Von Gladbach bis Hamburg Die Europa-League-Kandidaten im Check

Düsseldorf · Die internationale Bühne reizt - finanziell und für die Reputation. Wir haben die Kandidaten unter die Lupe genommen.

 Borussia Mönchengladbach ist einer der heißesten Europa-League-Anwärter in der kommenden Saison.

Borussia Mönchengladbach ist einer der heißesten Europa-League-Anwärter in der kommenden Saison.

Foto: dpa, Marius Becker

Hinter den vermeintlich Großen der Bundesliga tummeln sich die Vereine, die die Qualifikation für das internationale Geschäft ausspielen. Die Plätze fünf, sechs und unter Umständen auch Platz sieben (wenn DFB-Pokalfinalisten unter den ersten Vier sind) berechtigen zu Auftritten auf europäischer Bühne. Prestige für das Image und wichtiges Geld für die Vereinskasse sind der Lohn. Wer dahinter landet, verschwindet im Niemandsland der Bundesliga, dem grauen Mittelfeld. Welche Vereine haben die besten Chancen, den Donnerstagabend künftig für Fußball-Europa zu buchen? Die Kandidaten im Check:

Hannover 96 "Ziel ist mindestens der neunte Platz", gibt 96-Boss Martin Kind die Marschrichtung für die kommende Spielzeit vor. Trotzdem orientiere man sich natürlich eher nach oben. Doch in die Sphären von Mönchengladbach und Hoffenheim werden die Niedersachsen nicht vorstoßen können. Dafür sind die Qualitätsunterschiede im Kader zu enorm. In Mame Diouf, Didier Ya Konan und Szabolcs Huszti hat Hannover 96 praktisch die komplette Offensive abgeben müssen. Zwar gelang mit dem Spanier Joselu von Eintracht Frankfurt ein Transfer-Coup, und auch der von Nürnberg gekommene Hiroshi Kiyotake ist ein Gewinn, doch unter dem Strich bleibt bei der Bilanz Ein- und Verkäufe ein Minus stehen. Hannover erfüllt deswegen nur die Rolle des Außenseiters.

Wahrscheinlichkeit der Europa-League-Qualifikation: 20 Prozent.

FC Augsburg Die beste Saison der Vereinsgeschichte kann der FCA in der kommenden Spielzeit nicht mit einem Europa-League-Platz toppen. Augsburg-Trainer Markus Weinzierl ruft sogar den Abstiegskampf aus: "Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt, weil wir uns in der Liga etablieren wollen. Dafür muss jeder hochmotiviert sein. Im letzten Jahr haben wir bewiesen, dass wir es können." Tief gestapelt ist das nicht. Weinzierl wird wissen, auf welchen Stützen der Erfolg in der vergangenen Spielzeit gebaut wurde. Vor allem die Mischung aus erfahrenen Kräften wie Daniel Baier oder Halil Altintop sowie Talenten wie André Hahn oder Kevin Vogt waren für Augsburg ein Erfolgsfaktor. Die neue Formel für das Erfolgsrezept muss Weinzierl erst noch finden, weil Leistungsträger wie Hahn und Vogt den Verein verlassen haben.

Wahrscheinlichkeit der Europa-League-Qualifikation: 40 Prozent.

Hamburger SV Der Dino der Fußball-Bundesliga hat sich nach dem Klassenerhalt rausgeputzt und gezielt verstärkt. Unter anderem sind Valon Behrami, Nicolai Müller und Pierre-Michel Lasogga zum HSV gewechselt oder haben sich entschieden, in Hamburg zu bleiben, um beim großen Umbruch mitzuhelfen. Das gelingt. Zwar schmerzt der Abgang von Spielmacher und Kunstschütze Hakan Calhanoglu zu Bayer Leverkusen, dafür konnte Torjäger Pierre-Michel Lasogga gehalten werden. Zugang Nicolai Müller könnte der in der vergangenen Saison oft kreativlosen Offensiv-Abteilung neue Ideen aufzeigen. Wichtig wird sein, dass der HSV sein Fitnessproblem in den Griff bekommt. In der vergangenen Spielzeit liefen die Spieler nach 70 Minuten praktisch nur noch im roten Bereich. "Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht da, wo wir sein wollen", sagt Trainer Slomka zu den Ambitionen.

Wahrscheinlichkeit der Europa-League-Qualifikation: 60 Prozent.

TSG Hoffenheim Die Hoffenheimer haben einen Vorteil gegenüber Klubs wie Mönchengladbach: Sie hat niemand auf der Rechnung. Abseits der großen Aufmerksamkeit hat sich die TSG in der vergangenen Saison schon mit Platz neun nah an die Europa-League-Plätze herangeschlichen. In der kommenden Spielzeit gelingt ihnen erstmals in der Vereinsgeschichte der Sprung ins internationale Geschäft. Warum? Weil das Team von Markus Gisdol hinter Bayern München und Borussia Dortmund 2013/2014 die meisten Tore geschossen hat und vor allem im Angriff über das spielerische Potenzial verfügt. In Pirmin Schwegler wurde zudem ein Mittelfeldspieler verpflichtet, der die Balance zwischen Spektakel in der Offensive und konzentrierter Defensivarbeit verbessern soll. "Seine Ruhe und Ausstrahlung sind genau das, was wir gebraucht haben", sagt Kapitän Andreas Beck über den Zugang. Denn mit 70 Gegentoren hatten die Hoffenheimer auch die zweitschlechteste Abwehr der Bundesliga.

Wahrscheinlichkeit der Europa-League-Qualifikation: 80 Prozent.

Borussia Mönchengladbach Die Elf vom Niederrhein stand in der vergangenen Spielzeit an elf Spieltagen auf einem Tabellenplatz, der am Ende für die Champions League gereicht hätte. Nach dem 34. Spieltag landete die Borussia hinter den Wolfsburgern auf dem sechsten Rang. Dieses Mal ist mehr drin. Unter den Anwärtern auf die Europa-League-Plätze ist Mönchengladbach der größte Favorit. Weil die Offensive das Prunkstück ist und mit den Zugängen André Hahn, Thorgan Hazard und Ibrahima Traoré noch verstärkt wurde, werden die Gladbacher sich direkt für Europa qualifizieren und von den Fans wieder über den ganzen Kontinent begleitet. "Die Erfahrung, die wir vor zwei Jahren gemacht haben, war einzigartig - ein ständig bestens gefüllter Borussia-Park, Riesenatmosphäre und Riesenstimmung. Deshalb sind wir heiß darauf", sagte Sportdirektor Max Eberl.

Wahrscheinlichkeit der Europa-League-Qualifikation: 99 Prozent.

(RP)
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