Neuvergabe der Bundesliga-Medienrechte Der Kampf der Klubs ums große Geld hat schon begonnen

Düsseldorf · Die Tinte unter dem Multi-Milliarden-Vertrag der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist gerade erst getrocknet, und die zehnstelligen Summen werden erst ab dem kommenden Jahr überwiesen – doch der Verteilungskampf unter den 36 Profi-Klubs hat schon begonnen. Vor allem die selbsternannten Traditionsvereine wittern jetzt ihre Chance auf ein größeres Stück des Kuchens.

Die TV-Rechtepakete ab 2017
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Foto: dpa, woi fpt hak

Die Tinte unter dem Multi-Milliarden-Vertrag der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist gerade erst getrocknet, und die zehnstelligen Summen werden erst ab dem kommenden Jahr überwiesen — doch der Verteilungskampf unter den 36 Profi-Klubs hat schon begonnen. Vor allem die selbsternannten Traditionsvereine wittern jetzt ihre Chance auf ein größeres Stück des Kuchens.

"Wir halten es für zwingend notwendig, dass auch der aktuelle Marktwert des jeweiligen Vereins bei der Verteilung berücksichtigt wird", sagte Eintracht Frankfurts Finanzchef Axel Hellmann stellvertretend für das "Team Marktwert", einem Zusammenschluss aus fünf Bundesligisten und dem Zweitligisten VfB Stuttgart. Die Klubs halten sich für einen "enorme werttreibenden" Faktor im neuen TV-Vertrag. Die Klubs aus Leverkusen, Hoffenheim und Co., wo die Historie weniger aufregend ist, sehen das völlig anders.

Bislang läuft die Verteilung der nationalen Erlöse, die ab 2017 um 85 Prozent (!) auf 1,159 Milliarden Euro pro Saison steigen, über die Fünf-Jahres-Wertung, die wenig überraschend seit Jahren von Bayern München angeführt wird. 80 Prozent gehen an die Bundesliga, die Zweitligisten bekommen derzeit noch 20 Prozent.

In der laufenden Saison werden 663 Millionen Euro plus rund 30 Millionen aus Marketingerlösen ausgeschüttet. Die Bayern erhalten davon 5,8 Prozent, der letzte der Wertung, Darmstadt 98, die Hälfte (2,9). In der 2. Liga geht es mit 1,69 Prozent für den Wertungsersten weiter — in den Augen vieler Bundesligaklubs sollen die Vereine im "Unterhaus" aber in Zukunft keine höhere Gesamtsumme bekommen als bisher, was den Profit für die 1. Liga noch vergrößern würde.

"Über die (möglicherweise neue, Anm. d. Red.) Verteilung der Erlöse wird in der kommenden Saison entschieden", sagte Ligapräsident Reinhard Rauball. Im August wird ein neuer Ligavorstand gewählt, der dann im Anschluss "diese keineswegs einfache Aufgabe" angehen werde, sagte der BVB-Präsident: "Trotz aller Interessenunterschiede sollte es das gemeinsame Anliegen aller Klubs sein, eine möglichst einvernehmliche Lösung zu erzielen."

Das Argument der Traditionalisten: "Weiche" Faktoren, wie Zuschauerzahl, Bekanntheit und Erfolge aus vergangenen Zeiten müssten auch eine Rolle spielen. Schließlich treibe das die Fans in die Stadien und vor die Fernseher, was das Produkt Profi-Fußball attraktiver mache.

"Damit fordern wir nur das, was in sämtlichen europäischen Top-Ligen bereits üblich ist — nämlich eine gerechtere und zeitgemäße Verteilung der TV-Gelder — auch in der Bundesliga", sagte Hellmann im Namen von Hertha BSC, Werder Bremen, dem Hamburger SV, 1. FC Köln und des VfB. Aus diesem Grund seien andere Vereine "herzlich" eingeladen, sich anzuschließen. Der Ärger ist damit programmiert.

Tradition ist Vergangenheit

Das Gegenargument der Werksklubs: Tradition ist Vergangenheit. Nur weil die Stadien voll sind, bedeute das nicht, dass in den Klubs perfekt gewirtschaftet werde oder die Mannschaft erfolgreich spiele. Und Traditionsvereine, die ständig gegen den Abstieg spielen, würden sicherlich nicht die Attraktivität der Liga steigern.

Welche Auswirkungen diese Diskussionen haben, wurde zuletzt im vergangenen Dezember deutlich. Vor der damaligen Ligaversammlung hatten alle drei Gruppen (Traditionsvereine, Zweitligisten, Werksklub) ihre Ansprüche angemeldet, die Bayern drohten sogar mit dem Ausstieg aus der Solidargemeinschaft und der Zentralvermarktung.

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert fand schon damals die richtigen mahnende Worte und hat nun ein halbes Jahr später den neuen Mega-Deal geliefert - der allen deutlich mehr Geld garantiert. Aber viele bekommen angesichts des Milliarden-Kuchens den Mund nicht voll genug.

(seeg/sid)
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