Borussia Mönchengladbach De Jong im Anmarsch

Mönchengladbach · Das Gezerre um Luuk de Jong scheint endlich ein Ende gefunden zu haben. Während der Tross von Borussia Mönchengladbach am Samstag zum Testspiel in Alstätte gegen Preußen Münster reiste (3:0-Sieg), blieb Sportdirektor Max Eberl daheim — und brachte wohl den größten Transferdeal der Gladbacher Vereinsgeschichte in trockene Tücher.

Noch am selben Tag soll Borussias absoluter Wunschstürmer vom FC Twente Enschede zuverlässigen Quellen zufolge beim Medizincheck im Stadion gewesen sein. Es ist die letzte Hürde vor der Verpflichtung eines Spielers. Wahrscheinlich kann der Klub den niederländischen Nationalspieler somit am Montag oder Dienstag — und daher noch rechtzeitig vor dem Trainingslager des Klubs am Tegernsee — endlich offiziell präsentieren.

Dass de Jong der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte wird, ist auch ohne genaue Kenntnis der letztlich ausgehandelten Summen sicher. Elf Millionen Euro hatte Borussia zunächst geboten, irgendwann hatte Enschede dann 20 Millionen Euro gefordert. Man geht davon aus, dass sich beide Seiten auf eine (leistungsbezogene) Ablösesumme von rund 15 Millionen Euro geeinigt haben. Zum Vergleich: Beim Verkauf von Top-Torjäger Marco Reus erhielt Borussia 17,2 Millionen Euro von Meister Borussia Dortmund.

Ganz schön viel Geld also für einen 21-Jährigen, der bislang "nur" in der niederländischen Ehrendivision geglänzt hat. Dort allerdings mit durchschlagendem Erfolg. Allein in der vergangenen Saison erzielte de Jong 25 Treffer in 31 Liga-Spielen und gab zusätzlich neun Vorlagen. Was ihm ein paar Einsätze (ein Tor) in der Nationalmannschaft und immerhin die Kaderzugehörigkeit zur Europameisterschaft mit den so erfolglosen Niederlanden eingebracht hat.

Die Verhandlungen zwischen Borussia und den Niederländern gestalteten sich sehr problematisch. Sportdirektor Max Eberl hatte die Twente-Verantwortlichen als "schwierig" bezeichnet. Selbst als der Spieler offiziell auf den ihm vertraglich zugesicherten Anteil von 20 Prozent an der Verkaufssumme (ein Betrag, der von Borussia nicht über ein noch höheres Gehalt refinanziert werden soll) verzichtete, dauerte es noch, bis Bewegung in die Sache kam. Mindestens dreimal waren Verantwortliche von Borussia in Enschede zu Verhandlungen anwesend. "Keine Seite hat Geld zu verschenken", sagte Geschäftsführer Stephan Schippers.

De Jong ist der absolute Wunschspieler von Trainer Lucien Favre. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Vertragsverlängerung des Schweizers an die Bedingung geknüpft war, den Niederländer zu verpflichten. Es ist kein geringer Preis, den der Klub für den Verbleib des Erfolgstrainers bezahlt. Doch es ist einer, der sich auszahlen könnte. Gelingt (am besten mit Toren des Stürmers) die Qualifikation für die Champions League, muss sich Schippers um die Refinanzierung seines Stars sowieso keine Gedanken machen. In der Königsklasse könnte Borussia Einnahmen von rund 17 Millionen Euro als garantiert verbuchen.

Gelingt die Quali nicht, sind die weit über 30 Millionen Euro, die der Verein diesen Sommer in neue Spieler investiert hat (bei Transfererlösen von 23 Millionen), zunächst eine ganze Stange Geld — zumal Borussia aus der vorangegangenen Saison noch ein kleines Minus ausgleichen muss. Doch Schippers betont: "Wir machen kein Harakiri."

(areh)
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