Wenig Chancen, wenig Tore Köln hat ein eklatantes Sturm-Problem

Köln · Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln hat im Heimspiel gegen den SC Freiburg die Chance verpasst, sich vorerst von den Abstiegsrängen abzusetzen. Das 0:1 gegen die Breisgauer, die am 10. Spieltag ihren ersten Saisonsieg landeten, legte die Probleme des Aufsteigers offen: Köln weist eklatante Schwächen in der Offensive auf.

Die Chancenverwertung der Bundesliga-Klubs
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Foto: afp, cs/dg

Für das Heimspiel gegen das bisherige Schlusslicht aus dem Breisgau hat sich der 1. FC Köln mal wieder etwas Besonderes ausgedacht. Der Aufsteiger zog den Beginn der närrischen Saison neun Tage vor und lief im extra entworfenen Karnevalstrikot auf. Aus der erhofften Party wurde nichts, Köln kassierte nach einer schwachen Leistung die zweite Heimniederlage und verpasste den dritten Sieg in Serie. Dabei wurde einmal mehr deutlich: Beim FC hapert es in der Abteilung Attacke.

Das belegen auch die Zahlen der bisherigen zehn Spiele. Köln erarbeitete sich mit 35 Chancen die wenigsten Möglichkeiten aller Bundesligisten. Bayer Leverkusen (66) und der VfL Wolfsburg (69) haben fast doppelt so viele Chancen auf dem Konto, der FC Bayern mit 92 Möglichkeiten beinahe dreimal so viele wie der FC. Von den 35 Möglichkeiten nutzte Köln nur sieben — macht eine Quote von 20 Prozent und Rang 14 in der Chancenverwertungs-Tabelle.

Mitaufsteiger SC Paderborn macht den Kölnern vor, wie es geht: Mit 34,8 Prozent der genutzten Chancen (46) sind die Ostwestfalen das effizienteste Team der Liga. Und das spiegelt sich auch in der Tabelle wider: Paderborn, vor der Spielzeit als sicherer Abstiegskandidat gehandelt, rangiert mit 15 Zählern auf einem starken siebten Rang.

Gleich sechmal blieb Köln in der aktuellen Spielzeit ohne eigenen Treffer, nur zweimal gelang dem zweifachen deutschen Meister mehr als ein Tor: Beim 2:0-Erfolg in Stuttgart und bei der 2:3-Niederlage in Frankfurt. "Die Ideen bei Ballbesitz waren mangelhaft", kritisierte Trainer Peter Stöger nach dem erneuten offensiven Offenbarungseid gegen Freiburg. Dabei hat sich der FC im Sommer im Angriff verstärkt. Doch die Neuen zünden noch nicht.

Der 24-Jährige war der Königstransfer des Aufsteigers. Für drei Millionen Euro wechselte der Stürmer vom 1. FC Kaiserslautern nach Köln. In der vergangenen Zweitliga-Saison erzielte Zoller in 28 Spielen für die "Roten Teufel" 13 Tore. In der Bundesliga konnte er sich bislang noch nicht durchsetzen, auch wenn Zoller beim 2:1-Erfolg gegen Borussia Dortmund den Kölner Siegtreffer erzielte. Zoller fehlt noch die Bindung zum Mittelfeld, oft ist er in der Sturmspitze verloren. Stöger aber vertraut den angeblichen Qualitäten seines Angreifers und setzt wohl auch in den kommenden Wochen auf Zoller.

Mal steht der Japaner wie gegen Freiburg in der Startelf, mal ist er gar nicht im Kader. Stöger hält viel von dem spielstarken 24-Jährigen, für den die Bundesliga allerdings eine Nummer zu groß zu sein scheint. Osako verliert den Großteil seiner Zweikämpfe, weil es ihm an der nötigen Robustheit fehlt.

Der einzige Kölner Stürmer, der derzeit über Bundesliga-Format verfügt, sitzt seit Wochen nur auf der Bank. Dabei war Ujah beim 2:0-Sieg in Stuttgart der Matchwinner und schoss den FC nach seiner Einwechslung in Bremen am neunten Spieltag zum Sieg. Zwar ist Ujah nicht gerade der Kaltschnäuzigste vor dem gegnerischen Tor, durch seine Präsenz schafft es der Nigerianer aber im Vergleich zu seinen Konkurrenten im Angriff immerhin, die Zweikämpfe anzunehmen. Und ohne den 24-Jährigen ist das taktische Rezept der langen Bälle wie im Spiel gegen Freiburg zum Scheitern verurteilt. Ujah wird in den kommenden Wochen wieder seine Chance von Beginn an bekommen.

In der vergangenen Zweitliga-Saison glänzte der Mittelfeldspieler mit guten Ideen als Vorbereiter, in der Bundesliga ist er noch nicht angekommen. Halfar soll in der Schaltzentrale das Offensiv-Spiel der Kölner beleben, doch davon ist bislang noch nichts zu sehen. Der wuselige 26-Jährige hängt sich in jedem Spiel rein und versucht alles, doch offenbar reicht seine Qualität nicht für das Oberhaus. Doch auch in der Personalie Halfar zeigt sich Stöger noch geduldig.

Einer, der die Probleme im Kölner Angriff lösen könnte, wäre Patrick Helmes. Wann der Ex-Nationalspieler nach seinem Knorpelschaden in der Hüfte allerdings wieder spielen kann, ist noch offen. Womöglich kann Helmes erst nach der Winterpause wieder spielen. Dabei braucht Köln einen wie den 30-Jährigen, der die Bälle im Angriff verarbeiten kann und sofort den Abschluss sucht.

Sollte Helmes tatsächlich bis zum Jahresende ausfallen, wird Köln in der Winterpause offensiv womöglich nachlegen. "Sollte Patrick Helmes nicht zurückkommen, könnten wir uns durchaus Gedanken über einen neuen Stürmer machen", sagte Sportdirektor Schmadtke im "Kölner Stadt-Anzeiger. "Aber wir hegen die Hoffnung, dass wir mit der Therapie, die im Moment anläuft, Erfolg haben und er zurückkommt. Um den Jahreswechsel werden wir besprechen, wie die Entwicklung, die Aussichten und Ziele sind. Wenn am Ende klar wird, er muss operiert werden, dann wird es schwer. Dann fällt er lange aus", so Schmadtke weiter.

Dabei braucht Köln eigentlich ein sofortiges Hilfe-Paket im Angriff. Ansonsten droht der schnelle Absturz in die unteren Tabellenregionen.

(seeg)
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