Frankfurt wechselt den Trainer Christoph Daum soll die Eintracht retten

Frankfurt/Düsseldorf (RP). Viel war gemunkelt worden in den vergangenen Tagen in Frankfurt. Auch wenn der Eintracht gegen den FC St. Pauli endlich der erste Sieg nach der Winterpause gelungen war, stand die Ablösung von Trainer Michael Skibbe seit Samstag im Raum. Zu erbärmlich war die Vorstellung der nach einer vorzüglichen Hinrunde immer tiefer stürzenden Mannschaft auch gegen die Hamburger. Und zu offensichtlich erschien die Gelegenheit, die Länderspielpause der Bundesliga als letzte Möglichkeit zu nutzen, um die sportliche Leitung auszutauschen.

Das ist Christoph Daum
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Foto: dpa/Peter Kneffel

Dennoch herrschte allgemeine Verblüffung, als die Hessen gestern den neuen Coach präsentierten. Wer hätte mit Christoph Daum gerechnet? "Sein Name war nicht gehandelt worden. Das hat mich schon überrascht", gestand Stürmer Ioannis Amanatidis. Und er fügte an: "Es herrscht ja überall Chaos in der Bundesliga."

Heute um 12.30 Uhr präsentiert der Verein seinen Trainer. Wegen des erwarteten Andrangs bei der Pressekonferenz hat er zum ersten Mal überhaupt Verhaltensmaßregeln für die Fotografen ausgegeben. Am Nachmittag leitet Daum zum ersten Mal das Training an der Commerzbank-Arena, der Hessische Rundfunk zeigt ab 15.30 Uhr die Übungseinheit live im Fernsehen. Am übernächsten Sonntag sitzt Daum erstmals seit seinem Abschied vom 1. FC Köln 2009 auf einer Bundesligabank: in Wolfsburg, mit Felix Magath als Gegenüber.

Daum bekommt einen Vertrag bis Saisonende, im Fall des Klassenverbleibs verlängert der sich um zwei Jahre. Roland Koch, Daums Vertrauter seit vielen Jahren, kommt als Co-Trainer mit an den Main. Daums Sohn Marcel gehört als Scout und Videoanalyst zum Stab.

Der Trainerwechsel bei der Eintracht ist der zehnte in der laufenden Saison. Ein paar Kilometer westlich von Frankfurt äußerte Joachim Löw deshalb seine Sorge um das Image der Klasse. "Generell müssen wir aufpassen, dass die Seriosität der Liga nicht leidet", sagte der Bundestrainer in Mainz, wo sich die Nationalmannschaft auf das EM-Qualifikationsspiel am Samstag in Kaiserslautern gegen Kasachstan vorbereitet.

Trotz des rasanten Personalwechsels war Daum im deutschen Fußball zuletzt kaum noch ein Thema. Es klang wie ein Flehen, wenn er in ihm nahestehenden Medien sagte: "Ich will zurück in die Bundesliga." Sein zweites Engagement bei Fenerbahce Istanbul endete im Juni 2010 mit einer branchenüblichen Abfindung in Millionenhöhe. Seitdem lebt er mit seiner Familie wieder in Köln. In der Villa im Stadtteil Hahnwald verhandelte der Frankfurter Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen am Montag stundenlang mit dem 57-Jährigen und dessen Anwalt.

Vor gut zehn Jahren bekam Daums Karriere den entscheidenden Knick. Er sollte damals Nachfolger von Teamchef Erich Ribbeck werden. Doch der Münchner Manager Uli Hoeneß deutete an, dass Daum Kokain konsumiert habe. Der versicherte, er habe "ein absolut reines Gewissen", ließ sich auf eine Haarprobe ein und flüchtete mit Hilfe des damaligen Leverkusener Managers Reiner Calmund nach Florida, als der Test positiv ausfiel.

Zum ersten Mal in seinen acht Jahren bei der Eintracht ließ Bruchhagen nun einen Trainer fallen. Dabei hatte er den Vertrag mit Skibbe erst im Januar bis 2012 verlängert. Der Trainer schien angesichts des Trends der vergangenen beiden Monate und des Sturzes auf den 14. Platz für die Entlassung aber fast schon Verständnis aufzubringen, wenngleich er "natürlich sehr enttäuscht" war.

Auf seiner Abschiedspressekonferenz zeigte sich Skibbe davon überzeugt, dass sein Nachfolger Frankfurts vierten Abstieg verhindern kann: "Das ist ein alter Fahrensmann. Der wird das schon hinkriegen."

(RP)
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