Ausland als Vermarktungschance DFL will Umsatz in den nächsten 20 Jahren verdoppeln

Köln · Die Deutsche Fußball Liga erzielt einen Rekordumsatz von 2,62 Milliarden Euro. Nun soll noch mehr Geld im Ausland generiert werden.

Borussia Mönchengladbach: Beste Chancenverwertung 2015/16
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Die Chancen-Verwertung der Klubs

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Foto: dpa, fg hak

Christian Seifert findet, dass es langsam mal an der Zeit ist, mahnend den Zeigefinger zu heben. Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga tut es in Köln bei der Vorstellung des Bundesligareports für die Saison 2014/15. Und er macht es, obwohl die Zahlen des deutschen Profifußballs zumindest für den Augenblick wieder mal bezaubernd schön sind. "Das Wachstum geht weiter, zum elften Mal in Folge", sagt Seifert, "die Bundesliga ist vom Umsatz her die zweitstärkste Liga hinter der englischen Premier League. Aber sie muss weiter stark wachsen, wenn wir die Position unter den ersten drei Ligen in Europa halten wollen. Dazu reicht es nicht, alle vier Jahre auf die nationale Rechteausschreibung zu warten."

Seifert nimmt die Liga, die Vereine in die Pflicht. Sie werden zwar ebenso wie die DFL ziemlich begeistert zur Kenntnis nehmen, dass erstmals über 2,5 Milliarden Umsatz erzielt wurden, ganz genau 2,62 Milliarden Euro. Sie müssen sich vom DFL-Geschäftsführer allerdings auch vorhalten lassen, dass künftig nicht allein die DFL beim Rechtehandel die Kasse klingeln lassen wird. "Es steht fest, dass wir sehr viel stärker internationalisieren müssen", sagt Seifert. Schließlich handelt es sich immer mehr um einen globalen Markt.

Wer da bestehen will, der braucht bemerkenswerte Wachstumsraten. Die DFL hat den Klubs vorgerechnet, dass die Behauptung unter den ersten drei Ligen des Kontinents nur möglich ist, wenn in 20 Jahren der Umsatz mehr als verdoppelt würde. "So ein Wachstum kann nicht aus nationalen Fernseheinnahmen entstehen", erklärt der DFL-Chef.

Und damit den Klubs die Lage auch ganz klar wird, zeigt Seifert die Alternative. Allein im Vertrauen auf die Ausschreibung der TV-Rechte werde die Bundesliga zuverlässig wachsen, aber natürlich nicht so stark, dass der Rang unter den ersten Drei garantiert sei. Die Frage ist also: "Entweder man diskutiert, wie das Wachstum geht, oder wir diskutieren, ob wir unseren Platz behaupten wollen."

Für das internationale Ansehen ist die Position in Europa wichtig. Und im Moment ist die Bundesliga wer auf dem Kontinent. Sie stellt drei feste Starter in der Champions League und einen Qualifikanten. Das wiederum sichert die Aufmerksamkeit des TV-Publikums und damit jene der Sponsoren.

Man darf davon ausgehen, dass die Bundesliga-Klubs diese Situation nicht unangenehm finden, denn selbst die Kleinen profitieren von internationalen Einnahmen der Großen. Die Liga verteilt Gelder nach dem Solidarisch- und dem Leistungsprinzip. Je reicher sie ist, desto reicher sind alle ihre Vereine. Die Klubvertreter werden also hingebungsvoll nicken, wenn Seifert sie fragt, ob es ihnen auch weiter um bemerkenswertes Wachstum geht.

Bundesliga braucht 1,1 bis 1,5 Milliarden

Schon im nächsten TV-Vertrag, der nach leichten Verzögerungen jetzt "auf jeden Fall vor der EM" (Seifert) ausgeschrieben wird, müssen sich Einnahmeverbesserungen abbilden. Zurzeit kommen rund 730 Millionen Euro im Jahr aus den sogenannten medialen Erlösen. Um mit Spanien und Italien wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht die Bundesliga nach Seiferts Einschätzung 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro. Das wäre ein Ergebnis, mit dem sogar Branchenführer Bayern München einverstanden sein muss. Dessen Klubchef Karl-Heinz Rummenigge hat mal laut über 1,4 Milliarden Euro nachgedacht.

Seifert sieht aber lieber in die weitere Zukunft. Er sagt: "Die nächste Ausschreibung der Rechte ist nicht die letzte, sondern nur die vor der nächsten." Da ist der mahnende Zeigefinger schon wieder unten, und ein Lächeln schleicht sich um die Lippen. Die Botschaft haben ja alle verstanden.

(pet)
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