Saison geht auf die Zielgerade Die Bundesliga kennt kein Niemandsland

Nach 52 Jahren Bundesliga ist Vorsicht angesagt, wenn es um Superlative geht. Unvorstellbar und unglaublich war manch ein Saisonfinale seit 1963. Aber die Voraussetzungen für einen dramatischen Endspurt sind diesmal bestens.

Bundesliga – Das Restprogramm der Abstiegskandidaten
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Das Restprogramm der Abstiegs-Kandidaten

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Foto: dpa, Carmen Jaspersen

Niemand hatte 2001 ein Drehbuch in der Schublade, das Schalke 04 für vier Minuten zum Deutschen Meister machen und erst durch ein Tor von Bayern-Verteidiger Patrik Andersson ins Tal der Tränen stürzen würde. Und wer hätte schon mit der epischen Dramatik der "Mutter aller Abstiegskämpfe" 1999 gerechnet? ARD-Reporter Günther Koch flehte in Nürnberg legendär um Gnade: "Ich pack' das nicht. Ich halt das nicht mehr aus. Ich will das nicht mehr sehen."

Zumindest das Thema Meisterschaft ist in diesem Jahr schnell abgehakt. Die Bayern haben jetzt, nach 26 Spieltagen, schon einen Punkt mehr auf dem Konto als nach dem Herzschlagfinale 2001 am Saisonende. Wolfsburg kann sich wohl die Vizemeisterschaft in den Briefkopf eintragen und zumindest noch den eigenen Punkterekord anpeilen. Wenn es um die restlichen 16 Mannschaften der Bundesliga geht, darf die zum Gähnen in Richtung Mund geführte Hand schnell wieder runterwandern. Denn bis zum 23. Mai steht für den Rest noch einiges auf dem Spiel.

Stand jetzt gehen die Köpfe auf Schalke beim Thema Königsklasse resignierend nach unten. Nach der Niederlage gegen Leverkusen und Mönchengladbachs Coup bei den Bayern beträgt der Rückstand der Königsblauen auf Platz vier schon sechs Punkte. Völlig abschreiben sollte man die Mannschaft von Trainer Roberto Di Matteo noch nicht, aber momentan läuft alles auf ein Duell zwischen Borussia und Bayer hinaus. Beide treffen am 9. Mai aufeinander. Wer sich am Ende durchsetzt, kann sofort mit den Champions-League-Millionen planen. Der Unterlegene muss im August in die Play-offs und auf dem Transfermarkt entsprechend defensiver agieren.

Da die ersten vier Teams der Tabelle noch im DFB-Pokal vertreten sind, kann das Sextett von Schalke bis Dortmund hoffen, dass es letztendlich drei Europa-League-Plätze unter sich ausmacht. Der Siebte könnte somit noch an der Qualifikation teilnehmen. Spannend ist die Mischung mit dem Champions-League-Achtelfinalisten aus Gelsenkirchen und den Underdogs aus Augsburg, die genau wie Hoffenheim erstmals in Europa dabei wären. Bremen und Dortmund standen nach der Hinrunde auf Platz 16 und 17. Ohnehin eine Wundertüte sind Thomas Schaafs Frankfurter. Spannung ist hier bis zum Saisonende garantiert.

Mainz und Köln dürfen sich scheinbar ein bisschen zurücklehnen mit ihren 30 Punkten, ein Sieg aus den verbleibenden acht Spielen könnte genügen. Doch es ist erst zwei Jahre her, dass Düsseldorf unter ähnlichen Voraussetzungen an genau diesem Vorhaben scheiterte. Nur noch einen Zähler holte die Fortuna im Saisonendspurt und stieg direkt ab. Hannover, nach der Hinrunde lediglich drei Punkte hinter dem heutigen Dritten Mönchengladbach, ist ohnehin längst gewarnt und wird sich mit Schrecken an Frankfurt in der Saison 2010/2011 erinnern. Die Eintracht ließ 26 Hinrundenzählern nur noch acht weitere folgen, verabschiedete sich auf Platz 17 aus der Bundesliga.

Zum zweiten Mal nach 1975 könnte es Stuttgart treffen, Hamburg hat das Alleinstellungsmerkmal des noch nie abgestiegenen Gründungsmitgliedes zu verteidigen. Dieses Drehbuch liegt schon seit ein paar Jahren in der Schublade. Vergangene Saison musste sich der HSV in der Relegation so aktiv mit dem Thema beschäftigen, dass niemand den Fehler machen wird, den "Dino" für unabsteigbar zu halten. In Paderborn und Freiburg ist man davon ohnehin weit entfernt.

Bundesliga – Das Restprogramm der Europacup-Kandidaten
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Die spannendsten Entscheidungen im Abstiegskampf
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Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Günther Koch sitzt schon lange nicht mehr am Mikrofon in der ARD-Konferenz. Doch einer seiner Nachfolger würde im Falle eines erneuten Krimis am 34. Spieltag sicher angemessen dramatische Sätze formulieren. Der Spielplan erlaubt es, sich provisorisch welche zurechtzulegen. 32. Spieltag: Hamburg gegen Freiburg. 33. Spieltag: Stuttgart gegen Hamburg. Und zum Abschluss: Hannover gegen Freiburg sowie Paderborn gegen Stuttgart. Das könnte am Ende doch ein paar Superlative rechtfertigen.

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