Bundesliga 14/15 Tops und Flops der Saison
Wir haben die Tops und Flops der Saison 2014/15 zusammengestellt.
TOP:
Abschied der Saison: Jürgen Klopp Eine Pressekonferenz, deren Anlass noch vor nicht langer Zeit als undenkbar erschien, sorgte am 15. April für Fassungslosigkeit und versetzte die Fans von Borussia Dortmund in Schockstarre. Nach sieben Jahren und damit drei Spielzeiten vor dem Ende der Vertragslaufzeit kündigte Trainer Jürgen Klopp seinen Rücktritt an. Klopp fühlte, dass er "nicht mehr der perfekte Trainer für diesen außergewöhnlichen Verein", ist. Dennoch hat er sich mit der erfolgreichsten Ära der Klubgeschichte mit zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg ein Denkmal gesetzt.
Spieler der Saison: Kevin de Bruyne. Schnell, treffsicher und der beste Vorbereiter innerhalb einer Bundesligasaison: Kevin de Bruyne war in dieser Spielzeit der überragende Akteur. Nicht nur beim VfL Wolfsburg, sondern in der gesamten Liga. Nach einiger Anlaufzeit bei den Niedersachsen hat de Bruyne beim VfL den Durchbruch geschafft. Ohne ihn wäre der Höhenflug der Wölfe in dieser Saison in dieser Form nicht gegeben.
Treuebekenntnis der Saison: Marco Reus. Marco Reus könne in Dortmund eine Ära prägen, so wie es vor ihm Uwe Seeler in Hamburg oder Steven Gerrard in Liverpool getan habe, schwärmte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Das Treuebekenntnis des von europäischen Spitzenklubs umworbenen Nationalspielers, der mitten im Abstiegskampf seinen Vertrag bei Borussia Dortmund bis 2019 verlängerte, lässt zumindest derartige Prognosen zu.
Trainer der Saison: Lucien Favre. Das größte Lob erhielt Lucien Favre im November von Gisela Weisweiler. "In Lucien erkenne ich meinen Mann wieder", sagte die Witwe des legendären Trainers Hennes Weisweiler. Auf Weisweilers Stufe steht Favre in Mönchengladbach zwar noch nicht. Mit dem Einzug in die Champions League aber hat der Schweizer den größten Erfolg seit den glorreichen 70ern verbucht. Wohl bei keiner Mannschaft der Liga ist die Trainer-Handschrift so deutlich zu erkennen wie bei der Borussia. Unaufgeregtes Abwarten und überfallartige, mit atemberaubender Sicherheit vorgetragene Angriffe sind zum Markenzeichen geworden. "Er hat bei uns eine Ära geprägt", sagte Sportdirektor Max Eberl. Es ist ein Team entstanden, das in der Rückrunde nicht mehr zu stoppen war. Im vierten Jahr unter Favre zog die Borussia zum dritten Mal in den Europapokal ein.
Schuss der Saison: Moritz Stoppelkamp. Bernd Schuster, Klaus Allofs oder Diego - sie alle haben sich mit fulminanten Weitschuss-Toren in den Geschichtsbüchern der Bundesliga verewigt. Am 20. September 2014 wurden diese Superstars der Liga aber von Moritz Stoppelkamp in den Schatten gestellt. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein Hannover 96 traf der Mittelfeldspieler des SC Paderborn in der Schlussminute aus unerreichten 82,3 Metern zum 2:0-Endstand ins Tor.
Entscheidung der Saison: Torlinientechnik. Am Ende war es ein Erdrutsch-Sieg für die Befürworter. 15 der 18 Bundesligisten stimmten am 4. Dezember für die Einführung der Torlinientechnik zur kommenden Saison und sorgten damit für eine Revolution im deutschen Fußball. Die Technik hält Einzug, Phantomtore gehören bald der Vergangenheit an, die Traditionalisten mussten klein beigeben. Bei der Frage nach dem System hatte sich der Ligavorstand bereits im Vorfeld für das aus dem Tennis bekannte britische Hawkeye-System (englisch für Falkenauge) entschieden. Für die große Mehrheit der Sportfans ist die Einführung der richtige Schritt. 88 Prozent sind der Ansicht, dass die Entscheidung nötig war.
Entdeckung der Saison: Viktor Skripnik. Das Erfolgsrezept von Viktor Skripnik? "Bisschen dicht stehen, bisschen ackern vorne", sagt der Ukrainer in seinem sympathischen Singsang. Und: "Breite Brust, nicht Nase hoch." Der Trainer von Werder Bremen ist kein Schwätzer, dass lieben die Hanseaten. Skripnik ist wohl die Trainer-Entdeckung der Saison und an der Weser längst Kult. Ende Oktober hatte der 45-Jährige die sinkende "Werdanic" auf dem letzten Tabellenplatz übernommen, er päppelte den Traditionsklub mit seiner coolen und manchmal muffeligen Art auf und führte die Grün-Weißen am Ende noch auf Platz 10.
