Eklatante Fehlentscheidungen Verlangen nach dem Videobeweis wird immer größer

Wieder einmal hatten die Schiedsrichter am Wochenende große Probleme, die richtigen Entscheidungen zu treffen. In Frankfurt, Ingolstadt und Leverkusen war es besonders krass.

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Foto: dpa, awe lof

Kein Wochenende ohne Schiri-Schelte - und ein immer größer werdendes Verlangen nach dem Videobeweis: Die neuerlichen teils eklatanten Fehlentscheidungen der Schiedsrichter am 20. Spieltag der Bundesliga haben die hitzige Diskussion über die Einführung technischer Hilfsmittel befeuert. Fast alle Beteiligten erhoffen sich davon mehr Gerechtigkeit - der Videobeweis also als DAS Allheilmittel für eine bessere Zukunft?

Für BVB-Coach Thomas Tuchel allerdings ein Muss. "Es kann nicht sein, dass die vier Schiedsrichter es nicht wissen, aber jeder im Stadion mit einem Smartphone weiß es zehn Sekunden später", sagte er: "Ich bin glühender Verfechter davon, jedes Tor zu überprüfen." Ein Ansatz, der über die bisherige Diskussion weit hinausgeht.

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Foto: Screenshot Sky

Der ehemalige Fifa-Referee Markus Merk schrieb zum Thema Videobeweis bei Twitter: "100 Prozent Zufriedenheit gibt es nicht! Der Videoschiedsrichter ist kein Oberschiedsrichter, er trifft keine Interpretationsentscheidungen!" Aber er kann, sollte das System ausgereift sein, eben jene Irrtümer zuverlässig korrigieren, welche die Kollegen auf dem Feld begangen haben.

"Wenn ein vierter Schiedsrichter mit allen technischen Mitteln ausgestattet wäre, könnte er dem Schiedsrichter einfach ein Zeichen geben, wenn er sich sicher ist", sagte Stefan Reuter, Manager des FC Augsburg, nachdem sein Team am Samstag beim FC Ingolstadt (1:2) bereits zum wiederholten Male in dieser Saison spielentscheidend benachteiligt worden war.

Der Unparteiische Michael Weiner (Gießen) hatte in der 85. Minute nach einem Zweikampf zwischen Ingolstadts Pascal Groß und Augsburgs Jan Moravek auf den Punkt gezeigt, Moritz Hartmann markierte daraufhin den Endstand. "Es gab zwar einen Kontakt", sagt der frühere Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer in der Bild am Sonntag über die strittige Szene, "aber der war nicht ausreichend, um auf Elfmeter zu entscheiden. Die Diskussionen um den Videobeweis gehen weiter".

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Foto: ap

Und das werden sie — weil die Schwarzkittel auch künftig nicht jede Situation korrekt beurteilen können — solange tun, bis das International Football Association Board (IFAB) eine Entscheidung getroffen hat. Das für Regelfragen zuständige Gremium des Weltverbandes Fifa will bei seiner Jahresversammlung in rund einem Monat (4. bis 6. März in Cardiff/Wales) über die Einführung des Videobeweises beraten - vorerst allerdings nur zu Testzwecken.

"Es wird definitiv kommen", sagte Reuter, "es ist für mich nur eine Frage der Zeit." Der 49-Jährige schätzt den Nutzen dabei deutlich höher ein als die Nachteile und glaubt nicht, dass dem Spiel dadurch der Fluss verloren geht. "Wir hätten deswegen keine langen Unterbrechungen, aber wesentlich weniger Fehlentscheidungen."

Eine solche gab es am Samstag auch in Frankfurt, über die Entscheidungen des Unparteiischen in Leverkusen wurde zudem (zu Recht) debattiert. "Der hat die Hand weit ausgestreckt, diese Handszene muss der Schiedsrichter sehen", sagte Eintracht Frankfurts Kapitän Alexander Meier über die Aktion von Christian Gentner (VfB Stuttgart), der den Ball im Strafraum klar mit dem Arm spielte.

Dass Peter Sippel (München) das in der 38. Minute übersah, war wohl kaum spielentscheidend. Ein Elfmeter hätte der Partie (2:4) beim Stand von 0:1 aber zumindest einen anderen Verlauf geben können.

Am Samstagabend traf während der Partie zwischen Bayer Leverkusen und Rekordmeister Bayern München dann noch Knut Kircher (Rottenburg) die ein oder andere fragwürdige Entscheidung. Am Ergebnis (0:0) änderte dies zwar nichts, die Diskussionen aber waren hitzig. "Die zweite gelbe Karte war eher keine", meinte Bayerns Kapitän Philipp Lahm über den Platzverweis von Xabi Alonso (84.). "Da rutscht Chicharito eher aus. Vor der Pause foult Kießling hingegen mehrfach, da hätte es Gelb-Rot geben müssen", sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bei Sky.

Ähnlich beurteilte die Szenen auch Markus Merk, dessen Einschätzungen Bayer-Coach Roger Schmidt wiederum erzürnten. "Wenn er sagt, das war mindestens zweimal Gelb bei Stefan Kießling und bei Alonso war es keine Gelbe Karte, dann ist die Aussage ein Witz", sagte Schmidt.

(sid)
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