Debatte über "unpopuläre Maßnahmen" TV-Vertrag: Wird der Spieltag weiter zerstückelt?

Der Abschluss des TV-Vertrags in England hat die DFL unter Zugzwang gesetzt. Wenn die Bundesliga auch nur annähernd mithalten will, muss laut DFL-Boss Seifert über "unpopuläre Maßnahmen" gesprochen werden.

Bundesliga TV-Vertrag: Wird der Spieltag weiter zerstückelt?
Foto: dpa, Jochen Lübke

Die Rekordzahlen von der Insel setzen die Deutsche Fußball Liga (DFL) unter Druck: Der Milliarden-Vertrag der englischen Premier League könnte auch Auswirkungen auf den Verkauf der Bundesliga-Medienrechte ab der Saison 2017/18 haben. DFL-Boss Christian Seifert hat mit Blick auf die Entscheidung in rund einem Jahr eine Diskussion über "unpopuläre Maßnahmen" gefordert.

Eine dieser Maßnahmen könnte nach SID-Informationen eine Umverteilung der Spielansetzungen sein, um durch unterschiedliche Anstoßzeiten höhere Erlöse vor allem aus dem Bereich des Bezahlfernsehens (Pay-TV) zu generieren. Seifert hatte bereits zuletzt erklärt, dass er im frei empfangbaren Fernsehen (Free-TV)
kaum noch Wachstumschancen sehe.

"Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb der Ligen", sagte Seifert der Bild-Zeitung: "Von daher benötigen wir eine ehrliche Diskussion in der Liga: Sind wir mit Blick auf den neuen TV-Vertrag bereit, notfalls auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, um weiter die besten Spieler der Welt in der Bundesliga zu halten?"

Nach SID-Informationen sollen die 36 Profi-Klubs nun klar Stellung beziehen: sind sie mit moderaten Steigerungszahlen bei den Lizenzgebühren beim neuen TV-Vertrag einverstanden, kann es beim bisherigen Verteilungsschlüssel der Spiele und den Anstoßzeiten bleiben.

Wollen die Vereine allerdings deutliche höhere Wachstumsraten, müssen sie auch bereit sein, grünes Licht für stärkere strukturellen Neuerungen, sprich veränderte Anstoßzeiten, zu geben. Entsprechende Pakete könnte die DFL den TV-Partnern offerieren. Offenbar ist aber nicht daran gedacht, den Spielplan wie in Spanien komplett zu zerstückeln und mit weitgehend unterschiedlichen Anfangszeiten zu operieren.

Die Premier League hatte am Dienstag den Abschluss ihres neuen TV-Vertrags verkündet. Die Engländer kassieren für die drei Spielzeiten von 2016 bis 2019 insgesamt rund 9,5 Milliarden Euro, das sind knapp 3,2 Milliarden pro Saison. Zum Vergleich: Die DFL plant für die Saison 2016/17 mit Einnahmen in Höhe von 835 Millionen Euro.

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Foto: AP, AP

"Mit Blick auf den deutschen Markt wird es für die Bundesliga auf absehbare Zeit kaum möglich sein, solche Zahlen zu erreichen", kommentierte Seifert den Abschluss der Engländer: "Will die Liga ihre sportliche Qualität und damit auch ihre Popularität erhalten, muss es darum gehen, den zweiten Platz in Bezug auf den Gesamtumsatz zu festigen und den Abstand zu England nicht zu groß werden zu lassen."

Im April 2016 will die DFL die Bundesliga-Rechte ab der Saison 2017/18 verkaufen. Dann könnte es für die "Weltmeister-Liga" eine Milliarde Euro pro Spielzeit geben. Die DFL weiß allerdings noch nicht, welche Rechtepakete sie ausschreiben darf. Das hängt vom Kartellamt ab, die Gespräche zwischen DFL und Amt laufen aber bereits.

Sollte neben den Interessenten für die Internetrechte auch noch ein Sky-Konkurrent im Pay-TV-Bereich hinzukommen (wie in England geschehen), würde das auch die Bundesliga wertvoller werden.

(sid)
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