labbadia in Rage: "Als normaler Bundesliga-Trainer muss man sich die Frage stellen, gehe ich einen schweren Weg, wie ihn der VfB Stuttgart gehen muss, gehe ich den mit, oder sage ich: am Arsch geleckt!" Er könne nicht akzeptieren, "wenn der Trainer wie der letzte Depp dargestellt wird, als hätte er gar keine Ahnung". Ein Rundumschlag, für den der 46-Jährige "von Trainern und auch Managern extrem viel Zuspruch erhalten" hat. Auch Sportdirektor Fredi Bobic verteidigte seinen Coach: "Wenn sie Roboter auf den Trainerbänken wollen, dann hätten wir keinen großen Spaß in der Liga."
Thomas Müller (Bayern München):
Auch Franck Ribery war überragend in dieser überragenden Hinrunde des FC Bayern. Aber neun Tore und neun Torvorlagen wie Thomas Müller hat der kleine, große Franzose nicht zustande gebracht. Müller ist Topscorer der Liga - obwohl "keiner so komisch spielt wie ich", wie er selbst einmal sagte. Coach Jupp Heynckes beschrieb seine Spieler nach den zahlreichen Enttäuschungen der Vorsaison als "hungriger, gieriger" auf Erfolg. Für Müller gilt das in besonderem Maße. Im Mai hätte sein Tor fast das Champions-League-Finale entschieden – es kam anders. Im Juni der nächste Schlag: In der K.o.-Runde der EM verlor er seinen Stammplatz – Deutschland scheiterte mit "Joker" Müller im Halbfinale. Zu den sportlichen Enttäuschungen kam Kritik von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, Müller dachte laut über einen Vereinswechsel nach. Davon will der 23-Jährige nichts mehr wissen. "Ich bin hier zu Hause, mich treibt nichts weg vom FC Bayern", sagt er.
Juan Arango (Borussia Mönchengladbach):
Gegen Frankfurt knallte er den Ball aus mehr als 30 Metern in den Winkel, gegen Wolfsburg traf er mit einem sehenswerten Volleyschuss. In Hannover beförderte er einen Freistoß aus unmöglichem Winkel ins Tor und gegen Mainz verzückte er die Fans mit einer Bogenlampe aus 44 Metern. Juan Arango von Borussia Mönchengladbach ist der Kunstschütze der Hinrunde in der Fußball-Bundesliga. "Die schwierigen Tore liegen mir", sagte der 32-Jährige nach seinem Traumtor gegen Mainz. Arango sorgt mit seinen sehenswerten Treffern für die besonderen Momente im Spiel des fünfmaligen deutschen Meisters. "Juan hat verstanden, dass wir ihn unbedingt brauchen. Seine Effizienz ist sehr wichtig für uns", sagt Trainer Lucien Favre über seinen Mittelfeldspieler.
Rene Adler (Hamburger SV):
Rene Adler war auf dem Gipfel, stürzte ab und ist beim Hamburger SV längst wieder der gefeierte Star: Der 27 Jahre alte Torhüter hat nach langer Leidenszeit in der Hinrunde der Fußball-Bundesliga ein sensationelles Comeback hingelegt. Mit knapp 80 Prozent gehaltenen Torschüssen und über zehn vereitelten Großchancen brillierte Adler mit Top-Werten und hat sich auch wieder bei Bundestrainer Joachim Löw in den Vordergrund gespielt. "Es gab noch nie einen besseren Adler als jetzt", sagt Adler. Nicht viele hätten ihm eine solche Leistung zugetraut – nicht zuletzt er selbst. "Mein Karriereende war damals sehr nah", sagt der Adler rückblickend über seine lange Verletzungspause. Ein Rippenbruch hatte ihn die WM 2010 gekostet, anschließend musste er wegen einer Verletzung an der Patellasehne bei Bayer Leverkusen die gesamte vergangene Saison pausieren. Adler musste sich mit dem Gedanken befassen, gar nicht mehr professionell Fußball spielen zu können. Zuletzt gab er zu, in dieser Phase Angst vor Depressionen gehabt zu haben. In Hamburg gelang Adler nun seine Rückkehr an die Spitze – und macht sogar Bayern-Keeper Manuel Neuer Druck in der Nationalelf.
Eintracht Frankfurt/Armin Veh:
Sie sind gekommen, um zu bleiben – und zwar mit Traumfußball: Aufsteiger Eintracht Frankfurt hat sich in der Hinrunde in die Herzen vieler Fans gespielt. Die hessische Spaßgesellschaft zelebrierte mit ihrem überfallartigen Tempospiel phasenweise den Fußball 3000. Und nicht nur die Optik stimmte. Erst am 7. Spieltag kassierte das Team von Trainer Armin Veh seine erste Niederlage, hatte da aber schon 16 Punkte. Es war der beste Saisonstart eines Aufsteigers in der Bundesliga-Geschichte. Trotzdem bleibt die Führungsetage bescheiden, spricht weiter vom Klassenerhalt statt von Europapokal. Das war nicht immer so bei der Eintracht. Herzstück ist die Achse mit Alexander Meier, Pirmin Schwegler und Sebastian Rode. Besonders Meier befindet sich mit fast 30 Jahren in der Form seines Lebens, er gehört mit zehn Toren zu den treffsichersten Profis der ersten Halbserie. Veh kommentiert es mit Humor. Nachdem Meier jüngst sein dritter Saison-Doppelpack geglückt war, sagte Veh: "Er könnte ruhig auch mal drei Treffer machen."
Christian Streich (SC Freiburg):
Das Lob kam aus berufenem Munde. "Der beste Mann in Freiburg sitzt auf der Bank", sagte Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes. Christian Streich dürfte sich im stillen Kämmerlein gefreut haben. Aber wer den Coach des SC Freiburg kennt, weiß, dass der 47-Jährige seine Bodenhaftung durch diesen Ritterschlag nicht verlieren wird. Christian Streich ist einer, der sich treu bleibt im Glamourzirkus Bundesliga, in dem er immer noch als Exot gilt. Zum Training kommt er mit dem Fahrrad, er wirkt verbindlich statt abgehoben. Die Bescheidenheit bedeutet aber nicht, dass er keine Ziele verfolgt. "Wir fühlen uns in der Rolle des Kleinen wohl. Aber wir wollen nicht immer klein bleiben, sondern auch mal größer werden", sagt Streich. Die Freiburger sind auf einem guten Weg, wieder ein wenig zu wachsen. Mit bescheidenen Mitteln haben sie sich im Tabellenmittelfeld etabliert. Streichs Mut, auf junge, unerfahrene Spieler zu setzen, wird belohnt. Mit seinen Sprüchen sammelt er immer wieder Sympathiepunkte. "Ich will nicht den Psycho-Doktor spielen. Dennoch: Wir wollen eine Energie auf dem Platz erzeugen, die auch die Menschen auf der Tribüne spüren", lautet die Maxime. Heynckes wird auch diese Aussage gefallen haben.