Coming-out des Ex-Nationalspielers Bundestrainer Löw setzt auf Hitzlsperger-Effekt

Frankfurt/Main · Bundestrainer Joachim Löw hofft nach dem Coming-out des Ex-Nationalspielers Thomas Hitzlsperger, "dass sein Bekenntnis bei uns allen zu einem entspannteren Umgang mit dieser Thematik beiträgt." DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sagte Hitzlsperger die Unterstützung des gesamten Fußballs zu.

 Unter Joachim Löw bestritt Thomas Hitzlsperger 36 seiner 52 Länderspiele.

Unter Joachim Löw bestritt Thomas Hitzlsperger 36 seiner 52 Länderspiele.

Foto: dpa

"Thomas Hitzlsperger war zur seiner Zeit als Nationalspieler immer ein Vorbild, vor dem ich den höchsten Respekt hatte — und dieser Respekt ist jetzt noch weiter gewachsen. Er hat sich entschieden, den Schritt in die Öffentlichkeit zu gehen, und ich stehe zu unserem Wort, dass er von uns jede erdenkliche Unterstützung bekommt", sagte Niersbach bei dfb.de.

Bundestrainer Joachim Löw, unter dem Hitzlsperger 36 seiner 52 Länderspiele bestritt, fordert Respekt für die Entscheidung des ehemaligen Nationalspielers: "Thomas hat für sich persönlich entschieden, diesen Schritt zu gehen, und er sollte in einer toleranten Gesellschaft von allen respektiert werden." Löw hatte Hitzlsperger in dessen letztem Länderspiel im August 2010 gegen Dänemark (2:2) auch als Mannschaftskapitän aufgeboten.

"Für mich als Trainer sind alleine die sportlichen Leistungen und das soziale Verhalten eines Spielers entscheidend, und ich habe Thomas immer als ehrgeizigen, zuverlässigen Profi kennengelernt", sagte er und ergänzte: "Ich wünsche mir, dass sein Bekenntnis bei uns allen zu einem entspannteren Umgang mit dieser Thematik beiträgt."

Auch Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und Liga-Präsident Reinhard Rauball äußerten ihre Anerkennung. "Als Thomas noch aktiver Nationalspieler war, hatten wir von seiner Homosexualität keine Kenntnis", sagte Bierhoff: "Er hat sich erst nach seinem Karriereende an uns gewandt und uns darüber informiert. Dass er sich nun auch öffentlich bekennt, verdient Anerkennung und Respekt. Ich begrüße diesen Schritt, wir werden ihm alle Unterstützung zukommen lassen, damit er seinen mutigen Weg weitergehen kann."

Rauball sprach von einem "großen und mutigen Schritt", der "im Kampf gegen Homophobie sicherlich wegweisend" sei. Der DFL-Chef merkte jedoch an: "Mit Blick auf die enorme Öffentlichkeit im Profifußball wären die Reaktionen im Falle des Outing eines aktiven Profis jedoch weiterhin nur schwer kalkulierbar. In dieser Hinsicht tragen die Clubs als Arbeitgeber eine außerordentliche Verantwortung."

Der 52-malige Nationalspieler Hitzlsperger, der vor vier Monaten seine Karriere beendete, hat sich als erster prominenter Fußballer zu seiner Homosexualität bekannt. "Ich äußere mich zu meiner Homosexualität, weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte", sagte der 31-Jährige im Interview mit der Zeit. Zufällig habe er den Zeitpunkt seines Coming-outs nicht gewählt. "Ich habe das Gefühl, dass jetzt ein guter Moment dafür ist. Die Olympischen Spiele von Sotschi stehen bevor, und ich denke, es braucht kritische Stimmen gegen die Kampagnen mehrerer Regierungen gegen Homosexuelle", sagte Hitzlsperger.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) veröffentlichte im Sommer 2013 bereits eine Informations-Broschüre mit dem Titel "Fußball und Homosexualität". Sie solle dazu anregen, "sich mit dem Thema sexuelle Identität unaufgeregt und entschleunigt auseinanderzusetzen", heißt es darin.

(sid/dpa)
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