Ancelotti passt nicht ins Schema Schuberts Vita ist mittlerweile typisch für die Bundesliga

Düsseldorf · Carlo Ancelotti ist im Vergleich zu seinen Bundesliga-Kollegen ein höchst ungewöhnlicher Trainer. Mehr im Trend liegen Männer wie André Schubert und Markus Kauczinski, die den Profifußball erst als Coach kennengelernt haben.

Bundesliga: Der Durchschnittstrainer 2016/2017
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Foto: dpa, ade hpl

Der Schwaben-Hype in der Bundesliga ist vorbei. Vor zweieinhalb Jahren kam fast jeder zweite Trainer aus Baden-Württemberg, die meisten aus dem Raum Stuttgart. Im Sommer 2016 hat sich nicht nur der VfB aus dem Oberhaus verabschiedet. Auch Thomas Schneider, Jens Keller, Jürgen Klopp, Tayfun Korkut, Markus Gisdol und Robin Dutt sind nicht mehr da, was bei den einen mit einem Karriereknick und bei anderen mit einem Karrieresprung zusammenhängt.

Thomas Tuchel und Christian Streich sind dagegen noch bzw. wieder da. Ihre Vita steht für zwei Trends, die sich seit 2014 verfestigt haben. Damals hatten sechs der 18 Trainer als Spieler kein Erstligaspiel absolviert, heute sind es acht. Damals hatten acht ihren ersten Job im Jugendbereich, heute sind es neun. Ins Schema passen auch Leute wie André Schubert (Borussia Mönchengladbach) und Markus Kauczinski (FC Ingolstadt), die den Profifußball überhaupt erst als Trainer kennengelernt haben, beide kamen nie über die Oberliga hinaus, Roger Schmidt (Bayer Leverkusen) spielte nur Regionalliga.

Wenn man so will, geht die Schere auseinander, wie folgender Vergleich zeigt:

  • Januar 2014: 2 ehemalige Amateure, 11 ehemalige Profis, 5 ehemalige Nationalspieler
  • Juli 2016: 5 ehemalige Amateure, 4 ehemalige Profis, 9 ehemalige Nationalspieler

Die Schuberts und Kauczinskis sind en vogue, aber auch Leute wie Niko Kovac, Pal Dardai und Viktor Skripnik. Sie sind seit Ewigkeiten in Deutschland, Kovac ist sogar in Berlin geboren, international waren sie für die Heimat ihrer Eltern aktiv. Hinzu kommen Trainer aus dem deutschsprachigen Ausland: Peter Stöger, Ralph Hasenhüttl, Martin Schmidt.

Der FC Bayern hat in Carlo Ancelotti also eine im Ligavergleich sehr unkonventionelle Wahl getroffen. Der Italiener kann nicht fließend Deutsch, der 57-Jährige ist vergleichsweise alt (Durchschnitt 46,8) und seinen ersten Trainerjob hatte er als Assistent bei der italienischen Nationalmannschaft. Ein anderes Alleinstellungsmerkmal dürfte den Bayern allerdings wichtiger gewesen sein: Als einziger Bundesligacoach hat Ancelotti bereits die Champions League gewonnen.

(jaso)
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