Retter der Saison: Huub Stevens. So langsam könnte der VfB Stuttgart Huub Stevens am Vereinsgelände ein Denkmal bauen. Zum zweiten Mal in Folge gelang es dem Niederländer, die Schwaben zum Klassenerhalt zu führen. Nach dem 12. Spieltag übernahm Stevens das Traineramt von Armin Veh, der zurückgetreten war. Der VfB war zu diesem Zeitpunkt Tabellenletzter. In der Vorsaison hatte der 61-Jährige im März Thomas Schneider abgelöst und Stuttgart im Saisonendspurt die Klasse gesichert.
Torjäger der Saison: Alexander Meier. Alexander Meier ist mit 19 Toren treffsicherster Akteur der Bundesligasaison. Dass sich der 32-Jährige als dritter Eintracht-Spieler nach Jörn Andersen und Anthony Yeboah die Torjägerkanone schnappte, ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil Meier verletzungsbedingt seit Anfang April nicht mehr spielte.
Blitztor der Saison: Karim Bellarabi. Karim Bellarabi (25) ist einer der Shootingstars in dieser Saison in der Fußball-Bundesliga. Der Offensivspieler von Bayer Leverkusen avancierte zum Nationalspieler - und zum Schützen des schnellsten Tores der Bundesliga-Geschichte, das am ersten Spieltag bereits nach neun Sekunden fiel. Bei Borussia Dortmund (2:0) gelang ihm der Coup: Anstoß Stefan Kießling, anschließend lief der Ball über Hakan Calhanoglu, Heung-Min Son und Sebastian Boenisch zu Bellarabi.
Torhütertor der Saison: Marwin Hitz. Es ist eine Geschichte, die Marwin Hitz wohl sein Leben lang immer wieder erzählen muss. Beim 2:2 gegen Bayer Leverkusen am 21. Februar gelang dem Torwart des FC Augsburg in der vierten Minute der Nachspielzeit der historische Treffer zum Ausgleich. Der Schweizer ist damit der dritte Keeper in der 52-jährigen Bundesliga-Geschichte, dem aus dem Spiel heraus ein Tor gelang. Lediglich Jens Lehmann (1997) und Frank Rost (2002) hatten das vor ihm geschafft.
Attraktion der Saison: Arjen Robben. Hamburgs Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer geriet nach dem 0:8 seines HSV beim FC Bayern ins Schwärmen. Arjen Robben sei "allein das Eintrittsgeld wert. Als er ausgewechselt wurde, habe ich überlegt, ob ich klatschen soll. Dann habe ich es gemacht", sagte er. In der Tat drückte der 31 Jahre alte Robben dem Spiel der Bayern, aber auch der Bundesliga seinen Stempel auf wie kein zweiter Spieler. Der Niederländer war mit seinen unwiderstehlichen Dribblings, seinen Abschlüssen und seinem Tempo die Attraktion der Liga. In 21 Spielen erzielte er 17 Tore und bereitete sieben vor. Pech für die Münchner war nur, dass der Superstar ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase verletzt ausfiel.
FLOPS:
Rauswürfe der Saison: Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam. Nach der x-ten Enttäuschung des abgestürzten Champions-League-Anwärters Schalke 04 kündigte Sportvorstand Horst Heldt zum x-ten Mal Konsequenzen an. Diesmal zog er sie auch: Einen Tag nach dem blamablen Auftritt beim 1. FC Köln (0:2) warf der selbst immer mehr in die Kritik geratene Manager die Sündenböcke Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam raus.
Abwerbung der Saison: Davie Selke. Ausgerechnet am 1. April gab Werder Bremen den Abschied seiner Sturmhoffnung Davie Selke bekannt. Was für die Fans zunächst wie ein Scherz klang, lässt bei den Hanseaten die Kasse klingen: Zweitligist RB Leipzig überweist rund acht Millionen Euro für den U19-Europameister und stattet ihn mit einem Fünfjahresvertrag bis Juni 2020 aus. "Für mich startet ein neues, spannendes Kapitel im Sommer", sagte Selke, während die Werder-Fans angesichts des Abgangs ihres Juwels in die 2. Liga nur den Kopf schüttelten. Schließlich hatte Selke seinen Vertrag an der Weser erst im vergangenen September bis 2018 verlängert.
