Bundesliga 14/15 Das Abstiegs-Barometer
Der Abstiegskampf in der Bundesliga bietet reichlich Dramatik. Noch ist keine Entscheidung gefallen, wer in die 2. Liga muss und wer sich über die Relegation noch retten kann. Wir fassen vor dem Saisonfinale am Samstag zusammen, was für bzw. gegen die sechs betroffenen Teams spricht.
Hertha BSC (Platz 13/35 Punkte/35:50 Tore):
Größtes Plus der Hertha: Die Ausgangssituation. Der direkte Abstieg ist so gut wie unmöglich, die Relegation nur bei einem sehr ungünstigen Verlauf des letzten Spieltags. Und die Berliner haben es bei 1899 Hoffenheim in der eigenen Hand, ein Punkt reicht dem Hauptstadtklub. Doch das ist im Kraichgau keinesfalls sicher. Zuletzt spielten die Berliner in Dortmund und gegen Frankfurt unter ihren Möglichkeiten. Seit sechs Spielen konnte die alte Dame zudem nicht gewinnen. Der Trend spricht gegen die Herthaner.
SC Freiburg (14./34/35:45):
Der SC ist den Druck gewohnt. Die Breisgauer spielen fast jedes Jahr gegen Abstieg und haben deshalb eine Menge Erfahrung im Kampf um den Klassenerhalt. Zudem ist das Umfeld vollkommen ruhig, Trainer Christian Streich steht nicht zur Debatte. Dazu kommt, dass die Freiburger eigentlich zu gut für die 2. Liga sind. Vom spielerischen Potenzial gehört die Mannschaft eigentlich ins Tabellenmittelfeld der Bundesliga. Da liegt aber auch das Problem: Dieses Potenzial können die Profis nicht immer abrufen. Auch am letzten Spieltag ist ein Ausrutscher nach unten möglich - und der könnte eine Etage tiefer enden.
Hannover 96 (15./34/38:55):
Der Anführer von 96 ist ein wirklicher Anführer. Lars Stindl erzielte sieben der letzten elf Tore für Hannover. Der 26 Jahre alte Kapitän hängt sich trotz seines feststehenden Wechsels zum Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach voll rein, reißt das Team wie bei seinem Doppelpack beim FC Augsburg (2:1) mit. Nach dem ersten Dreier im Jahr 2015 und zuvor 16 Partien ohne Sieg stehen die Niedersachsen wieder über dem Strich - die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck hat es gegen den SC Freiburg in der eigenen Hand. Allerdings hat Hannover zuletzt vor fünf Monaten vor den eigenen Fans gewonnen.
VfB Stuttgart (16./33/40:59):
Die Schwaben haben in Huub Stevens einen erfahrenen und im Abstiegskampf erprobten Trainer, der den VfB schon im Vorjahr gerettet hat. Zudem tankte der VfB nach zuletzt zwei Heimsiegen viel Selbstvertrauen. Selbst die "Affen-Affäre" brachte das Team nicht aus der Bahn - im Gegenteil: Im Kellerduell gegen Hamburg (2:1) münzten die VfB-Profis die Unruhe in positive Energie um. Zudem macht die starke Offensive um Daniel Ginczek und Daniel Didavi Hoffnung, auch wenn die Chancenverwertung viel besser sein könnte. Auswärts hat Stuttgart allerdings erhebliche Probleme. In diesem Jahr gab es noch keinen Sieg, nur zwei Unentschieden und zuletzt sogar vier Auswärtspleiten in Serie. Der letzte Erfolg in fremden Stadien datiert vom 16. Dezember 2014 (1:0 in Hamburg).
Hamburger SV (17./32/23:50):
Nach dem desaströsen Auftritt in Stuttgart (1:2) glauben wohl nur noch einige unverbesserliche Optimisten an die Rettung - aus eigener Kraft können es die einst stolzen Hanseaten jedenfalls nicht mehr schaffen. Bezeichnend für die Auflösungserscheinungen: Ausgerechnet Kapitän Rafael van der Vaart holte sich in der Nachspielzeit (!) eine völlig unnötige Gelbe Karte ab und ist für den Showdown gegen Schalke 04 gesperrt. Allerdings scheinen die Königsblauen im Moment in einer ähnlich desolaten Verfassung zu sein. Und: Mit einer Rettung in letzter Sekunden kennen sich die Hamburger aus. In der Vorsaison gelang der Klassenerhalt über den Umweg Relegation. Mit einem Kurztrainingslager will Trainer Bruno Labbadia ein ähnliches Fußball-Wunder erzwingen - im "Uwe Seeler Fußball Park" in Malente.
SC Paderborn (18./31/30:63):
Der SC Paderborn hat auf dem Papier die mit Abstand schlechtesten Karten und ist auf Schützenhilfe angewiesen. Was den Ostwestfalen bleibt, ist in erster Linie der psychologische Vorteil, rein gar nichts mehr zu verlieren zu haben. Dass Totgesagte länger leben, hat der Aufsteiger zuletzt bei den Siegen gegen den FC Augsburg (2:1) und beim SC Freiburg (2:1) bewiesen. Die Unterstützung der Fans im engen Paderborner Stadion wird bedingungslos sein, um das Wunder vielleicht doch noch zu schaffen. Trainer Andre Breitenreiter zeigt sich unbeirrt kämpferisch: "Die Jungs werden wieder aufstehen und in unserem Stadion eine Top-Leistung abliefern."