Kolumne: Gegenpressing Nicht auch noch montags!

Meinung · Nach 16 Jahren wird am Montag wieder ein Bundesliga-Spiel ausgetragen. Das soll erst der Anfang der Vermarktungspläne der DFL sein. Neue Märkte wollen erobert werden.

 RP-Redakteur Gianni Costa.

RP-Redakteur Gianni Costa.

Foto: Phil Ninh

Irgendwann wird die Bundesliga die reichste Liga der Welt sein. Mindestens. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) arbeitet jedenfalls im Auftrag der Profiklubs eifrig daran. Das Problem ist allerdings, dass in deutschen Arenen ziemlich viele Romantiker sitzen. Und die wollen nicht, dass sich überhaupt etwas ändert. Schon gar nicht Anstoßzeiten. Die DFL kümmert das wenig. In ihrer Welt sind Fans ja auch keine Fans, sondern Kunden. Die bekommen etwas mundgerecht serviert. Nur ein 14-tägiges Umtauschrecht nach schlechten Spielen gibt es nicht.

Übermorgen wird zum ersten Mal nach 16 Jahren wieder an einem Montag ein Bundesligaspiel angepfiffen: Werder Bremen gegen den VfB Stuttgart. Die Sicherheitsorgane hatte darauf gedrängt, wegen der hohen Arbeitsbelastung durch Kundgebungen und Demonstrationen am 1. Mai nicht auch noch Fußballtermine an diesem Tag anzusetzen. Das hat auch Sinn gemacht, als noch nicht klar war, wie weit die deutschen Vertreter in der Europa League kommen. Ihnen wollte man möglichst viel Regeneration ermöglichen. Doch sowohl Dortmund als auch Wolfsburg sind mittlerweile ausgeschieden. Die DFL wollte sich aber nicht die gute Gelegenheit nehmen lassen, die Zukunft zu testen. Denn ab der übernächsten Saison sollen bis zu fünf Partien an einem Montag stattfinden.

Beim FC Schalke 04 im Fanblock, ähm Kundenwartebereich, war am vergangenen Spieltag ein Transparent zu sehen: "Euer Produkt ist unser Leben! Gegen Montagsspiele!" In der DFL-Zentrale wird hernach niemand nachhaltig gezittert haben. Die Botschaft sollte man dennoch ernst nehmen. Die Emotionen der Bundesliga sind das Wertvollste. Sie machen aus einem gewöhnlichen Spiel erst das Besondere. Natürlich wollen Zuschauer Stars sehen, sie wollen aber vor allem das Gemeinschaftsgefühl im Stadion. Das muss in Einklang miteinander gebracht werden. Denn in Kalkutta oder Peking mögen zwar gute Chancen zur Expansion liegen, der Preis dafür sollte wohl kalkuliert sein. Fußball darf keine inflationäre Ware werden. Kurzfristig wird man damit vielleicht Erfolge erzielen, langfristig schadet man sich nur selbst.

Die Fans, übrigens auch die, die in Amateurvereinen selbst kicken, gehören zum Unterhaltungspaket. Wer Fußball ohne größere Emotionen erleben möchte, dem sei ein Blick auf die Premier League empfohlen. Wirtschaftlich top, in Sachen Leidenschaft von den Rängen bekommt man allerdings bei jedem Sechstligisten mehr geboten.

Die DFL sollte sich des wahren Werts ihres Produktes bewusst werden. Dass der Bundesliga-Spieltag etwas mehr zerstückelt werden muss, um dem TV Exklusivität zu bescheren, dafür wird man weitestgehend Verständnis bekommen.

Aber alles hat seine Grenzen.

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(RP)
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