Fehlgriff der Saison: Roberto Di Matteo. Sportvorstand Horst Heldt glaubte, den ganz großen Coup gelandet zu haben. Als Roberto Di Matteo am 8. Oktober 2014 die Nachfolge von Jens Keller als Cheftrainer bei Schalke 04 antrat, kam der Italiener mit der Empfehlung, Chelsea 2012 zum Champions-League-Triumph gegen die Bayern geführt zu haben. Aber den Vorschusslorbeeren für Di Matteo folgten keine Taten, die Königsblauen wurden im Saisonverlauf immer schlechter. Di Matteo konnte der Mannschaft keine Struktur verleihen, fast alles blieb Stückwerk. Die Trennung von Di Matteo wirft allerdings auch die Frage nach der Weiterbeschäftigung von Heldt auf. Der Sportdirektor hat seinen Bonus bei S04 längst aufgebraucht.
Verletzung der Saison: Elkin Soto. Am Ende des Dramas um Elkin Soto stand eine überraschende Vertragsverlängerung. Es war ein Zeichen der Solidarität des FSV Mainz 05 mit seinem langjährigen Profi (seit 2007). Soto hatte am 3. Mai im Spiel gegen den Hamburger SV (1:2) einen Komplettschaden im Knie erlitten. Während der zweistündigen Operation in Plattling mussten die Popliteussehne, die hintere äußere Kapsel, das Außenband, die Bizepssehne, der Tractus Iliotibialis und der Außenmeniskus rekonstruiert werden.
Eigentor der Saison: Christoph Kramer. Als der Ball seinen Fuß verlassen hatte, ahnte Christoph Kramer schon Böses. "Ich dachte sofort: Scheiße", sagte der Weltmeister über sein kurioses Eigentor aus 44,5 Metern, mit dem er Torhüter Yann Sommer "gekonnt" überlupft hatte. Besonders bitter: Mehr Treffer fielen beim Hinrundenspiel von Borussia Mönchengladbach bei Borussia Dortmund nicht, am Ende hieß es 0:1. "So etwas sollte nicht passieren, kann aber passieren. Das ist menschlich", sagte Kramer.
Abgang der Saison: Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Es war nur eine kurze Erklärung, doch die sorgte für erhebliche Aufregung: Nach 38 Jahren legte Bayern Münchens Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt am 16. April mit sofortiger Wirkung sein Amt beim Rekordmeister nieder. Der 72 Jahre alte Doc, der seit dem 1. April 1977 für die Bayern tätig gewesen war, begründete den Schritt mit einer nachhaltigen "Beschädigung des Vertrauensverhältnisses". Nach dem Hinspiel im Viertelfinale der Champions League beim FC Porto (1:3) sei "aus unerklärlichen Gründen die medizinische Abteilung für die Niederlage hauptverantwortlich gemacht worden", hieß es in seiner Mitteilung. Von erheblichen Spannungen mit Trainer Pep Guardiola war hinterher die Rede.
Missverständnis der Saison: Peter Knäbel. Nach dreieinhalb Wochen wurde Peter Knäbel erlöst. Als Platzhalter für die "ganz große Lösung" sollte der ursprünglich als Sportchef nach Hamburg gekommene 48-Jährige den Dino vor dem ersten Bundesliga-Abstieg retten. Knapp 48 Stunden hatten die HSV-Bosse um Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer nach der beschlossenen Entlassung von Joe Zinnbauer über ihrer wichtigsten Personalie gegrübelt. Und mit ihrer Entscheidung, Knäbel am 22. März zum Interimscoach zu machen, ganz Fußball-Deutschland überrascht. Ausgerechnet Knäbel, dessen einzige Cheftrainerstation zuvor eine Spielertrainertätigkeit beim FC Winterthur (1998 bis 2000) war, sollte den Hamburgern als vermeintlicher Retter neues Leben einhauchen. Nach nur zwei Spielen (0:4 in Leverkusen, 0:2 gegen Wolfsburg) beendete Beiersdorfer das Hamburger Missverständnis: Bruno Labbadia übernahm, Knäbel rückte zurück auf die Position des Sportchefs. Den Abstieg konnte Labbadia am letzten Spieltag zunächst abwenden - allerdings muss der HSV wieder in die Relegation.
Nullnummer der Saison:1. FC Köln. Die Devise, dass die Null stehen muss, nahm der 1. FC Köln in dieser Bundesliga-Saison fast schon zu genau. Neunmal endete eine Partie mit Beteiligung der Kölner Aufsteiger 0:0 - das bedeutete Rekord in 52 Jahren Bundesliga. Über das gesamte Jahr hinweg überzeugte Köln mit großem Kampfgeist, einer guten Defensive und einem herausragenden Torhüter. Timo Horn blieb in den ersten vier Bundesligaspielen ohne Gegentor, in der gesamten Saison waren es 13. Dies war einem Torhüter eines Aufsteigers zuletzt 1966 gelungen. Damals hielten Sepp Maier und Fritz Kosar das Tor von Bayern München ebenfalls 13-mal sauber.