Transfer-Domino Wie die Bundesliga vom Neymar-Transfer profitieren kann

Düsseldorf · Durch den Wechsel von Neymar zu Paris St. Germain hat der FC Barcelona plötzlich 222 Millionen Euro zur Verfügung. Geld, das nun durch weitere Transfers in der Fußballwelt verteilt wird. Auch die Bundesliga könnte profitieren.

FC Barcelona: Wer könnte Neymar ersetzen?
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Wer könnte Neymar bei Barcelona ersetzen?

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Ungläubig und ohnmächtig — so nimmt die Fußballwelt den Neymar-Transfer hin. Nach dem Motto: Das ist zwar gar nicht gut, aber was will man machen? Und so retten sich viele Funktionäre und Trainer ins Prinzip Hoffnung und versuchen dem Wahnsinn doch irgendwie etwas Positives abzugewinnen. Immerhin sind ja nun 222 Millionen Euro mehr im Fußballgeschäft unterwegs. "Am Ende ist es ein Kreislauf — und das Geld bleibt im Kreis", sagte Rudi Völler beim Fußballgipfel unserer Redaktion. Jetzt geht es darum, wer etwas vom Neymar-Kuchen abbekommt. Der FC Barcelona ist am Zug. Je nachdem welchen Stein die Spanier umstoßen, geht das Dominospiel weiter.

Barca will Coutinho oder Dembélé

Die zwei heißesten Kandidaten auf die Nachfolge des brasilianischen Superstars bei den Katalanen sind sein Landsmann Philippe Coutinho und der Franzose Ousmane Dembélé. Letzterer ist noch in Diensten von Borussia Dortmund. Und an seinem Beispiel lässt sich gut erklären, was der Rekordtransfer in erster Linie bewirkt hat: eine Preisexplosion. Noch vor wenigen Wochen schien es im Bereich des Möglichen, dass Dortmunds Top-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang oder auch Dembélé bei einem unmoralischen Angebot im hohen zweistelligen Millionenbereich wechseln könnten.

Das französische Fachmagazin "L'Équipe" berichtete nun, Barcelona sei wegen Dembélé mit einem 100-Millionen-Euro-Angebot an Borussia herangetreten. Jetzt sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Diese Summe halte ich für zu wenig, ob das jetzt Auba oder Ousmane Dembélé ist." Watzke ist sich bewusst, dass der Neymar-Transfer eine andere Dimension der Marktpreise eröffnet hat. Und nun versucht der 58Jährige natürlich, das Maximale für seinen Verein herauszuholen. Auch beim FC Liverpool, Klub von Philippe Coutinho, verfolgt man diese Strategie. Nach Berichten von brasilianischen Medien habe Manager Jürgen Klopp ein "Vorfühl-Angebot" des FC Barcelona über 70 Millionen Euro abgelehnt. Auch hier gilt als sicher, dass sich eine Einigung — wenn überhaupt — erst jenseits der 100-Millionen-Grenze erzielen lässt.

Sobald Barcelona Teile des unerwarteten Geldregens reinvestiert hat, folgt die nächste Stufe. Denn auch Liverpool und Dortmund müssten ihre Schlüsselspieler alsbald ersetzen. Und bei dieser Suche werden auch die beiden Klubs auf Vereine treffen, die das große Geld wittern. "Wir freuen uns, wenn wir Spieler auch mal über Wert verkaufen, aber wir müssen jetzt auch mehr bezahlen", sagte Leverkusens Sportdirektor Völler. Dieses Dominospiel endet wahrscheinlich erst in den Amateurklassen, in denen keine Ablösesummen fällig werden.

Es gibt natürlich auch eine weitere finanzielle Seite neben dem Transfermarkt. Beim FC Barcelona denken die handelnden Personen darüber nach, zumindest einen Teil der Neymar-Einnahmen zur Tilgung von Schulden zu nutzen. Die Spanier haben mehr als 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten.

Ein Verein hätte zudem die Möglichkeit, mit hohen Mehreinnahmen in die Infrastruktur zu investieren, anstatt überhöhte Preise für Spieler zu bezahlen. Der SC Freiburg nahm zuletzt stolze 20 Millionen Euro aus Dortmund für U21-Nationalspieler Maximilian Philipp ein. Der Bundesligist scheiterte beim Versuch, mit dem Geld einen Nachfolger zu verpflichten, weil andere Vereine noch mehr boten. Trainer Christian Streich war erzürnt: "Das ist Brutalo-Kapitalismus, der gelebt wird. Anscheinend ist es so gewollt." Und das war vor dem Neymar-Transfer. Für Freiburg, ohnehin ein Klub, der mit wenig Geld stets viel erreicht, scheint die Lösung einfach: Weiteres Geld in die Jugendarbeit investieren, um so Talente zu fördern, die den Sprung in die erste Mannschaft schaffen können.

Neymars neuem Klub Paris St. Germain und dessen Besitzer, das katarische Unternehmen Qatar Sports Investments, sind die Folgen der neuen Maßlosigkeit egal. Im Gegenteil: Der französische Vizemeister bastelt schon am nächsten Megatransfer. Das Ziel der Begierde ist der französische Shootingstar Kylian Mbappé vom Meister AS Monaco. Nach Informationen der "L'Équipe" und "Le Parisien" sei PSG bereit, die für den 18-jährigen Stürmer aufgerufene Ablösesumme von 180 Millionen Euro Richtung Fürstentum zu überweisen. Und Mbappé erklärte am Mittwoch, dass er sich für einen neuen Klub entschieden habe und mit seinem großen Vorbild Neymar zusammenspielen wolle.

Dann könnte Monaco den nächsten Dominostein anstoßen.

(erer)
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